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Betrügerischer Organist: Gezielte Fahndungsmaßnahmen eingeleitet
Staatsanwaltschaft
Die Jagd nach dem Organisten, der die Kirchengemeinde Heilig Kreuz betrogen hat, geht weiter. Die Anzeichen für den Aufenthaltsort verdichten sich. Fahndungsmaßnahmen sind eingeleitet.
Das Katz- und Mausspiel zwischen dem betrügerischen Organisten aus Heek und der Staatsanwaltschaft Münster geht in die nächste Runde. Der wegen Urkundenfälschung und Betrug gesuchte Mann ist nach wie vor abgetaucht.
Doch die Anzeichen, wo er sich aufhält, verdichten sich. Die Staatsanwaltschaft hat entsprechende Vorkehrungen getroffen und gewährt dem Kirchenmusiker keinerlei Zugeständnisse mehr. Das hat natürlich seine Gründe.
Zeugnisse „stümperhafte Fälschung“
Rückblick. August 2019. Der seinerzeit erst kurz zuvor in der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek eingestellte Chorleiter und Organist flog als Urkundenfälscher und Betrüger auf. Der Mann hatte bei der Bewerbung gefälschte Zeugnisse vorgelegt.
Er gab an, studierter Kirchenmusiker (B-Kirchenmusiker-Examen) zu sein. Dem war mitnichten so. Die Hochschule für Musik und Tanz in Köln bezeichnete gegenüber dieser Redaktion die Zeugnisse seinerzeit „als stümperhafte Fälschung“.
Der betrügerische Organist räumte gegenüber der Staatsanwaltschaft seine Vergehen ein. Doch dann folgte ein unerwarteter Schritt. Bis zum Februar 2020 hätte der Kirchenmusiker eine fünfstellige Geldauflage zur Einstellung des Verfahrens an eine karitative Einrichtung zahlen müssen.
Doch die Frist ließ der Mann verstreichen. Er löschte seine Profile in den Sozialen Medien, verließ Heek Hals über Kopf und tauchte ab. Jetzt drohen dem Kirchenmusiker juristisch deutlich schärfere Konsequenzen.
Die Jagd geht weiter
Denn die Suche nach ihm hat die Staatsanwaltschaft auch knapp zwei Jahre später noch nicht aufgegeben. Das sagt Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt jetzt auf Anfrage der Redaktion.
Dabei ist das Verfahren derzeit vorläufig eingestellt. Einfach, weil es momentan keine ladungsfähige Adresse gibt. Heißt, der exakte Aufenthaltsort des Kirchenmusikers ist der Staatsanwaltschaft momentan (noch) nicht bekannt.

Der Organist hat der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek mit seinem gefälschten Zeugnis vorgegaukelt, ein studierter Kirchenmusiker zu sein. © Till Goerke
Aber, dies heißt noch lange nicht, dass die Suche nicht weitergeht. Aus anonymen Quellen wurden dieser Redaktion Informationen zugespielt, dass sich der Kirchenmusiker in Norwegen bei seiner Frau aufhalten solle. Auch seine Biografie weist deutliche Bezüge nach Norwegen auf.
„Ja, auch wir wissen um diese Angaben und haben entsprechende Vorkehrungen getroffen“, so der Oberstaatsanwalt, angesprochen auf diesen möglichen Aufenthaltsort.
Details nicht für die Öffentlichkeit
Näher ins Detail geht Botzenhardt aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Nur so viel: Die entsprechenden Stellen seien unterrichtet.
Im Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen heißt es: „Liegt ein Auslieferungsersuchen vor und ist der Aufenthalt des Verfolgten nicht bekannt, so können die erforderlichen Maßnahmen zur Feststellung des Aufenthaltes und zur Festnahme des Verfolgten ergriffen werden.“
Nicht ohne Grund laufen die Fahndungsmaßnahmen bis zum Ende der Verjährung der begangenen Straftaten weiter. Und wie lange ist das? „Da haben wir noch ein bisschen Zeit“, so Martin Botzenhardt.
Staatsanwaltschaft gewährt keine Milde mehr
Die Frist für Urkundenfälschung liegt bei fünf Jahren. Danach kann diese Straftat nicht mehr geahndet werden. Geht der betrügerische Organist der Staatsanwaltschaft vorher ins Netz, kann er nicht mehr auf Milde hoffen.
„Der Mann hat unser Angebot der Geldauflage abgelehnt. So ein Angebot gibt es nur einmal. Jetzt greifen andere Maßnahmen“, erklärt der Oberstaatsanwalt. Und das bedeutet letztlich ein Strafverfahren mit Hauptverhandlung.
Und dabei würde es nicht um die Frage der Schuld gehen. Ein Geständnis liegt ja bereits vor. Es ginge nur um die Höhe der Strafe und damit auch darum, ob der Kirchenmusiker hinter Gitter müsste.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
