Gemütlich am Abend essen gehen, kann für Veganerinnen und Veganer in der Seestadt zur Herausforderung werden. Denn nur selten sind Gerichte ohne tierische Produkte auf den Speisekarten zu finden. Häufig ist die mangelnde Nachfrage der Grund. Für das Lido Azzurro in Sythen (Brinkweg 11) ist diese Tatsache aber nicht Grund genug, um auf das Angebot zu verzichten.
„Bei uns sind alle willkommen“, sagt Inhaber Marco Heller im Gespräch mit der Redaktion. „Und das meinen wir auch wirklich so. Erst wenn alle am Tisch ein qualitatives Essen genießen können, kann man von einer gelungenen Gastfreundschaft sprechen.“ Das sei von Beginn an die Vision gewesen.
Denn erst vor drei Jahren hat er zusammen mit seiner Frau Pia Maria Wendland das Bistro am Freibad Sythen übernommen. „Wir haben unsere Jobs, die wir jahrelang gemacht haben, an den Nagel gehängt, weil wir unsere Leidenschaft zum Beruf machen wollten“, erzählt der ehemalige Veranstaltungstechniker. Das sei Kochen, Menschen zusammenzubringen und gut zu bewirten.
Anlässlich des Veganuary 2023 wollten wir herausfinden, welche Optionen es für einen veganen Lebensstil in Haltern gibt. Welche Optionen bleiben beispielsweise für eine nahrungsreiche Mittagspause?
Bei einem Selbsttest sind wir in der Bäckerei Berthold‘s in der Innenstadt fündig geworden. Aber auch Biano (Merschstraße 11) bietet eine vegane Sauce für die Salattasche an. Eine breite Palette an hochwertigen Alternativen wird im Reformhaus (Merschstraße 9) angeboten.
Im Restaurant Farbenfroh (Weseler Str. 94 A) werden ausschließlich vegane Speisen serviert und sogar Kochkurse angeboten.
Dafür hätte das Ehepaar die besten Voraussetzungen: „Ich bin Italienerin und komme ursprünglich aus Sizilien, weshalb mich die italienische Küche schon mein Leben lang begleitet“, sagt Pia Maria Wendland.
„Obwohl die Pandemie unseren Start erheblich erschwerte, haben wir die Zeit sinnvoll genutzt“, erzählt die Inhaberin und erinnert sich an die guten Momente. „Wir haben so viel getüftelt und ausprobiert. Verschiedene Mehlsorten, Öle und Gehzeiten des Teigs, bis wir für uns das Ideal gefunden haben.“ Es sei von Anfang an klar gewesen, dass es auch qualitative vegane Lösungen geben muss.

Freibadsaison vegan genießen
Auf der Speisekarte werden deshalb nicht nur Spaghetti mit Tomatensauce oder eine Pizza Margherita ohne Käse als vegane Option angeführt, sondern hochwertige Alternativen wie Spaghetti Bolognese mit veganem Hack oder eine Pizza mit frisch gegrilltem Gemüse. Mit einem veganen Mozzarella-Ersatz können die verschiedensten Variationen aufgetischt werden.
Genauso gibt es für das Salatangebot ein veganes Himbeer-Limetten-Dressing und Weinsorten, die ohne tierische Produkte auskommen. Das gilt auch für die insgesamt acht angebotenen Biersorten.
Damit auch die Freibadsaison für Veganerinnen und Veganer ein rundum Erlebnis bleibt, wird zu den Pommes eine Mayonnaise ohne Ei serviert und auch veganes Eis angeboten.

Die Gäste müssen für vegane Speisen etwas tiefer in die Tasche greifen. Eine traditionelle Spaghetti Bolognese kostet 10,90 Euro und die vegane Option ist ein Euro teurer. Für den Mozzarella-Ersatz wird ein Aufpreis von 2,50 Euro verlangt. Das läge an den teureren Einkaufspreisen. „Es geht nicht darum, so billig wie möglich einzukaufen und so teuer wie möglich zu verkaufen“, sagt Marco Heller.
Bewusst kein Lieferdienst
„Wir kaufen die wenigsten Produkte beim Großhändler ein. Wir haben ausgewählte Händler aus Italien, die unserer Meinung die hochwertigsten und geschmacklich besten Zutaten liefern. Zum Beispiel kommt unser Pizzakäse aus Neapel.“ Deshalb könne man zwar preislich mit der Konkurrenz kaum mithalten, aber dafür mit Geschmack und Qualität überzeugen.
„Das ist auch der Grund, weshalb wir keinen Lieferservice anbieten“, erklärt der Halterner. „Der Teig muss zum Teil 48 Stunden ruhen. Das wäre für uns als kleines Team nicht realisierbar, wenn Essen zum Ausliefern dazukommt. Zudem wollen wir, dass die Gäste das Essen frisch bei uns genießen können“, sagt Pia Maria Wendland. Die Ideenliste sei aber immer noch lang.
„Wir können aber so vieles nicht umsetzen, weil wir dafür einfach nicht das notwendige Personal haben.“ Mit einem zusätzlichen Koch oder Pizzabäcker mit Erfahrung, bliebe mehr Zeit, um weiter auszuprobieren. „Bei uns brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinen qualifizierten Abschluss. Es reicht, wenn die Arbeit aus Leidenschaft und gut gemacht wird“, so die Inhaberin.
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