
© privat
Andreas Schabbing macht Ausbildung, Studium und Meister in einem Rutsch
Triales Studium
Gerade hat Andreas Schabbing seine Gesellenprüfung als Fleischer abgeschlossen. Als Jahrgangsbester mit einer 1,0. Doch zwei Abschlüsse stehen noch aus: Er absolviert ein triales Studium.
Als Jahrgangsbester hat Andreas Schabbing kürzlich seine Ausbildung zum Fleischer bestanden. Eine glatte 1,0 hat er hingelegt. Aber das allein ist nicht das Besondere an seinem beruflichen Einstieg.
Der 21-jährige Heeker absolviert ein triales Studium: Er macht die Ausbildung, ein Studium und den Meister in einem Rutsch. Teil eins hat er nun in der Tasche: Handwerksgeselle ist er schon.
Andreas Schabbing hatte die Canisiusschule in Ahaus besucht und dort Abitur gemacht. Danach entschloss er sich zunächst, eine Ausbildung zum Mediengestalter zu machen. Doch schon nach einiger Zeit merkte er, dass dieser Berufszweig nicht der richtige für ihn war. Er hatte genaue Vorstellungen zum Werdegang und überlegte dann, wie er sein Ziel am besten erreichen könnte. Seine Recherche brachte ihn sozusagen zurück zu den Wurzeln: Er hatte schon oft im elterlichen Zerlegebetrieb gejobbt.
Triales Studium: Ausbildung, Studium und Meister in einem Rutsch
Den Betrieb hat sein Vater Georg Schabbing in Heek gegründet. „Ich habe immer sonntags geholfen, die Bioschweine zu zerlegen“, erzählt Andreas Schabbing. Auch ein Betriebspraktikum in einer Fleischerei hatte er als 14-Jähriger absolviert. Er kannte sich in dem Handwerk schon ein bisschen aus, also warum nicht auf diesem „goldenen Boden“ aufbauen?
Er informierte sich und stieß auf die Möglichkeit des trialen Studiums. Was bedeutet das? Zum Einen Studieren während der Ausbildung. Für Andreas Schabbing hieß das, freitags von 17 bis 21 Uhr und samstags von 8.30 bis 17 Uhr in Köln an der Fachhochschule des Mittelstands vor Ort studieren und immer dienstagsabends die Onlinevorlesung verfolgen. Der Bachelor-Studiengang Handwerksmanagement wird von der FH zusammen mit der Handwerkskammer angeboten. Betriebswirt wird Andreas Schabbing nach Abschluss sein.
„Freitag habe ich um 12 Uhr frei bekommen“, erzählt Andreas Schabbing, dass er im Ausbildungsbetrieb Laschke Unterstützung gefunden hat für seine beruflichen Ziele. Am 1. August 2018 hatte er dort die Ausbildung begonnen. Und schon nach einigen Tagen festgestellt: „Der Beruf entspricht nicht den Vorstellungen, die die Allgemeinheit von ihm hat.“
Es sei so, dass kaum ein Betrieb noch selbst schlachte. „Diese Hürde gibt es gar nicht mehr“, erklärt Andreas Schabbing. Das Schlachten sei in der Ausbildung ein Wahlfach.
Er hat an dem Beruf ganz andere Seiten zu schätzen gelernt: „Man kann sich kreativ ausleben“, betont er. Es geht um das Lebensmittel Fleisch, wertvolles Material zum Kochen. „Ich konnte mich viel mit meiner Oma, die gelernte Hauswirtschafterin ist, unterhalten“, erzählt der Heeker. „Man lernt ein sehr traditionelles Handwerk.“

Die Freude war groß bei Andreas Schabbing und seinem Ausbilder Christoph Laschke, als die praktische Prüfung bestanden war - mit Bravour. In der Hand halten die beiden hier ein Tomahawk-Steak. © privat
Es geht ums Zerlegen der geschlachteten Tiere, um das Sortieren des Fleisches nach Edelteilen und Abschnitten. Man lernt zum Beispiel, dass es verschiedene Fette gibt, die wiederum in verschiedene Wurstsorten verarbeitet werden.
Bei den Edelteilen geht es um die Weiterverarbeitung etwa zum Braten oder zum edlen Rauchfleisch. „Man lernt, Fleisch wertzuschätzen“, fasst der 21-Jährige zusammen.
Wichtig: Nachhaltig mit Fleisch umgehen und es wertschätzen
Ihm ist sehr wichtig, nachhaltig mit dem geschlachteten Tier umzugehen, es auch möglichst komplett zu nutzen. Das hat für ihn viel mit Wertschätzung zu tun. Er wünscht sich das auch vom Verbraucher. Und ebenso, dass vermehrt der Qualitätsgedanke vor der Preisfrage steht, wenn es um den Einkauf und Verzehr von Fleischwaren geht.
In seinem Freundeskreis findet der Heeker mit seiner Haltung da offene Ohren: „Mein Stammtisch hält sich drei Schweine. Da weiß man am Ende, wo das Fleisch her kommt.“
Seine Freunde hätten seine Entscheidung, eine Ausbildung zum Fleischer zu machen, übrigens „richtig cool“ gefunden, erzählt Andreas Schabbing. Man lebe halt im ländlichen Bereich, ergänzt er.
Und die Ausbildung selbst habe ihm viel gebracht: „In dem Familienbetrieb habe ich Teamwork und Gemeinschaftsgefühl erlebt“, erzählt er begeistert. Er bereut seinen Wechsel vom Berufswunsch Mediengestalter hin zum Handwerk kein bisschen.
Gut aufgestellt für jedes Gewerk
Denn ob er im Fleischerhandwerk bleiben „muss“, ist ja noch die Frage: „Mit dem trialen Studium bin ich gut aufgestellt für jedes Gewerk“, weiß Andreas Schabbing.
„Das gibt eine gute Sicherheit.“ Bis es soweit ist, geht er nun nach einem Praktikum in ein Jahr Vollzeitsstudium nach Köln. In dem Studium absolviert er im übrigen alle theoretischen, fachunspezifischen Anteile, die anstehen, wenn man den Meistertitel absolviert. Synergieeffekte gibt es also reichlich im trialen Studium.
Wenn er dann Betriebswirt ist, steht der Meistertitel auf dem Plan. Dafür wird er wohl nach Bayern gehen, schätzt Andras Schabbing. Längst nicht jede Handwerkskammer mehr bietet den Fleischermeistertitel an, in Bayern gibt es gleich zwei Angebote. Nach etwa viereinhalb Jahren könnte er dann Geselle, Betriebswirt und Meister sein.
Jetzt Praktikum im Großkonzern
Und dann? „Mir steht alles offen“, sagt der 21-Jährige. „Meine Eltern stehen voll hinter meinem Zielt“, betont er. Er könnte den elterlichen Betrieb übernehmen, er muss es aber nicht.
Erstmal liegt der Fokus auf der Fleischbranche. Gerade absolviert er ein Praktikum bei Danish Crown, einem großen Konzern in der Fleischbranche mit Sitz in Dänemark.
Ein halbes Jahr lang bekommt er Einblick in die industrielle Schiene der Fleischverarbeitung. Das Fleischerhandwerk hat der 21-Jährige „von der Pike auf traditionell gelernt, jetzt will ich mal sehen, was möglich ist im Großen“, erklärt der Heeker.