
Der Hofladen Enstrup gehörte seit 31 Jahren zu den Direktvermarktern und Versorgern in Lavesum. © Elisabeth Schrief (Archiv)
Ladenschließungen in Lavesum - ein Ortsteil vor dem Niedergang?
Lavesum
Der Hofladen Enstrup ist nicht der erste, der in den Lavesum geschlossen wurde. Der Ortsteil hat, wie andere in Haltern auch, ein strukturelles Problem. Gibt es Fördermöglichkeiten?
Großes Bedauern, auch in den sozialen Medien, hat unser Bericht über die Schließung von Enstrups Kartoffel- und Gemüsescheune in Lavesum ausgelöst. „Schade“ war das am häufigsten zu lesenden Wort in den Kommentaren bei Facebook, verbunden mit den besten Wünschen für Familie Enstrup.
Die Schließung jetzt ist aber nicht die einzige in Lavesum. In den vergangenen Jahren hat sich ein Geschäft nach dem anderen verabschiedet. Den Biko-Markt gibt es schon seit einigen Jahren nicht mehr, er war lange ein absoluter Magnet, auch für Kunden von außerhalb.
Die Gaststätte Eggebrecht ist geschlossen, im Restaurant Tannenhäuschen können zwar weiterhin Geburtstage, Hochzeiten und andere Feste gefeiert werden, der Restaurantbetrieb ruht aber seit der Coronapandemie. Auch der kurzfristig geöffnete Dorfladen hat sich wieder verabschiedet. Als Anlaufstelle gibt es nur noch den Hof Hagedorn, aber nicht im Ortskern, sondern etwas außerhalb.
Stadtverwaltung: „Kein spezifisches Lavesumer Problem“
Ist das ein schleichender Niedergang im Ortsteil? Hat die Stadt Haltern die Entwicklung auf dem Schirm? Wir haben nachgefragt und eine ausführliche Antwort erhalten.

Lange versorgte das Team vom Biko-Markt Kunden - nicht nur aus Lavesum. 2019 wurde er abgerissen. © Jürgen Wolter (Archiv)
Die Verwaltung verfolge die Entwicklung sowohl von Halterns Ortsmitte als auch der Ortsteile unter verschiedenen Aspekten, teilt Stadtsprecherin Sophie Hoffmeier mit. Den Handel habe das städtebauliche Entwicklungskonzept von 2021 berücksichtigt.
Das Einzelhandelskonzept befasse sich umfassend mit dem Thema Nahversorgung, so die Stadt. „Dort wird für die einwohnerschwächeren Ortsteile ausgeführt, dass diese keine Nahversorgungsstrukturen mehr aufweisen, insbesondere auch, weil diese in den dünner besiedelten Ortsteilen oft ökonomisch nicht tragfähig sind.“

2019 wurde der Biko-Markt in Lavesum abgerissen. © Jürgen Wolter
Veränderungen in dörflichen Bereichen, wie aktuell in Lavesum hinsichtlich Direktvermarktung, Gastronomie und Dorfladen, seien keine spezifischen Trends dieses Ortsteils, sondern ein generelles Problem kleinerer Ortsteile. „Welche Entscheidungen ein Familienbetrieb beziehungsweise Pächter letzten Endes über die Fortführung seines Unternehmens trifft, liegt allein in seiner Hand“, so die Stadtverwaltung.
Bürgerschaftliches Engagement ist erwünscht
Wenn in Ortsteilen neue Angebote wachsen sollen, sei es vorteilhaft, wenn diese aus der Bürgerschaft angestoßen und aktiv gestaltet würden, damit sie angenommen und tragfähig würden. Das setze ein hohes Maß an bürgerlichem Engagement voraus. „Die Stadtverwaltung würde entsprechende Anliegen der Anwohnerinnen und Anwohner in den kleineren Ortsteilen im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen, jedoch nicht selbst initiieren“, so Sophie Hoffmeier.

Im Tannenhäuschen ruht der Restaurantbetrieb, nur Events können gefeiert werden. © Lydia Klehn (Archiv)
Inwieweit dann Fördermittel genutzt werden könnten, hänge von den konkreten Maßnahmen ab. Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen habe zum Beispiel im Jahr 2021 das Förderprogramm „Dorferneuerung 2022“ und Sonderaufruf „Feuerwehrhäuser in Dörfern 2022“ zur Verfügung gestellt. „Es ist zu vermuten, dass für Folgejahre weitere Programmaufrufe durch das Ministerium erfolgen“, so die Stadtverwaltung.
Fördertöpfe könnten angezapft werden
Und sie sieht eine weitere Chance für die Region: „Die Hohe Mark – mit Haltern am See - wurde im NRW-Landeswettbewerb als eine von 45 Regionen für die LEADER-Förderung ausgewählt. Damit erhält die Region in der neuen Förderperiode von 2023 bis 2027 rund 3,1 Millionen Euro für Projekte, die dazu beitragen, den ländlichen Raum als Wirtschafts-, Lebens- und Erholungsraum zu stärken“, so Hoffmeier.
Sie führt weiter aus: „Für die Bewerbung hatte die Region eine rund 90-seitige regionale Entwicklungsstrategie und erste Projektideen eingereicht. Im Projektzeitraum besteht gegebenenfalls die Option, unter anderem auch Projektideen der Lavesumer einzubinden.“
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
