
© Blanka Thieme-Dietel
UBP-Bürgermeisterkandidat: „Wir rechnen mit zwei bis drei Sitzen“
Bürgermeisterwahl Haltern
Am 13. September kandidiert Eugen Ulanowski für die Unabhängige-Bürger-Partei (UBP) für das Bürgermeister-Amt. Der 47-jährige Vermögensberater sieht seinen Schwerpunkt in der Finanzpolitik.
Die Halterner Zeitung wollte die Bürgermeisterkandidaten der Stadt Haltern an einem ihrer Lieblingsorte treffen. Das Gespräch mit dem Kandidaten der UBP, Eugen Ulanowski, wurde an der Sythener Mühle geführt.
Herr Ulanowski, warum haben Sie sich diesen Ort als Treffpunkt ausgesucht?
Ich mag historische Gebäude sehr. Und ich mag kleine und grüne Orte, an denen Menschen nicht drängeln. Ich wurde in Moskau geboren und habe dort 23 Jahre gelebt. Inzwischen war ich seit 20 Jahren nicht mehr da. Als ich Haltern damals zum ersten Mal sah, habe ich mich sofort in die Stadt verliebt. Ich lebe seit April 2006 hier.
Sie wollen Bürgermeister werden - wie kam es zu der Entscheidung?
Ich will versuchen, Bürgermeister zu werden. Natürlich bin ich optimistisch, aber ich bin auch Realist. Falls ich Bürgermeister werde, möchte ich das Leben für die Bürger in Haltern noch ein wenig besser machen.
Sie sind bislang in der Politik in Haltern nicht in Erscheinung getreten. Welche beruflichen Qualifikationen als Vermögensberater könnten Sie für das Amt des Stadtoberhaupts nutzen?
Beruf kommt von dem Wort Berufung. Ich versuche andere Leute reicher zu machen - das ist eine sehr dankbare Arbeit.
Das lässt sich genauso auf die Stadt Haltern projizieren: Ich möchte versuchen, die Leute in Haltern glücklicher und reicher zu machen.
Wo sehen Sie Ihre kommunalpolitischen Schwerpunkte?
Ich stehe natürlich für vernünftige Finanzen und vernünftige Sachdiskussionen. Ich bin zwar kein Greta-Thunberg-Fan, aber für vernünftige und sachbezogene Klimapolitik stehen wir natürlich auch.
Stichwort Klimapolitik in Haltern: Was sind Ihre Ziele?
Wir wollen bessere Radwege, noch mehr Grün, nicht viel Hochbau und besser organisierten Tourismus.
Sie wollen Ampelanlagen durch Kreisverkehre ersetzen - wo sehen Sie dringenden Handlungsbedarf?
Genaue Plätze haben wir noch nicht diskutiert. Das wollen wir vernünftig erarbeiten.
Haltern lebt von Touristen und doch gibt es wie am Silbersee oder am Stausee große Spannungen. Wie können Müll und Verkehrschaos mit Interessen und Anliegen in Einklang gebracht werden?
Vielleicht muss hier mehr geregelt werden: Mehr Parkplätze, Toilettenanlagen und Mülltonnen. So wie jetzt in der Corona-Krise: Um zum Schwimmbad oder Silbersee zu kommen, muss man vorher ein Ticket online kaufen. Da kann dann schon vorher kontrolliert werden, wie viele Leute reinkommen dürfen. Das ist von vorneherein gut geregelt. Kein Ärger, keine überfüllten Strände.
Dafür baden nun viele Menschen illegal am Nordufer des Silbersees und parken zudem die Münsterstraße im Halteverbot zu. Wie kann dieses Problem gelöst werden?
Wofür haben wir das Ordnungsamt? Wenn diese Problematik besteht, müssen wir vielleicht noch zusätzliche Ordnungshüter einstellen.
Sie sagen „Haltern soll klein und fein bleiben“. Andererseits fordern Sie mehr Gewerbe in der Seestadt, benötigen also mehr Flächen - wie lässt sich das miteinander vereinbaren?
Es müssen nicht unbedingt neue Flächen sein. Es gibt auch viele Firmen, die gar nicht so viel Fläche benötigen, beispielsweise im IT-Bereich oder auch im Bereich der ganz neuen Industrie. Die müssen sich hier nicht unbedingt mit neuen Gebäuden ansiedeln.

Als jüdischer Kontingentflüchtling sagt Eugen Ulanowski: „Kriegsflüchtlinge, die sich an unsere Werte in Deutschland anpassen wollen, sind willkommen.“ © Blanka Thieme-Dietel
Diese Firmen brauchen aber auch eine vernünftige und verlässliche Steuerpolitik, sprich: Gewerbesteuer.
Das heißt?
Der Gewerbesteuersatz muss mindestens für zehn Jahre heruntergesetzt werden auf einen Hebesatz von ungefähr 350. Momentan liegt er bei 500. Das muss verlässlich und planbar sein. Dann können Firmen vernünftig planen. Und dann wollen Firmen auch nach Haltern kommen.
Aber wie wollen Sie dann den Haushalt sichern?
Das ist die Frage. Aber wenn wir die Steuern weiter erhöhen, wird keine neue Firma mehr nach Haltern kommen. Lieber zehn neue Firmen mit dem niedrigeren Hebesatz als nur eine einzige Kuh zu melken.
Sie wollen die Bürger mitentscheiden und -gestalten lassen. Wie aber kommen Sie mit ihnen in Kontakt, wenn weder Sie noch Ihr Stadtverband eine Plattform in Form einer Webseite anbieten?
Wir sind ganz neu, muss man sagen. Ich bin erst im März angetreten. Aber das kommt noch. Wir hatten zu wenig Zeit. Es gibt aber elektronische Wege. Außerdem wollen wir an Ständen und in den Medien informieren. Die Bürger müssen in wichtigen Themen mit entscheiden können.
Ihr Vorgänger hat im Rat nicht so viele Fußspuren hinterlassen. Wollen Sie das künftig für Ihre Partei ändern?
Ja, wir wollen hier aktiv Politik machen. Wir rechnen fest mit mindestens zwei bis drei Sitzen im Rathaus. Das heißt, wir können hier schon etwas bewirken. Ich habe eine gute Partei hinter mir stehen, wir sind alle gut vernetzt und befreundet, wir haben keine Streitigkeiten. Das heißt, wir haben gute Ideen für Haltern.
Die Verbindungen zwischen Herrn Rehr und der Partei waren dann wohl nicht so gut, oder?
Leider, aber das ist passiert und ist beendet.
Die UBP ist der Meinung, dass seit 2015 mit den Kriegsflüchtlingen auch Menschen zu uns gekommen sind, die nicht unbedingt auf Integration setzen sondern lediglich an den Sozialsystemen interessiert sind...
Das ist wahr.
Wie stellt sich die Situation Ihrer Meinung nach in Haltern dar?
In Haltern ist die Situation sehr gut. Ich sehe, dass es in vielen anderen Städten anders aussieht. Kriegsflüchtlingen muss geholfen werden - das ist kein Thema. Aber sie müssen sich integrieren wollen.
Wann ist jemand gut integriert?
Erstmal muss der Wille zur Integration da sein. Ich muss die Sprache erlernen und Arbeit suchen wollen. Ich bin selber als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen. Wer sich an unsere Werte in Deutschland anpassen will, ist willkommen.
Wie sind Sie in die UBP gekommen?
Das war reiner Zufall. Geschäftlich hatte ich damals Claudia Ludwig, die jetzt als Bürgermeisterkandidatin für die UBP in Recklinghausen antritt, kennen gelernt. Ich wollte mein Büro, das zu dem Zeitpunkt noch in Recklinghausen war, vergrößern.

„Ich will versuchen, Bürgermeister zu werden. Natürlich bin ich optimistisch, aber ich bin auch Realist.“ © Blanka Thieme-Dietel
So kamen wir in Kontakt. Später fragte sie mich, ob ich in Haltern für die UBP antreten wolle. Es war reiner Zufall - wie immer.
Gegen einige Mitglieder Ihrer Partei besteht der Vorwurf rechtsgerichteten Verhaltens. Was sagen Sie dazu?
Was heißt rechtsgerichtet, wenn ich bürgerlich-konservativ bin? Ich stehe für eine sachliche Diskussion.
Herrn Borsu Alinaghi, Bürgermeisterkandidat der UBP in Marl, werden antisemitische Äußerungen im Kreistag vorgeworfen...
Das ist Unsinn. Das war vielleicht eine unglückliche Wortwahl. Aber antisemitische Äußerungen waren es bestimmt nicht. Ich bin das beste Beispiel dafür. Alle wissen, woher ich komme und welchen Hintergrund ich habe. Wenn die alle antisemitisch eingestellt wären, würde ich nicht hier sitzen.
Von rechtsgerichteten Äußerungen kann also in Ihrer Partei nicht die Rede sein?
Auf keinen Fall. Wir sind inhaltlich wie die CDU vor 20 Jahren aufgestellt.
Zur Person
Eugen Ulanowski sitzt für die Unabhängige-Bürger-Partei (UBP) seit März 2020 im Rat der Stadt Haltern. Er trat die Nachfolge von Carsten Rehr an, der sein Mandat aus familiären und beruflichen Gründen niedergelegt hatte. 2014 hatte die UPB in Haltern mit 3,1 Prozent der Stimmen den Fraktionsstatus um knapp 70 Stimmen verpasst. Ulanowski ist 47 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern (9, 11, 20). Das politische Schwerpunktthema des Vermögensberaters ist die Wirtschaftspolitik. Gleichzeitig setzt er sich nach eigenen Angaben für beitragsfreie Kindergärten, Spielplatzpatenschaften und die Sicherheit in der Gemeinde Haltern am See ein.Geboren in Dülmen, Journalistin, seit 1992 im Medienhaus Lensing - von Münster (Münstersche Zeitung) über Dortmund (Mantelredaktion Ruhr Nachrichten) nach Haltern am See. Diplom-Pädagogin und überzeugte Münsterländerin. Begeistert sich für die Menschen und das Geschehen vor Ort.
