Das Restaurant „Gabelpunkt“ ist eine Institution in Heek. Ante und Slavka Kedzo setzen mit schnörkelloser Küche auf Bewährtes statt auf Experimente. Wir haben sie getestet.
Wer ein Restaurant so richtig auf die Probe stellen will, der bringt die ganze Familie mit. Und wir haben das Steakhaus am Gabelpunkt so richtig auf die Probe gestellt. Das ging schon bei der Reservierung los. Am Samstagabend habe ich einen Tisch für 13.30 Uhr am Sonntag bestellt – ohne zu wissen, dass der Laden sonntags um 14 Uhr schließt. Als ich den Fauxpas kurz vor der Abfahrt am Vormittag bemerkte, rief ich erneut an, um das Essen um eine Stunde vorzuverlegen. Kein Problem, so die Antwort.
Die Anfahrt
Das Steakhaus am Gabelpunkt direkt am Kreisverkehr der B70 ist auch für Auswärtige leicht zu finden. Parkmöglichkeiten sind auf dem großen Hof neben dem Haus reichlich vorhanden.
Das Ambiente
Es fühlt sich an wie eine Reise in die Vergangenheit, als wir das Restaurant betreten, denn der Gastraum wirkt etwas in die Jahre gekommen. Schwere Holzbalken, dunkler Teppichboden und Klinkerbögen vermitteln einen urigen Charme. Die Sitzecken im 80er-Chic lassen Raum für Privatsphäre.
Wie funktioniert der Restaurant-Check?
Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants - als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.Die Stoffblumen im Eingangsbereich und auf den Tischen sind sicher nicht jedermanns Geschmack. Trotz der eher rustikalen Einrichtung wirkt es nicht dunkel, denn durch die großen Fensterfronten kommt genug Tageslicht hinein. Der Blick auf die spärlich besetzten Nebentische verrät mir, dass eine Reservierung nicht nötig gewesen wäre. Das sieht abends ganz anders aus, wie mir der Inhaber später verrät. Eine freundliche Bedienung empfängt uns und führt uns zum Tisch.
Die Getränke
Es gibt sicher einfachere Gäste als uns. Vier Erwachsene, nicht ohne Ansprüche, und ein vierjähriger Testesser, der je nach Laune der anspruchsvollste oder der genügsamste Gast der Welt sein kann. Schon bei der Getränkeauswahl geht es mit den Sonderwünschen los, als meine Mutter eine ungekühlte Apfelschorle bestellt. Doch alle Softdrinks sind gekühlt. Die Kellnerin bleibt cool und bietet an, eine warmgestellte Flasche Wasser und ein Glas Apfelsaft zu bringen. Kein Problem. Der Rest unserer Getränkebestellungen ist mit Cola, Wasser und Limo weniger anspruchsvoll. Die umfangreiche Weinkarte will am Sonntagmittag noch niemand testen.
Die Karte
Beim Blick in die Karte fällt auf, dass es kein vegetarisches Hauptgericht gibt. Pech für meine Frau, die kein Fleisch essen möchte. Aber wer außer ihr geht schon in ein Steakhaus, um Gemüse zu essen? Der Sohnemann zum Beispiel, der keines der drei Kindergerichte mit Fleisch möchte.
Dafür gibt es Fleisch in fast allen Variationen. Die Karte schlägt die Brücke vom Münsterland (Münsterländer Herrentoast) über Kroatien (Pljeskavica) bis nach Argentinien. Denn die argentinischen Steaks vom Lavasteingrill sind die Hauptattraktion. Vom 200-Gramm-Rumpsteak bis zum monströsen T-Bone-Steak mit 650 Gramm ist alles dabei. 15 Beilagen und vier Saucen stehen zur Wahl.
Wirklich überraschende Kompositionen sind nicht dabei. Dazu hat sich die Karte in den letzten Jahren kaum verändert. Keine Experimente heißt die Devise. Neuerungen wie ein Fischbüffet habe man getestet, verrät Chef Ante Kedzo später. Von der Stammkundschaft seien diese aber kaum angenommen worden. Im Münsterland setzt man eben lieber auf Bewährtes.
Die Vorspeisen
Wir bestellen drei Mal die Hühnerbrühe und meine Frau die „frischen Champignons nach Art des Hauses“. Die kräftige Brühe mit Eierstich kommt gut an. Bei den Pilzen gibt es Abzüge in der B-Note, weil Sie aus Sicht meiner Frau etwas weniger Sauce vertragen hätten. Gebraucht hätte es die Vorspeisen aber kaum, weil zu den Hauptgerichten auch Salat vom Büffet gehört. Dieses bietet eine große, wenn auch wenig überraschende Auswahl an frischem Grünzeug.

Die kräftige Hühnerbrühe überzeugt die Testesser. © Falko Bastos

Viel Sauce: Die Champignons nach Art des Hauses. © Falko Bastos

Viel frisches zur Auswahl: Der Salat vom Büffet. © Falko Bastos
Die Hauptgerichte
Als Hauptgericht wählen meine Eltern das „Rumpsteak mit Bratkartoffeln“ sowie die „Tournedos“. Nun hat mein Vater Extrawünsche und möchte lieber Bratkartoffeln als Kroketten und Pfeffersauce statt Bernaise. Gegen Aufpreis: kein Problem. Ich wähle das Rumpsteak mit Pfeffersauße und Bratkartoffeln. Meine Frau fragt nach einem vegetarischen Gericht und weist vorsorglich auf ihre Laktoseintoleranz hin. Es gebe für Vegetarier einen „Überraschungsteller“, sagt die Bedienung. Das überzeugt meine Frau – Hauptsache Gemüse. Als ungewohnt unkompliziert erweist sich der vierjährige Testesser, der einen Pommes-Teller bestellt.
Ohne lange Wartezeiten kommen die Hauptgerichte. Die Frau bekommt einen „Best of Beilagen“-Teller: Pilze, Prinzessbohnen, Brokkoli und Djuvec-Reis mit einer Hollandaise, die einer separaten Sauciere kommt. Sehr aufmerksam. Wie wir unser Fleisch wünschen, wurden wir nicht gefragt. Das stört nicht, weil es für alle drei „medium rare“ gereicht wird. Außen knusprig und innen zartrosa – perfekt gebraten. Wer es blutig oder gut durch wünscht, würde sich wohl melden.

Schnörkelloser Klassiker: Das Rumpsteak mit Pfeffersauce und Bratkartoffeln. © Falko Bastos

Außen knusprig, innen rosa: Das Rumpsteak. © Falko Bastos

„Best of Beilagen“: Der Gemüseteller für Vegetarier. © Falko Bastos

Das Rumpsteak mit Bratkartoffeln zählt zu den kleineren Gerichten auf der Karte. © Falko Bastos

Die Tournedos vom Rinderfilet. © Falko Bastos
Die Bratkartoffeln sind knusprig mit Zwiebeln und Speck gebraten. Die leicht pikante Pfeffersauce fügt sich perfekt. Meine Mutter freut sich über die Kumin-Note an ihrer Kräuterbutter. Mein Vater hätte seinen Brokkoli einen Hauch bissfester gewünscht. Alle fünf Testesser sind angetan von ihren Hauptgerichten.
Das Steakhaus am Gabelpunkt kommt ohne große kulinarische Experimente aus und setzt stattdessen auf gut gemachte Klassiker. Ein gutes Stück Fleisch, Bratkartoffeln, Sauce. Einfache Zutaten, schnörkellos verarbeitet. So sind auch die Teller angerichtet: Wer kunstvolle Dekorationen erwartet, ist hier falsch. Ein Blatt Petersilie und eine geschnitzte Möhrenscheibe reichen fürs Auge.
Das Dessert
Nach dem Hauptgang ist an einen Nachtisch kaum zu denken. Zumal keines der vier Desserts auf der Karte nach einer Kleinigkeit klingt: Palatschinken, „gemischtes Eis mit Sahne“, „schöne Helene“ und „Vanilleeis mit heißen Kirschen und Sahne“. Aber auch beim Nachtisch zeigt sich das Haus flexibel. Der Sohnemann bekommt auf Wunsch eine Kugel Schokoladeneis und wir Erwachsenen bestellen zweimal den Palatschinken, den wir auf vier Tellern serviert bekommen, damit jeder probieren kann. Dazu gibt es Espresso.

Mächtig und süß: Der Palatschinken mit reichlich Schoko-Sauce. © Falko Bastos
Eine gute Wahl. Denn was uns serviert wird, könnte locker als ganze Nachspeise durchgehen. Ein Palatschinken gefüllt mit Vanilleeis liegt auf jedem Teller, großzügig bedeckt mit warmer Schokoladen-Sauce, dazu ein Häubchen Sahne. Meine Frau wirft vorsorglich eine Tagesration Laktase-Tabletten ein, um auch genießen zu dürfen. Ein mächtig-süßer Genuss, der keinen Wunsch mehr offenlässt.
Die Bedienung
Jeden Wunsch erfüllt uns an diesem Tag die hervorragende Bedienung. Zuvorkommend und flexibel geht die junge Dame auf unsere Wünsche ein, ob sie auf der Karte stehen oder nicht. Jetzt geht aber wirklich nichts mehr rein.
Die Rechnung
Auf der Rechnung stehen 147,60 Euro. Das finden wir angemessen, denn dafür sind vier Erwachsene und ein Kind mit Vorspeise, Hauptgerichten, Nachspeisen und Getränken auf ihre Kosten gekommen. Ein Besuch im Gabelpunkt ist auch mit schmalerem Budget möglich, die meisten Hauptspeisen (inklusive Salatbüffet) bewegen sich zwischen 15 und 25 Euro.
Das Team
Ante und Slavka Kedzo führen das Restaurant seit fast 30 Jahren. Dabei haben sie eine klare Arbeitsteilung. Während Ante Kedzo stets im Gastraum unterwegs ist, um sich um seine Gäste zu kümmern, ist seine Frau die Küchenchefin. „Sie steht für drei Säulen des Restaurants, ich bin die vierte“, sagt Ante Kedzo. Aber der Gabelpunkt wird künftig neue Säulen brauchen. Denn beide sind jenseits der 70 und wollen in den Ruhestand gehen. Zum März steht ein Pächterwechsel an, bei dem sich die beiden Eheleute langsam in den Hintergrund zurückziehen. Neue Pächterin wird Marina Michelis – unsere Bedienung.
Das Fazit
Wer Erlebnisgastronomie mit kulinarischen Experimenten und überraschenden Geschmäckern sucht, sollte woanders hingehen. Wer dagegen bodenständige Küche mit gut gemachten Klassikern bevorzugt, ist im „Gabelpunkt“ sehr gut aufgehoben. Gutes Fleisch, einfache Zutaten, stimmig kombiniert und schnörkellos präsentiert. Hoffentlich bleibt das so.
- Das Restaurant:
- Das Netz:
Bewertung bei Facebook: 4,5 von 5 Sternen bei 16 Bewertungen
Die Restaurant-Website unter gabelpunkt.de ist derzeit (Stand: Februar 19) im Aufbau
Aufgewachsen im tiefsten Münsterland, Volontariat bei Lensing Media, Redakteur der Dorstener Zeitung. Immer auf der Suche nach den Geschichten, die diese Stadt schreibt.
