„Butenland“: Bewegender Film über ein Altersheim für Kühe

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„Butenland“: Bewegender Film über ein Altersheim für Kühe

rnMondscheinkino

Auf Hof Butenland verbringen Kühe einen ruhigen Lebensabend. Im Mondscheinkino zeigte die gleichnamige Doku, wie Jan Gerdes und Karin Mück dazu kamen, den Hof zu gründen und vieles mehr.

Heek

, 30.08.2020, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am Samstagabend gegen 20 Uhr ist die Luft am Hohen Haus Nienborg lau, noch ist es hell. Das Mondscheinkino soll erst um 21 Uhr beginnen und dennoch sind schon jetzt viele der 140 angemeldeten Zuschauer eingetroffen.

Im Klanggarten der Landesmusikakademie stehen für sie paarweise Klappstühle auf Abstand. Man unterhält sich in Gruppen oder genießt still die Atmosphäre. Später werden sich der Mond und gar eine Sternschnuppe zeigen.

Die goße aufblasbare Filmleinwand ist bereits aufgestellt.

Während das Sonnenlicht langsam schwindet, setzt Sascha Kock die Parkbäume in Szene.

Während das Sonnenlicht langsam schwindet, setzt Sascha Kock die Parkbäume in Szene. © Andreas Bäumer

Bald passt der Filmvorführer das Testbild an. Mit bunten Strahlern illuminiert Sascha Kock einige Parkbäume und sorgt so für eine schöne Lichtstimmung. Das Team des Café am Kirchplatz um Doris Hartmann hat süße und salzige Snacks vorbereitet und bietet Getränke an.

Das Team des Cafés am Kirchplatz um Doris Hartmann (l.) bot Snacks und Getränke an.

Das Team des Cafés am Kirchplatz um Doris Hartmann (l.) bot Snacks und Getränke an. © Andreas Bäumer

Heidi Schiller und Ute Schwietering von der Gemeindeverwaltung Heek haben das Kino-Event mit vorbereitet und freuen sich, dass es nun endlich klappt. Der Film Butenland vom Münsteraner Filmemacher Marc Pierschel wird gezeigt. Was zunächst als Teil des Festivals Filmschauplätze gedacht war, findet nun unter Eigenregie der Gemeinde statt.

Diskussion unter den Zuschauern

Dass der Film mit seinen Landschafts- und Tieraufnahmen zum Schauplatz Klanggarten passt, zeigt der Blick über den Graben des Parks zu den benachbarten Schafweiden. Wie das Thema Kuh-Altersheim in die landwirtschaftliche Region Westmünsterland passt und ob so etwas überhaupt Sinn macht, wird später unter den Zuschauern diskutiert.

Ein Landwirt sagt, dass es den Rindern auf den hiesigen Höfen inzwischen sehr viel besser ginge. Eine Landfrau hält es für Tierquälerei, schwer kranke Tiere noch am Leben zu halten. Doch manche der im Film aufgebrachten Fragen berühren auch sie. Einig sind sich alle darüber, dass die Dokumentation zum Nachdenken anregt und dass die Atmosphäre im Klanggarten sehr schön ist.

Noch angenehm lau und bald sternenklar war es zum Mondscheinkino im Klanggarten am Hohen Haus Nienborg am Samstagabend.

Noch angenehm lau und bald sternenklar war es zum Mondscheinkino im Klanggarten am Hohen Haus Nienborg am Samstagabend. © Andreas Bäumer

Das Hauptthema des Films sind Tiere als fühlende Wesen. Pierschel porträtiert einige Kühe. Sie haben Namen wie Lillja oder Lady Welle und ganz unterschiedliche Charakterzüge. Auf dem Hof Butenland kommen 45 meist ältere Rinder unter, finanziert über Spenden und eine Stiftung.

Landwirt und Tierpsychologin zwei Jahre begleitet

Während der zwei Jahre, die Filmemacher Pierschel den Landwirt Jan Gerdes und die Tierpsychologin Karin Mück bei der Arbeit begleitet, sterben manche der Tiere.

Gerdes und Mück geben in langen Interviews über ihre Biographie Auskunft. So wurde Mück wegen Tierbefreiungen aus Tierversuchslaboratorien zum Beispiel auch in Münster angeklagt.

Gerdes hat ein Lehramtsstudium abgebrochen, den Hof Butenland von seinem Vater übernommen, diesen in einen Biohof umgewandelt und später ganz die Nutzung der Tiere aufgegeben. Die beiden geben immer wieder neu dazukommenden Tieren die Möglichkeit, hier ihr Leben zu Ende zu leben.

Auch über ihre Zwiespälte reden die beiden im Film. Wann leidet ein Tier so sehr unter Gelenkschmerz oder inneren Verletzungen, dass es eingeschläfert werden muss? Welchem Tier gibt man Vorrang für einen Platz auf Hof Butenland?

Nicht so sehr als Utopie ist dieser Film zu betrachten, sondern als Fragenkatalog über unser Verhältnis zu den Tieren.

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