Wir müllen unseren Planeten zu: Manche Dinge kann man einfach nicht schönreden. Deshalb habe ich mich vor einigen Monaten dazu entschieden, genau das ab jetzt zu lassen. Ein Selbstversuch.

Haltern

, 19.06.2019, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die wichtigste Frage zuerst: Produziere ich immer noch Müll? Ja. Allerdings sehr viel weniger und sehr viel bewusster, als noch vor wenigen Monaten. Ich nehme schon seit Jahren meinen Jutebeutel mit zum Einkaufen, darüber hinaus habe ich mich darum, was das Sparen von Verpackungsmüll angeht, allerdings bis Anfang des Jahres eher weniger bemüht. Bis zu der Woche, in der ich für einen Bericht versucht habe, keine Plastikprodukte mehr einzukaufen. Als ich dann vor dem Kühlregal meines Supermarktes stand, war mir schnell klar: Das wird nicht einfach.

Wo ist das simple Leben?

Kennen Sie das Prinzip der selektiven Wahrnehmung? Bei meinem Versuch, Plastik zu umgehen, habe ich überall nur noch eines gesehen: Plastik. Die Supermärkte sind voll davon. Auch wenn die Woche schnell um und der Bericht geschrieben war, ist doch eines geblieben: Die Frage, wie wir uns in den letzten Jahrzehnten schleichend so weit von einer simplen Lebensweise hin zu einem von Wunderprodukten aus der Werbung in 100-facher Ausprägung bestimmten Convenience-Leben hin entfernt haben können?

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich einen Hauch dieses Selbstversorgerlebens noch von meinen Großeltern lernen durfte. Damals wurden Kirschen eingekocht, Obst und Gemüse direkt neben dem Haus angepflanzt. Kann es so schwer sein, seinen Haushalt etwas umzukrempeln? Nach Monaten des Selbsttests kann ich sagen: Nein. Ganz im Gegenteil: Ich freue mich über jede gesparte Verpackung und spare dabei auch noch Geld.

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So funktioniert ein Einkauf in einem Unverpackt-Laden

Abschminkpads habe ich durch wiederverwendbare Alternativen ersetzt, Shampoo- und Duschgelflaschen durch feste Seifen und Shampoos. Meine Zahnputztabletten ersetzen zwei ganze Zahnpastatuben. In meiner Dusche stehen kaum noch Plastikflaschen oder -behälter. Einkaufen gehe ich mit meinem Einkaufskorb auf den Wochenmärkten in Münster, Ahlen und in Haltern. Da kann ich so viel kaufen, wie ich wirklich brauche und verhindere, dass meine Tomaten aus 5000 Kilometer Entfernung kommen. Natürlich gibt es Momente, in denen ich vor einem Produkt stehe, das ich wirklich gern hätte. Dann muss ich mich fragen, ob ich es brauche oder einfach nur haben will.

Wir müssen loslaufen

Das alles ist ein Lernprozess. Ich bin nicht eines Tages aufgestanden und habe all‘ diese Sachen verinnerlicht. Ich informiere mich im Internet darüber, wie man Waschmittel selber herstellt, folge auf Instagram einer Handvoll Pionieren, die das Zero-Waste-Prinzip (zu Deutsch „Null Müll“) vorleben und lasse mich inspirieren.

Es gibt Dinge, auf die will auch ich nicht verzichten. Zum Beispiel eine Handvoll Kosmetikprodukte. Außerdem glaube ich nicht, dass ein Totalverzicht der richtige Anreiz ist. Der Umwelt zuliebe sollten wir allerdings langsam mal anfangen, loszulaufen.

Fahren sie mit dem Finger oder der Maus über das Bild, um Informationen über die einzelnen Produkte zu erhalten:

Nachhaltige Blogs, Apps und Shops

Ob Bio-Wattestäbchen, Bienenwachstücher oder Haushaltshelfer selber herstellen: Das Internet bietet viele nützliche Helfer, die Inspirationen und schnell umsetzbare Ideen für ein nachhaltiges Leben bieten.

Zum Nachmachen

Zitrusreiniger selber herstellen

Sie benötigen: Schalen von Zitrusfrüchten (Zitronen, Grapefruit, Orangen, Mandarinen), weißen Haushaltsessig, ein großes Einmachglas und eine alte Sprühflasche. Die Schalen werden dicht in ein Gefäß gestapelt. Mit Essig Schalen bedecken (Nur so wird Schimmelbildung vermieden). Saugen die Schalen den Essig auf, kann Essig nachgegossen werden. 2 bis 3 Wochen stehen lassen. Ist der Essig dunkel, ist der Reiniger fertig. Mit feinem Sieb abseihen und in Flasche füllen. Durch einen Schuss Spüli haftet der Reiniger besser an glatten Oberflächen. Achtung: Nicht für Natursteinböden, Silikonfugen, Gummidichtungen und Linoleumböden nutzen.

  • Lebensmittel und Gegenstände retten: Hier helfen Apps wie ResQ, Uxa, Foodsharing, Olio oder Too Good To Go. Außerdem gibt es in Halter die Gruppen „Foodsharing in Haltern am See“, „Obst- und Gemüsebörse Haltern am See“ und „Gratis in Haltern am See“.
  • Auf Instagram bieten sich unter anderem folgende Konten an: sustainablecorner, naturlandkind, zero_waste_deutschland, glanzundnatur, nachhaltify, miteckenundkanten, ecoyoucommunity, fraeulein.frohnatur
  • Und wer es auf Instagram gern ein bisschen regionaler haben möchte, hier sind einige Gruppen aus Münster: zerowaste_ms_ev, natuerlich_unverpackt_muenster, einzelhandelzumwohlfuellen
Kommentar von Eva-Maria Spiller

Holt die Einkaufsnetze wieder raus!

Ich habe es tatsächlich geschafft. Vor drei Wochen, als ich von der Arbeit nach Hause kam, hatten die Nachbarn schon ihre gelben Säcke rausgelegt, damit die Müllabfuhr sie am nächsten Tag mitnimmt. Ups, dachte ich, dann muss ich meinen schnell auch noch rausbringen. Nur um dann zu merken, dass ich in den letzten drei Wochen nicht mal ansatzweise so viel Plastikmüll produziert habe, um auch nur einen viertel Sack vollzubekommen. Zugegeben, eine Woche war ich nicht zu Hause. Aber trotzdem. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich kann verstehen, wenn man auf diese Plastiksparerei so gar keinen Bock hat. Aber es ist wirklich nicht so schwer, etwas anders einzukaufen. Das fängt in jedem Supermarkt an – lose Äpfel, lose Bananen, Milch und Joghurt im Mehrwegglas und einfach mal die Tupperware vorher einpacken, wenn man Wurst an der Theke einkaufen will. Am nachhaltigsten ist da wohl immer noch die Plastikdose, die man schon zu Hause hat. Und wenn man ‚ne Portion Lasagne über hat, dann kann man auch einfach wie in guten alten Zeiten beim Nachbarn anklingeln und ihm ein Abendessen spendieren. Vielleicht gibt es dafür ja ‚n Gläschen Wein und gute Gespräche auf der Terrasse im Austausch. Wenn ich früher für meine Oma einkaufen gegangen bin, hat sie mir das rote Einkaufsnetz in die Hand gedrückt, mit dem ich dann zum Supermarkt getigert bin. Also, holt die Einkaufsnetze wieder raus!
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