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Wie sicher ist mein Haus bei Starkregen? - Neues Info-System in Haltern
Starkregengefahrenkarte
Mit überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern haben Städte angesichts des Klimawandels künftig verstärkt zu kämpfen. Haltern unternimmt einen wichtigen Schritt zur Gefahrenminderung.
Das letzte extreme Unwetter über Haltern hatte es im Juni 2018 gegeben. Damals war die Feuerwehr im Dauereinsatz. Überflutete Straßen und Plätze, vollgelaufene Keller - die Seestadt war von den Regenmassen heftig getroffen worden. Im Zuge des Klimawandels nehmen solche außergewöhnlichen und extremen Starkregen-Ereignisse zu, die Stadt Haltern will sich nun dagegen rüsten. Die Bürger werden dabei maximal einbezogen. Im Klima-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss erklärte Dr. Holger Hoppe von der Dr. Pecher AG am Donnerstagabend, was das konkret bedeutet.

So sah es am 30. Mai 2016 auf der Annabergstraße nach heftigen Unwettern aus. © Stöhler (Archiv)
In Kooperation mit der Stadt hat das Ingenieurbüro für Wasser-, Abwasser- und Infrastrukturprojekte aus Erkrath ein Auskunftsinformationssystem (AIS) in Form einer Starkregengefahrenkarte entwickelt. Mit ihrer Hilfe kann jeder Bürger der Stadt schnell und einfach erkennen, auf welchen Wegen das Regenwasser fließt und in welchen Stadtbereichen es zu Überflutungen kommen kann. Natürlich damit auch, wie groß das Risiko für das eigene Gebäude oder Grundstück ist. Im Fall erforderlicher Vorsorgemaßnahmen steht die Stadt dann beratend zur Verfügung.
Strömungsverhalten in 2-D-Modell dargestellt
Die detailscharfe Karte, die die Stadt auf ihrer Webseite www.haltern-am-see.de in etwa zwei Wochen online stellen wird, zeigt die gesamte Stadtfläche - insgesamt 173 Quadratkilometer. In einem 2-D-Modell ist jedes Gebäude zu erkennen. Einzige Einschränkung: Der vom Land zur Verfügung gestellte Datensatz stammt aus dem Jahr 2017. Gebäude, die danach gebaut wurden, sind auf der Karte also nicht zu finden.
Die Starkregenindizes 6 (stark) und 12 (extrem) können verglichen werden. Mittels einer Strömungsanimation werden Wasserstände, Fließgeschwindigkeiten und Strömungsverhalten dargestellt. Denn dies alles verändert sich je nach Niederschlagsmenge, erklärte Holger Hoppe. „Das Wasser verteilt sich dann sehr unterschiedlich.“
Rinnenbildung in westlichen Stadtgebieten
Grundsätzlich gilt aber bei allen Starkregen: In den westlich der Innenstadt gelegenen Gebieten kommt es zu „rinnenhaften Zusammenschlüssen“, in denen das Niederschlagswasser dann in südliche, östliche und südöstliche Richtung strömt. Dort herrscht Überflutungsgefahr. Im Westen Halterns sind die Höhenunterschiede vergleichsweise stärker ausgeprägt. In den eher flachen Stadtgebieten im Norden verteilt sich das Regenwasser dagegen gleichmäßiger, es kommt zu keiner Rinnenbildung und somit nicht zu vergleichbaren Überflutungen.
Die öffentliche Kanalisation ist bei Starkregenereignissen überfordert. Die dann auftretenden Niederschlagsmengen liegen weit über den gängigen Bemessungsansätzen für das öffentliche Kanalnetz. Deutlich wurde im Ausschuss auch, dass das Halterner Kanalnetz mit 90 Prozent fast vollständig diesen Ansätzen entspricht.
Beratung für Bürger ist sichergestellt
Wie Siegfried Schweigmann erläuterte, sollten die Bürger für die zunehmende Gefahr durch Starkregenereignisse sensibilisiert werden. „Es geht darum, die eigene Lage zu erkennen und dann bei der Stadt anzurufen“, sagte der Baudezernent.
Der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Haltern am See wird dann für Privatpersonen und Gewerbetreibende hinsichtlich möglicher Maßnahmen zum Objektschutz beratend tätig. Er gibt Tipps, wie der Gefahr der Überflutung auf dem eigenen Grundstück mit kleineren Maßnahmen, gegebenenfalls auch durch bauliche Veränderungen begegnet werden kann.
Stadtteile mit besonderem Bedarf
- Das Ingenieurbüro Pecher hat außerdem die Planungshinweiskarte „Starkregenvorsorge und wassersensible Stadtentwicklung“ erarbeitet. Zu den Themen Starkregenvorsorge, Oberflächenabfluss und Retention, Erosionsschutz, Wasserhaushalt und Versickerung sowie Hochwasservorsorge und Objektschutz wurden städtische Räume mit besonderem Handlungsbedarf (Fokusräume) herausgearbeitet. Betroffen sind Haltern-Mitte, Hamm-Bossendorf, Hullern, Lavesum, Lippramsdorf und Sythen. Ein umfangreiches Maßnahmenprogramm wurde zudem entwickelt
- Das Projekt Planungshinweiskarte ist vom Eigenbetrieb Stadtentwässerung im Rahmen des Wirtschaftsplans finanziert worden. Es hat rund 24.000 Euro gekostet. Hierfür gab es keine Fördermittel.
- Die Stadtverwaltung befindet sich aktuell in der Objektplanung. Der Rückhalt von Wasser und die Schaffung von Abflusswegen würden erörtert, erklärte Sprecherin Sophie Hoffmeier. In punkto Katastrophenschutz werden demnach auch Konzepte mit anderen Akteuren wie beispielsweise der Feuerwehr entwickelt.
Geboren in Dülmen, Journalistin, seit 1992 im Medienhaus Lensing - von Münster (Münstersche Zeitung) über Dortmund (Mantelredaktion Ruhr Nachrichten) nach Haltern am See. Diplom-Pädagogin und überzeugte Münsterländerin. Begeistert sich für die Menschen und das Geschehen vor Ort.
