Der Halterner Künstler Ulrich Schriewer in seinem Atelier. Sein Markenzeichen ist die Arbeit mit Halterner Sanden.

© Andreas Hofmann

Ulrich Schriewer: „Wenn ich im Urlaub bin, packt mich das Heimweh“

rnHeimatgeschichten

Ulrich Schriewer ist ein Kind Halterns. Seit seiner Kindheit lebt der Künstler hier, und hier ist seine emotionale und geografische Heimat. In unserer Reihe „Heimatgeschichten“ stellen wir ihn vor.

Haltern

, 08.03.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wer den Künstler, der über die Grenzen Deutschland hinaus durch seine besonderen Sandbilder bekannt geworden ist, in seinem Atelier besucht, ist von unzähligen Bilder und Objekten umgeben. Vielen ist eines gemeinsam – sie entstanden aus Halterner Sanden, seinem Markenzeichen.

„Meine geografische Heimat ist Haltern am See, die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, der Halterner Stausee, die Sixtus-Kirche und die Innenstadt. Aber auch die Menschen, mit denen ich groß geworden bin. Hier lebt meine Familie und hier ist mein Atelier. Ich spiele im Tennisverein, die Stadt und die Landschaft sind mir vertraut. Hier bin ich heimisch. Ich habe in jungen Jahren auch in Düsseldorf und Münster gelebt, doch hier sind meine Wurzeln“, erzählt der engagierte Künstler.

Als Kind den Kirchturm von St. Sixtus raufgeklettert

Heimat sind auch seine Erinnerungen an die Jugendzeit. Als er als Junge auf den Kirchturm von St. Sixtus kletterte, um von oben die Stadt zu überblicken. Dabei erlebte er zweimal brenzlige Situationen. „Einmal wollte ich Fotos machen und befand mich am Rand des Turms. Einen Schritt weiter und ich wäre abgestürzt. Ein anderes Mal kletterte ich über Holzleitern auf den Turm, um in das Turmzimmer zu gelangen. Die Holzleitern waren jedoch morsch. Zwei Sprossen brachen. Ich hatte die Wahl: Den Weg zurück oder weiter zum Turmzimmer.“ Schriewer entschied sich, weiter zu klettern, und erreichte das Turmzimmer, um von dort einen Blick auf Haltern zu haben.

Doch was wäre Schriewer ohne seine Kunst, die ihn in Haltern erdet und die ihn seit vierzig Jahren begleitet. Für seine unzähligen Bilder und Objekte verwendet er häufig die Halterner Erde - ein Stück Heimat. Er macht sich auf die Suche nach ihr, hat mehrere Orte in Haltern, wo er sie findet.

Begeistert ist er von den Farben: „Die gehen von Schwarz, über rötliche, gelbliche Töne bis zum Ocker. Die Halterner Sande sind hellgrau und in der Haard finde ich knallroten Sand. So vielfältig, als wären sie von den Kanaren.“

Ulrich Schriewer vor einem seiner großformatigen Werke.

Ulrich Schriewer vor einem seiner großformatigen Werke. © Andreas Hofmann

Unter seinen Händen verbindet er den Sand mit speziellen Bindemitteln, bringt ihn in Form, verbindet ihn mit anderen Materialien. Jedes Stück ein Unikat, jedes Stück Halterner Heimat. Für Schriewer ist das bodenständige Kunst.

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Dabei hat seine geografische Liebe zentrale Stellen in Haltern. Einmal dreht sich alles um die Stever, ein Fluss, der ihn magisch anzieht. Von der Oberstever am Heimingshof zum See bis zum nachfolgenden Teil zum Fussballplatz des TuS Haltern geht seine Reise.

Landschaft sieht von oben aus wie ein riesiges Herz

Auf einer Luftbildaufnahme entdeckte er für sich ein Halterner Herz. „Die Stever macht am Fussballplatz des TuS Haltern eine Schleife. Dadurch erscheint die Landschaft optisch von oben wie ein riesiges Herz.“

Zur Heimat gehören aber auch Menschen, die Schriewer auf seinem Lebensweg begegnet sind, ihn für die Heimat geprägt haben. „Ich habe zwei wichtige Menschen, die ich mit Haltern verbinde. Zum einen meinen Lehrer Albert Beyer, der mich auf der Marienschule unterrichtete, zum anderen Werner Scheuer vom TuS Haltern. Hier wollte ich Fussballprofi werden, spielte vom 16. bis zum 32. Lebensjahr, doch eine Verletzung bedeutete das Aus.“

Ulrich Schriewer arbeitet auch skulptural.

Ulrich Schriewer arbeitet auch skulptural. © Andreas Hofmann

Schriewer schaut auch über die Stadtgrenzen hinaus, denn sein Herz schlägt für das Ruhrgebiet. „Ich mag die Menschen und die deutliche Sprache“, erzählt er und kommt dann auf sein Projekt Ruhrpott zu sprechen. „Der Pott kocht“ ist Schriewers kernige Aussage. „Dem Ruhrgebiet fehlt ein Wahrzeichen, ein Symbol. Wir haben zwar viele Zechen, doch die sind austauschbar.“

Der „Kochpott“ soll der Landschaft einen Stempel geben

„Oben auf einer Halde soll der ‚Kochpott‘ stehen“, erzählt Schriewer und seine Augen blitzen dabei. Er will der Landschaft einen Stempel geben. Einen Ort der Begegnung, für Veranstaltungen, ein Aussichtspunkt, Dafür hat er mit vielen Entscheidungsträgern gesprochen, sie für sein Projekt gewonnen.

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Wie sehr er mit Haltern verwurzelt ist, merkt er im Urlaub, wenn er seine Heimat vermisst. „Wenn ich im Urlaub bin, packt mich das Heimweh. Meist breche ich mit meiner Frau deshalb die Reise zwei Tage vor dem Ende ab, um wieder nach Hause zu kommen.“