Bebauungsplan „Seeblick“ Wohnen am See für etliche Jahre auf Eis gelegt

Bebauungsplan „Seeblick“: Wohnen am See für Jahre auf Eis gelegt
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Es hatte sich angekündigt, jetzt ist es offiziell: Die Gemeinde Heek sowie alle potenziellen Häuslebauer müssen mit Blick auf das angedachte Wohnen am See einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen. Und das für viele Jahre.

So romantisch der Gedanke mit dem Wohnen im Grünen am alten Baggersee in der Bült auch ist, so unvereinbar ist das Ganze mit dem Artenschutz. Das Umweltgutachten kommt zu einem eindeutigen Urteil. Und so bunt, wie die dazugehörige Artenschutzkarte ist, war bisher noch keine in Heek.

Brut- und Lebensraum

Blaue, gelbe oder rote Punkte, Quadrate und Rechtecke überfluten praktisch die gesamte Karte und damit das Planareal am See. Die Markierungen stehen für zahlreiche Fledermausarten, die dort leben. Hinzu kommen im unmittelbaren Umfeld Brutplätze von unter anderem Nachtigall, Mittelspecht, Star oder verschiedenen Eulenarten.

Zu den Brutplätzen heißt es im Gutachten, dass Störungen/Beunruhigungen durch visuelle und akustische Reize sowie Erschütterungen durch Baumaschinen dazu führen würden, dass die Vogelarten ihre Reviere und Brutplätze aufgeben. Fortpflanzungs- und Ruhestätten würden so – auch für die Fledermausarten – zerstört.

Konfliktpotenzial

Quintessenz des Gutachtens: Das Plangebiet weist ein „hohes artenschutzrechtliches Konfliktpotenzial“ auf. „Die Entwicklung ist natürlich nicht so schön“, sagt Bauamtsleiter Herbert Gausling auf Anfrage der Redaktion.

Natürlich ist sich auch die Verwaltung der Bedeutung des Artenschutzes bewusst und respektiert diesen, aber für die Planung an sich ist die Entwicklung eben ärgerlich. Auch mit Blick auf die bereits investierte Arbeit.

Die Planfläche umfasst gut 9200 Quadratmeter. Doch das Vorhaben liegt jetzt aus Eis.
Die Planfläche umfasst gut 9200 Quadratmeter. Doch das Vorhaben liegt jetzt aus Eis. © Geodatenatlas Kreis Borken

Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Borken hat klargestellt, dass sie aufgrund des Gutachtens die Befreiung aus dem mit dem Landschaftsplan Heek-Legden festgesetzten Landschaftsschutzgebiet nicht erteilen wird.

Darum hat jetzt die Lokalpolitik im Bauausschuss das gesamte Verfahren auf Anraten der Verwaltung ruhend gestellt. „Wir müssen jetzt einfach abwarten“, so der Bauamtsleiter. Und das für viele Jahre.

Sieben Jahre Gültigkeit

Sieben Jahre ist das Umweltgutachten laut Verwaltung gültig. Da nicht davon auszugehen ist, dass sich das artenschutzrechtliche Konfliktpotenzial zeitnah von selbst löst, gilt es Minimum diese Zeitspanne abzuwarten.

Verbunden mit der Hoffnung, dass sich die rechtlichen Rahmenbedingungen im Laufe der Jahre eventuell noch zugunsten des Planverfahrens ändern.

Viele Vogelarten haben in unmittelbarer Nähe zum Plangebiet ihr Revier oder brüten dort.
Viele Vogelarten haben in unmittelbarer Nähe zum Plangebiet ihr Revier oder brüten dort. © Gutachten

Der Aufstellungsbeschluss für den B-Plan „Seeblick“ wurde bereits 2019 gefasst, doch das Umweltgutachten verhindert nun alle weiteren Schritte für die rund 9200 Quadratmeter große Planfläche für die anvisierten zwölf Baugrundstücke zwischen 490 und 615 Quadratmetern.

Erworben hat die Gemeinde die Fläche noch nicht, aber auf den Planungskosten bleibt sie vorerst ohne weiteren Nutzen sitzen. Obendrein gehen die geplanten Baugrundstücke dem Heeker Wohnungsmarkt flöten, der ohnehin (noch) nicht rosig aussieht.

Es gibt andere Optionen

Bedenkt man, dass verwaltungsseitig sogar mal angedacht war, die zwölf Baugrundstücke 2021 auf den Markt zu bringen, ist die jetzt zwangsläufig getroffene politische Entscheidung doppelt bitter.

Eine Wahl hatten Verwaltung und Politik letztlich nicht. Und: Optionslos ist die Gemeinde auch nicht. Im Gegenteil. Darauf weist auch Herbert Gausling ausdrücklich hin.

Eine bunte Karte, die verdeutlich, wie viele Fledermäuse und -Arten auf und um das Plangebiet leben.
Eine bunte Karte, die verdeutlich, wie viele Fledermäuse und -Arten auf und um das Plangebiet leben. © Gutachten

So geht es etwa im geplanten Baugebiet Pfingsfeld voran. Über 100 Grundstücke mit über 200 Wohneinheiten schweben über der Planung. Jüngst wurde die Veränderungssperre um ein Jahr verlängert.

Gut 50.000 Quadratmeter der Planfläche zwischen Ahauser Damm, K45 und Ammelner Straße ist bereits im Besitz der Gemeinde. Im Verhältnis zu den geplanten zwölf Baugrundstücken am See ist dieses Baugebiet um ein Vielfaches wichtiger, um für Entlastung auf dem Wohnungsmarkt zu sorgen.

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