
© Jürgen Wolter
Ziemlich schlechte Nachrichten: Neue Kurzgeschichten von Sybille Lengauer
Kurzgeschichten
Das Buchcover nennt sie eine „Anarcho-Autorin“: Die Texte der Halternerin Sybille Lengauer passen in keine literarische Schublade. Aber eines sind sie immer: intensiv und kompromisslos.
Ihr neues Buch hat einen Titel, der in den heutigen Zeiten nicht unbedingt zum Lesen reizt: „Ziemlich schlechte Nachrichten“ heißt der Kurgeschichtenband, den Sybille Lengauer aus Lippramdsorf jetzt veröffentlicht hat.
Schlechte Nachrichten: Haben wir davon nicht eigentlich schon genug?, könnte man fragen. Nein, solche Nachrichtern haben wir noch nicht. Schließlich hat Sybille Lengauer kein Sachbuch, sondern einen Band mit 25 Kurzgeschichten veröffentlicht. Und die handeln oft vom Leben am Rand, von Menschen in Ausnahmesituationen, die Sybille Lengauer detailgenau einfängt und zu dichten intensiven Bildern komprimiert.
Poetische Momentaufnahmen
Wie in der Geschichte Phil Noir: „Es ist sechs Uhr morgens, ich sitze in meinem Dreckloch von Küche und zähle die Fliegen. An der Fensterscheibe krabbeln vier Stück, fett und glänzend wie die Regentropfen, die von außen unablässig gegen die Scheibe klatschen.“ Die düstere morbide Sprache lässt schnell Assoziationen von Einsamkeit und Depression aufkommen.
„Ich kann besser böse als schön“, hat Sybille Lengauer einmal gesagt. Die Autorin, geborene Österreicherin, lebt seit 16 Jahren in Lippramsdorf. Aber in dem neuen Buch klingt sie oft auch versöhnlicher und schafft schöne poetische Momentaufnahmen: „Am Ende der unscheinbaren Sackgasse unseres Dorfes steht, vom blassen Schein einer alten Straßenlaterne beleuchtet, ein kleiner gelber Schaufelbagger. Seine Schaufel stützt sich schwer auf den asphaltierten Boden, als hätte er sie erschöpft nach den Mühen des Tages zum Schlafen dort abgelegt.“
Der neue Band von Sybille Lengauer ist der Auftakt einer Trilogie. Zwei weitere sollen folgen. „Allerdings hat mir die Coronasituation im letzten Jahr zu schaffen gemacht“, sagt die Autorin. Sie habe etwas von ihrer Schreibenergie eingebüßt, findet sie und will sich mit den Folgebänden nicht unter Druck setzen.
„Oft fährt ein Volvo durch die Story“
Manchmal entführt Sybille Lengauer die Leser in fantastische Welten, oft finden sich aber auch realistische Anklänge in ihren Geschichten. Und es gibt zwei rote Fäden: „Viele Geschichten haben tatsächlich etwas mit dem Tod zu tun, und in vielen fährt ein Volvo durch die Story“, sagt sie schmunzelnd.
Der Kurzgeschichtenband „Ziemlich schlechte Nachrichten“ von Sybille Lengauer ist 190 Seiten dick und kostet 12 Euro. Er ist erhältlich über den Verlag unter www.undergroundpress.de sowie in einigen Buchhandlungen.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
