
Das Fahrrad macht dem Auto den Platz in den Innenstädten streitig. Auch in Haltern stellt sich die Frage: Was ist wichtiger? © picture alliance/dpa
Radwege oder Parkplätze in Haltern? Am Ende hat einer das Nachsehen
Großer Umbau
Der Platz auf Halterns Straßen ist begrenzt. Parkplätze oder Radweg? Straße oder Fußgänger? Die ersten Vorschläge liegen auf dem Tisch und zeigen, wie die Stadt bald aussehen könnte.
Wenn man die Halterner fragen würde, wie man den Verkehr in ihrer Stadt verändern soll, dann würde man viele Antworten bekommen. Die einen wollen mehr Radwege, andere sind aufs Auto angewiesen und eine dritte Gruppe wünscht sich komfortable Fußwege und viele Bänke. Aber der Platz ist nun mal begrenzt – man kann es nicht allen recht machen.
Das Problem bekommt auch die Stadt Haltern bei ihren Planungen zu spüren. Mit dem „Städtebaulichen Verkehrskonzept“ soll die Seestadt bereit für den Verkehr der Zukunft gemacht werden. Im Verkehrsausschuss hat das Planungsbüro jetzt ein Update zu den Planungen gegeben. Bei der Vorstellung wird schnell klar: Auch die Stadt Haltern wird es nicht allen recht machen können.

Die beiden Optionen für den Schüttenwall. Bei Variante A werden mehr Parkplätze erhalten, dafür ist sie teurer. Bei Variante B ist der Radweg breiter, sie ist billiger, aber es müssen Parkplätze weichen. © büro stadtVerkehr
Eine Stelle, an der das besonders deutlich wird, ist der Schüttenwall. Die Straße verbindet den Raiffeisenplatz mit dem Friedrich-Ebert-Wall. Im Verkehrskonzept gibt es zwei Varianten für den Umbau der Straße. Variante A würde einen breiten Radweg von 1,85 Metern auf beiden Seiten bedeuten. Dafür würden aber einige Parkplätze am Straßenrand wegfallen. Am Ende läuft es also auf den Klassiker der modernen Stadtplanung hinaus: Auto vs. Fahrrad.
Einige Stellplätze sollen an anderer Stelle aufgefangen werden
Auch wenn Baudezernent Siegfried Schweigmann verspricht, Alternativen für wegfallende Plätze zu finden, wird man nicht alles auffangen können. Stadtplaner Jean-Marc Stuhm: „Es ist richtig, am Ende müssen wir einen Tod sterben.“

Der Verkehr am Schüttenwall ist schon lange ein Streitthema. © Kevin Kindel
Welche der beiden Optionen am Ende umgesetzt wird, hängt nicht zuletzt vom Geld ab. Die Variante A mit schmalerem Radstreifen und wenig Parkplatz-Verlust ist teurer als Variante B. Denn bei dieser Lösung müsste die Straße ganz neu gemacht werden. Das ist natürlich teurer und bedeutet viel Aufwand.
Grüner Streifen soll zum Kardinal-von-Galen-Park leiten
Neben dem Schüttenwall gibt es auch neue Ideen für die Holtwicker Straße vor dem Schulzentrum. Die Fahrbahn soll weiter nach Osten wandern und ein breiter Grünstreifen soll vom Bahnhof direkt in den Kardinal-von-Galen-Park führen. Die versiegelten Flächen sollen so weit wie möglich zurückgefahren werden.
Was sind eigentlich versiegelte Flächen?
Bodenversiegelung bedeutet, dass der Boden luft- und wasserdicht abgedeckt wird, wodurch Regenwasser nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen versickern kann. Auch der Gasaustausch des Bodens mit der Atmosphäre wird gehemmt. Innerhalb der Siedlungs- und Verkehrsflächen ist ein Teil der Böden durch darauf errichtete Gebäude versiegelt. Auch unbebaute Flächen – wie Freiflächen, Betriebsflächen, Erholungsflächen und Verkehrsflächen – sind teilweise mit Beton, Asphalt, Pflastersteinen oder wassergebundenen Decken befestigt und damit ganz oder teilweise versiegelt. (Definition des Umweltbundesamtes.)Auch der Kardinal-von-Galen-Park selbst soll aufgewertet werden. Die vier „Ecken“ des Parks sollen als einladende Eingänge neu gestaltet werden. Um den Park für alle Altersgruppen attraktiv zu machen, soll es einen neuen Spielplatz geben, aber auch ein Kräutergarten, Sitzbereiche mit Grill oder ein Blumengarten stehen im Raum. Der Kärntner Platz soll weiterhin als Parkplatz genutzt werden.
Welche Varianten und Vorschläge am Ende umgesetzt werden, entscheiden Ausschuss und Rat. Noch ist kein Vorschlag vom Tisch. Der Ausschuss will bald seine Favoriten auswählen, aber erst, wenn es mehr Details zu Kosten und Förderprogrammen gibt.
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
