Plastik im Biomüll: kein Einzelfall im Kreis Borken. Rund fünf Prozent der Haushalte verunreinigen ihren Biomüll und sorgen damit bei der Entsorgungsgesellschaft Westmünsterland (EGW) für Unmut. Darum wird es 2023 Biotonnen-Kontrollen geben. Auch in Heek. Und Strafen sind möglich.
Wie das mit den Kontrollen ablaufen soll, wann diese erfolgen und warum das Ganze unausweichlich ist, darüber haben wir mit EGW-Geschäftsführer Peter Kleyboldt gesprochen.
Entsorgung Sache der EGW
Ein paar grundlegende Dinge vorab: Nach dem Abfallrecht ist die Kommune für das Einsammeln des Abfalls, im Heeker Fall über den Vertrag mit Stenau, der Kreis am Ende für die Abfallentsorgung zuständig.
Dafür gibt es seit 1994 die EGW. Sie ist als Tochtergesellschaft des Kreises Borken für die operativen Aufgabenbereiche Verwertung und Entsorgung der Abfälle verantwortlich.
Entsprechend sind EGW und Kreis daran interessiert, dass der Abfall ordnungsgemäß, sprich nicht verunreinigt, nach seiner eigentlichen Bestimmungsart entsorgt werden kann. So wird Bioabfall zu Kompost.
Sind aber sogenannte „Störstoffe“ wie Plastik im Biomüll, leidet die Qualität, und übersteigt der Anteil der Störstoffe – nach der Anlieferung in Gescher wird dies gemessen – die Drei-Prozent-Marke, muss der Abfall wie Restabfall behandelt, sprich verbrannt werden.
Fünf Prozent scheren aus
„95 Prozent der Tonnen sind gut bis befriedigend“, stellt Peter Kleyboldt mit Blick auf die Befüllung der Biotonnen klar. Mit dem Nachsatz: „Uns stören aber natürlich die übrigen fünf Prozent.“ Also jene Bürger, die Plastik und anderen Restmüll über die Biotonne mitentsorgen.
Über die Kampagne „Wir für Bio“ wurde bereits kreisweit und darüber hinaus Aufklärungsarbeit betrieben. Doch offenkundig längst nicht alle Bürger damit erreicht. Jetzt solle die Kontrollstrategie die Kampagne ergänzen.
Ab dem zweiten Quartal 2023 stehen darum Biotonnen-Kontrollen an. Wer jetzt in Heek denkt, ihn erwische schon keiner, der irrt sich. Bislang wurde der Biomüll nur bei Anlieferung gemessen und kontrolliert. Rückschlüsse auf Haushalte und Straßenzüge waren nicht möglich. Mit den Kontrollen schon.
In einem Pilotprojekt 2021 in Borken-Burlo hat die EGW das Vorgehen bereits erfolgreich getestet, wie der Geschäftsführer berichtet. Ein Dreierteam der EGW ist dabei mit dem E-Bike vor den Müllabfuhrwagen hergefahren und hat die Biotonnen unter die Lupe genommen.

Genau das wird auch in Heek in einigen Monaten der Fall sein. Dabei führen die EGW-Mitarbeiter mit einem Haken eine „Oberflächenprüfung“ sowie eine „Nachprüfung“, sprich bis auf den Boden der Tonnen, durch.
Die Ergebnisse werden bildlich und app-basiert festgehalten und an die Abfallberater übertragen, damit diese noch mal gezielt Gespräche für die Sensibilisierung suchen können. Hilft das nicht, drohen in Heek Sanktionen.
Die gesamte Strategie sei abgestimmt mit den Kommunen, betont der EGW-Geschäftsführer. „Die Sanktionen sind auch ein Schutz für die 95 Prozent, die ihren Biomüll ordnungsgemäß entsorgen.“ Doch wie sehen die Sanktionen in Heek aus?
Um „Müllsündern“ etwas entgegensetzen zu können, hat der Heeker Rat jüngst die Satzung der Müllentsorgung einstimmig geändert. Heißt: Nicht ordnungsgemäß befüllte Tonnen, zum Beispiel Rest- im Biomüll, können jetzt geahndet werden.
Tonnenaustausch droht
Konkret geht es dabei im wiederholten Falle – dokumentiert durch die Kontrollen – um einen Zwangsaustausch der Tonnen, also eine Restmüll- für eine Biotonne.
Zudem können über die Satzung die Tonnengrößen für eine Abfallart ohne Einverständnis der Nutzer erhöht werden, wenn festgestellt wird, dass die Größe der Tonnen nicht dem tatsächlich produzierten Müll entspricht.

Sowohl der Tausch der Tonnenart als auch der Tonnengröße ziehen Mehrkosten für denjenigen nach sich, auf den diese angemeldet sind. Schaut man sich nur mal die Kosten der Entsorgung von Bio- im Vergleich zu Restmüll an, können da pro Jahr je nach Größe des Gefäßes schnell 60 Euro und mehr zusammenkommen.
Reiner Biomüll wichtig
„Wir sind einfach fokussiert darauf, den Plastikmüll im Bioabfall weiter zu reduzieren“, betont Peter Kleyboldt. Die Kampagne habe schon Verbesserungen gebracht, sei als Erfolg zu werten, erreiche aber eben nicht jeden.
Der Anteil der Störstoffe im Biomüll sei nach wie vor zu hoch für „hochwertigen Kompost“. „Wir wollen und müssen da noch besser werden“, stellt der EGW-Geschäftsführer klar. Und wenn die Einsicht nicht helfe, müsse eben etwas Druck aufgebaut werden. Dies funktioniert eben über die Geldbörse.