Details des „braunen Briefes“ Flüchtlingen pauschal Mord und Vergewaltigung unterstellt

Flüchtlingen pauschal Mord und Vergewaltigung unterstellt
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Der „braune Brief“ trägt das Datum 15. Dezember 2022. Er ist von einer männlichen Person unterzeichnet mit dem Zusatz „Interessensgemeinschaft der Friedhofsanwohner“. Der Redaktion liegt das Schreiben jetzt vor. Es offenbart Abgründe.

Der Brief richtet sich gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft (40 bis 45 Personen) auf der Fläche hinter dem K+K-Markt in Nienborg. Über die Verwaltung ging der Brief an den Rat und zugleich an den Kirchenvorstand, da der Kirche die auserkorene Fläche (noch) gehört.

Auf dieser Fläche soll die Flüchtlingsunterkunft entstehen. Die Anwohner (Häuser im Hintergrund) sollen damit nicht einverstanden sein. Zumindest geht das aus dem fragwürdigen Brief so hervor.
Auf dieser Fläche soll die Flüchtlingsunterkunft entstehen. Die Anwohner (Häuser im Hintergrund) sollen damit nicht einverstanden sein. Zumindest geht das aus dem fragwürdigen Brief so hervor. © Till Goerke

Der Verfasser versucht, eine Argumentationsstruktur aufzubauen und diese mit fadenscheinigen Argumenten zu stützen. Rassistisches Vokabular im nationalsozialistischen Sprachstil wird nicht verwendet, doch die Wortwahl ist dennoch stark „rechts“ angelehnt.

Im Folgenden stellen wir im Originalwortlaut die wesentlichen Themenblöcke vor. Aufgrund der Länge des Briefes hat die Redaktion Kürzungen vorgenommen und diese durch Klammern kenntlich gemacht.

Fehlende Bürgerbeteiligung?

„Die Anwohner rund um den Friedhof wurden dabei [...] nicht befragt. [...] Hier entsteht der Eindruck [...] der Kirche und den Anwohnern die Pistole auf die Brust zu setzen, einer Entscheidung (so kurz vor Weihnachten!) im Sinne der ‚Willkommenskultur‘ zuzustimmen.“

Art der geplanten Unterbringung?

„Zu bedenken ist bei uns Anwohnern die Frage der Integrität. Eine Dezentralisierung [Der Verfasser verwechselt zentral und dezentral, da die geplanten Unterkünfte zentral geplant sind – Anm. d. Red.] am Ortsrand schafft keine Nähe der Flüchtenden gegenüber der Bevölkerung. [...]

Eine Dezentralisierung von Geflüchteten, welche wie Hühner in einem Käfig eingepfercht wären, schafft Raum für Isolation und Aggressivität. [...] Diese Menschen [...] wären in diesem Hort konzentriert und stellen ein hohes Maß an Gewalt, Ärger, Ängsten und Misstrauen dar.“

Angst um die eigenen Kinder?

„Haben wir [...] Angst um unsere Kinder. Hier am Ortsrand hinter dem Friedhof und versteckt hinter einem Supermarkt entstehen ‚dunkle Ecken‘, in die Kinder als auch heranwachsende Mädchen und nicht mehr leicht zu beaufsichtigen in einen Hinterhalt geraten, wo sie einer Gefahr eines Übergriffs durch aggressiv aufgeladene Flüchtlinge ausgeliefert wären.“

„Nicht selten ist den Medien zu entnehmen, wie oft es schon zu Übergriffen gekommen ist, welche Vergewaltigung und Mord nach sich zogen. Nur, wenn Menschen anderer Herkunft kollektiv in der Gemeinde ständiger Anwesenheit [...] heimischer Personen ausgesetzt sind, wird eine solch angesprochene Gefahr nahezu unterbunden werden können.“

Langfristige Folgen?

„[...], dass mit diesem Bau ein langfristiger, sozialer Brennpunkt und eine Verschandelung des Ortsteils entsteht, welche die Attraktivität, in Nienborg zu wohnen, drastisch verringert. [....] in solchen ‚Hütten‘ [...] nie der Anreiz geschaffen werden kann, hier eine attraktive und von den Bewohnern mitgetragene Pflege und Ordnung einzubeziehen.“

Friedhofsordnung?

„[...], dass die Friedhofsordnung in Frage gestellt wird. Eine so hohe Anzahl an Flüchtlingen aus diversen Ländern birgt auch einen hohen Grad an kultureller, ethnischer und religiöser Diskrepanz. Eine Rücksichtnahme auf die Friedhofsordnung [...] wird hierbei in Frage gestellt.“

[...] „könnte die ‚Würde des Ortes‘ erheblich gestört werden, da nicht zu erwarten wäre, dass solche Verhaltensregeln aufgrund ihrer kulturellen Vielfalt eingehalten werden.“

Rivalisierende Gruppen?

„[...] wir als Anwohner das Gefühl nicht loswerden, hier fände eine Veranstaltung von rivalisierenden Gruppen statt. Die Politik auf der einen und die Kirche auf der anderen Seite [...]. Sollte die Kirche einem Tausch von Grundstücken zur Realisierung der für uns absurden Idee [...] eines Flüchtlingsheims nicht zustimmen, [...] könnte diese von der Politik als unchristlich [...] dargestellt werden.“

„Sollte die Kirche jedoch zustimmen, bekennt sie sich zu folgsamen Gehorsam gegenüber der Politik und setzt ein weiteres Zeichen von angeschlagener intentioneller Ordnung [...]. Unsere Kirchengemeinde wäre gut beraten, hier Flagge zu zeigen, dieses Grundstück [...] nicht zu tauschen, sondern aufzustehen und den Druck auf die Politik zu erhöhen [...].“

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