Die Sonne strahlt, es ist frühlingshaft warm. Auf der Autobahn 31 herrscht reger Verkehr. Auf der Brücke darüber am Ahauser Damm geht es ruhiger zu. Mal ein Jogger, mal ein Radfahrer und gelegentlich ein Pkw.
Auf den ersten Blick ist alles wie immer. Doch im Hintergrund brodelt es. Wegen dieser und sieben weiterer Brücken über die A31 im Gemeindegebiet. Auslöser dafür ist Autobahn GmbH. Sie möchte das Gewicht auf den Brücken reduzieren.
Gemeinde wird übergangen
Die Brücken sollen – so der Plan – gewichtsbeschränkende Beschilderungen mit zusätzlicher Verengung der Fahrspurbreiten bekommen. Die dafür notwendigen „verkehrsrechtlichen Anordnungen“ müsste der Kreis Borken als zuständige Straßenverkehrsbehörde erlassen.
Und da fängt das Problem an. Die Gemeindeverwaltung wurde von der Autobahn GmbH übergangen. „Wir wurden darüber nicht informiert“, stellt Bauamtsleiter Herbert Gausling auf Redaktionsanfrage wenig erfreut klar.

Laut Verwaltung und Kreis hat die Autobahn GmbH Ende August nur den Kreis über das geplante Vorhaben informiert. Nachfrage bei der Autobahn GmbH: Warum wurde die Gemeinde übergangen? Sie ist schließlich unmittelbar betroffen.
Pressesprecher Mirko Heuping erklärt: „Informiert wurden die zuständigen Straßenbaulastträger, die für die jeweiligen Straßen zuständig sind.“ Doch das kann nicht stimmen. Denn Baulastträger ist in diesem Fall, da es sich um Wirtschaftswege handelt, die Gemeinde Heek. Stichwort Straßendecke.
Verfahren ruht
Wie dem auch sei: Nachdem der Kreis in Kenntnis gesetzt wurde, gab es ein Treffen mit Vertretern der drei beteiligten Parteien. Auf diesem, das macht der Bauamtsleiter deutlich, habe man der Autobahn GmbH klar zu verstehen gegeben, dass man dieses „pauschale Vorgehen“ nicht akzeptieren werde.
Folge: Für den Moment ruht das Verfahren bezogen auf Heek. Das bestätigt der Kreis Borken auf Nachfrage.
Grundsätzlich ist im Kreis nicht nur Heek von den Plänen der Autobahn GmbH betroffen, aber keine Kommune hat mehr Brücken über die A31 als Heek. „Wir sind mit allen Kommunen im Gespräch“, sagt Kreis-Sprecher Karlheinz Gördes. Ziel sei es, eine einvernehmliche Lösung zu finden.
Doch genau die dürfte schwierig werden. Die Autobahn GmbH stellt klar, dass „die alternativlosen Gewichtsbeschränkungen möglichst zeitnah“ umgesetzt werden sollen. Damit sitzt der Kreis als zuständige Straßenverkehrsbehörde zwischen den Stühlen.

Die Gemeinde Heek hat ihrerseits bereits verlauten lassen, dass man gegen eine verkehrsrechtliche Anordnung, so diese tatsächlich kommen sollte, den Klageweg in Betracht zieht. Aktuell müssen Kreis und Gemeinde abwarten, wie die Autobahn GmbH weiter verfährt.
Warum aber soll überhaupt das Gewicht auf den genannten Brücken reduziert werden? Dazu teilt die Autobahn GmbH der Redaktion mit: „Das einzige angewendete Kriterium ist die jeweilige Brückenklasse des Bauwerks. Diese steht für die beim Bau festgesetzte Tragfähigkeit des Bauwerks.“
Lkw schwerer geworden
Heißt: Zum Zeitpunkt des Brückenbaus in den 80er-Jahren war noch alles im Lot. Jetzt aber sind laut Autobahn GmbH vor allem die landwirtschaftlichen Maschinen und Lkw deutlich größer und schwerer als noch vor 30 Jahren. Dies mache folglich die Gewichtsbeschränkung notwendig.
Sind die Brücken also marode oder einsturzgefährdet? Die überraschende Antwort: Nein, sind sie laut Autobahn GmbH nicht. Im Gegenteil. Sie seien bisher nicht bei den routinemäßigen Prüfungen negativ aufgefallen. Auf zweimal 30 Tonnen soll die Brückenlast ausgelegt sein.
Zur Erklärung: Alle sechs Jahre gibt es eine Hauptprüfung. Drei Jahre nach der Hauptprüfung erfolgt die sogenannte „einfache Prüfung“. In den Jahren ohne Prüfung führt die zuständige Autobahnmeisterei eine ausführliche Besichtigung durch. Zusätzlich erfolgt zweimal jährlich eine „systematische Beobachtung“ durch Straßenwärter der zuständigen Meisterei.

Genau deshalb wird es auch keine statische Einzelprüfung der genannten Brücken geben. Dies würde die Heeker Lokalpolitik zwar gerne sehen, doch die Tür dafür ist zu. „Eine Einzelfallprüfung ist [...] nicht zielführend“, so Mirko Heuping.
Die geplante Gewichtsreduktion dürfte nicht nur für zahlreiche Landwirte ein Ärgernis werden, sondern könnte auch beim Transport von Materialien für Windkraftanlagen oder Stromleitungen zum Problem werden. Stichwort „A-Nord“.
Gemeinde kämpft weiter
Für die Gemeinde Heek ist das Vorgehen der Autobahn GmbH auf jeden Fall ein Schlag ins Gesicht. „Die Wirtschaftswege sind für den Wirtschaftsstandort Heek und die Energiewende elementar“, macht Bauamtsleiter Herbert Gausling deutlich.
Das Kind sei jetzt durch das gesamte Vorgehen der Autobahn GmbH bereits in den Brunnen gefallen. „Wir werden weiter darum kämpfen, nicht so pauschal beurteilt zu werden.“
Und um mal „etwas in der Hand zu haben“, hat die Verwaltung bereits die Statik-Pläne der Brücken von der Autobahn GmbH angefordert. Wie diese jetzt im Detail weiter verfahren wird, ist noch unklar. Die entsprechende Frage der Redaktion blieb unbeantwortet.
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