Traditionsbetrieb schließt in Haltern Energiepreise zwingen Margarete Bruder in die Knie

Energiepreise zwingen Margarete Bruder zur Aufgabe ihrer Heißmangel
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Etwas versteckt befindet sich in der Heinrich-Rumpf-Straße die Heißmangel. Ein Hinweisschild weist den Weg dorthin, aber nicht mehr lange. Denn Margarete Bruder schließt ihre kleine Wäscherei nach 45 Jahren. „Mir bleibt keine andere Wahl“, sagt sie. Die Energiepreise...

Als die Inhaberin über ihre Entscheidung spricht, ihr Geschäft zum 30. April aufgeben zu müssen, schaut sie betroffen zu Boden. Sie denkt an ihre Kunden in Haltern, an denen sie hängt, die ihre Wäsche zum letzten Mal am 21. April bei ihr abgeben können.

„Mir war es immer wichtig, dass sich die Kunden gut aufgehoben fühlen. Wir sind nie ein Betrieb mit sturen Strukturen gewesen, in dem es nur ums Geschäft ging. Aber die steigenden Energiekosten kann ich an meine Kunden nicht weitergeben."

Immer wieder kommen Kunden zur Tür herein, geben Wäsche ab und unterhalten sich kurz mit Mitarbeiterin Marita. Margarete Bruder hat die kleine Wäscherei im Jahr 1995 von ihrer Mutter Grete Spriewald übernommen. „Meine Mutter hatte damals bei Frau Klausdeinken angefangen zu arbeiten“, sagt sie. An den Vornamen erinnert sich Margarete Bruder nicht mehr.

Ihrer Mutter pendelte jeden Tag von Datteln nach Haltern. Als die Chefin 1978 krankheitsbedingt aufhören musste, übernahm Grete Spriewald. „Meine Mutter hat sich alles selbst beigebracht und den Betrieb nach und nach ausgebaut“, sagt Margarete Bruder und hält kurz inne. „Hier standen anfangs nur eine Waschmaschine und eine Schleuder."

Betrieb von der Mutter übernommen

Margarete Bruder half anfangs aus, unterstützte ihre Mutter am Freitagabend nach der Arbeit und am Samstag. Nachdem der erste Sohn geboren wurde, hat ihre Mutter gefragt, ob die Tochter Interesse habe, den Betrieb zu übernehmen. Margarete Bruder zog nach Haltern, kaufte ein Haus und führte den Betrieb fort.

Der kleine Traditionsbetrieb war von Beginn an in Damenhänden. Auffallend ist die große Mangel in der Mitte des Gebäudes. „Sie wird liebevoll Erna genannt", sagt Margarete Bruder stolz. „Erna wurde Anfang der 1960er-Jahre gebaut, stand zunächst in einem Krankenhaus in Wanne-Eickel. Mein Bruder Emil hat mir geholfen, Erna abzubauen und in Haltern wieder aufzubauen. Emil hat zu mir gesagt: Du kannst mich jederzeit anrufen, nur nicht, wenn die Mangel abgebaut wird.“

Doch Erna ist geblieben und bleibt bis zum letzten Tag. „Ich möchte mich ganz besonders bei Elektriker Schroer bedanken, der immer half, wenn Erna nicht lief", sagt die Firmenchefin.

Wenn Margarete Bruder über die baldige Schließung spricht, ist sie ein wenig in Sorge um ihre Kunden aus der Gastronomie: „Meine Branche wird stetig kleiner. Die Kunden, die auf einen Heißmangelbetrieb angewiesen sind, müssen ausweichen. Das ist aktuell nicht leicht."

Urlaub hat Margarete Bruder letztmals im Jahr 2000 gemacht, krank durfte die 65-Jährige nicht werden. Als 2019 eine Mitarbeiterin aus Altersgründen ausschied, arbeitete sie drei Jahre mit nur einer Mitarbeiterin.

Ungern denkt sie darüber nach, dass sie ihre zuletzt eingestellte Mitarbeiterin kündigen musste. „Das einzig Positive, das ich in der ganzen Entwicklung sehen kann, ist, dass ich mir endlich mal Gedanken über einen Urlaub machen kann."

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