Aaron (32) aus Haltern ist seit einem Unfall gelähmt „Ich komme klar, schlimmer geht immer“

Aaron (32) ist querschnittsgelähmt: „Ich komme klar, schlimmer geht‘s immer“
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Aaron (Name von der Redaktion geändert) erklärt bereits am Telefon, dass er das Treffen nur im Liegen wahrnehmen kann. Seit August hat sich seine gesundheitliche Situation verschlechtert. Lange Zeit in seinem Rollstuhl sitzen kann er nicht mehr.

Momentan wartet er auf eine wichtige Operation. Teile seines Enddarms sind mittlerweile gelähmt und müssen entfernt werden. Geht die OP schief, bekommt er einen künstlichen Darmausgang.

Unfall verändert sein Leben

Es ist der Winter 2013. Aaron ist bei seinen Großeltern. Es hat in der Nacht geschneit und gestürmt. Teile vom Dach sind beschädigt und Aaron möchte es reparieren. Vier Monate zuvor hatte er seine Unfallversicherung gekündigt.

Aus sechs Metern Höhe fällt Aaron zu Boden. „Zum Glück lag Schnee, sonst hätte ich das nicht überlebt“, sagt der 32-Jährige.

Das ganze Gespräch scheint Aaron gut gelaunt zu sein. Obwohl er von dem schlimmsten Schicksalsschlag in seinem Leben erzählt, der alles auf den Kopf gestellt hat, versucht er, sich seinen Schmerz nicht anmerken zu lassen.

Aaron bricht sich zwei Halswirbel und ist seitdem von der Brust abwärts gelähmt. Er wird 14 Stunden lang notoperiert und liegt neun Tage auf der Intensivstation. Ein Jahr lang verbringt er im Krankenhaus, wo sich seine Situation nicht verbessert, sondern verschlechtert. Er bekommt nicht die notwendige stabilisierende Halskrause und wird schlecht gelagert, sodass eine tiefe Wunde entsteht.

„Man kann nicht genau sagen, welchen Schaden das verursacht hat, aber ich musste ein Jahr lang kämpfen“, erklärt der 32-Jährige, plötzlich merklich bedrückter. Der Unfall ereignete sich kurz nach seinem 22. Geburtstag. Ein Jahr später zog er von Haltern am See nach Dorsten, wo er jetzt immer noch lebt. Er würde aber gerne wieder in seine Heimat ziehen - noch hat er keine passende Wohnung gefunden.

Aaron ist häufig im Krankenhaus

Seit dem Unfall gab es immer wieder Höhen und Tiefen. Aaron versuchte zu arbeiten, aber seine Gesundheit machte ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung: „Ich war in einer beruflichen Reha. Dann ging es gesundheitlich bergab. Ich bin damals dann häufig für mehrere Monate im Krankenhaus gewesen“, erzählt er.

Seinen rechten Arm kann Aaron nicht mehr bewegen. Nach dem Unfall wurden beide Hände in einer Faust zugeklebt. Die Sehnen haben sich verkürzt und er kann seine Finger dadurch auch nicht mehr richtig nutzen. „Ich komme klar, schlimmer geht’s immer“, sagt er - und sein Lachen ist zurück.

Dabei braucht er im Alltag bei fast allem Unterstützung. Rund um die Uhr hat er eine Betreuung, die ihm hilft. Einkaufen, Pflege oder der Haushalt übernehmen die Betreuerinnen.

Oft ist das Geld knapp

Allerdings ist das Geld knapp. Die Krankenkasse übernimmt nur das Mindeste. Er ist Frührentner und bekommt Grundsicherung. So hat Aaron zwar einen Rollstuhl und einen E-Rollstuhl, aber wirklich mobil ist er nicht. Den Rollstuhl kann er im Auto verstauen, selber damit fahren ist unmöglich.

Ihm fehlt eine elektrische Zughilfe, die ihm ein Stück Selbstständigkeit zurückbringen würde. Mit dem E-Rolli kann er sich nur im Umkreis von seiner Wohnung bewegen. „Das ist auch eine große Schwierigkeit, das schränkt mich sehr ein“, erwähnt er beinahe beiläufig neben all den anderen Umständen.

„Finanziell geht vieles nicht. Wichtig ist nur, dass ich jemanden habe, der mir helfen kann, da brauche ich Unterstützung“, betont er. Für seine Assistentinnen und seine Familie ist die Arbeit zu viel.

Nach seiner Operation hofft Aaron, wieder sportlich aktiv sein zu können. Er möchte eine Rollstuhl-Fußball-Mannschaft in Dorsten gründen. Die Pläne dafür laufen bereits.

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