„Es macht mich fassungslos“, sagt Bärbel Bartel. Die Entscheidung von Stadt und Politik, der Tafel Haltern finanziell nicht unter die Arme zu greifen, kann sie nicht begreifen. „Was hat die Stadt Haltern sich mit der Absage für ein Armutszeugnis ausgestellt?“, fragt sie.
Die Mehrheit im Halterner Stadtrat war dem Vorschlag der Stadt gefolgt, „in Anbetracht der gegenwärtigen fragilen Haushaltssituation“ dem SPD-Antrag auf einen jährlichen Mietkostenzuschuss für die Tafel in Höhe von 10.000 Euro nicht zu entsprechen. Lediglich FDP und Grüne stimmten dem Ansinnen der Sozialdemokraten zu.
„Das ist eine unsoziale Haltung gegenüber bedürftigen Menschen“, sagt Bärbel Bartel. „Es fehlen einem die Worte.“
„Das ist doch keine Summe“
Schließlich stellten doch 10.000 Euro aufs Jahr gesehen keine Summe dar. „Dieses Geld soll Bürger unterstützen, die auch zu Haltern gehören - auch wenn man sie nicht sieht bei kostenträchtigen Veranstaltungen, da das nötige Geld an allen Ecken fehlt.“
Bärbel Bartel ist richtig wütend: „So manches Steuergeld fließt in Gutachten, die tausende von Euros kosten und man fragt sich nach dem Sinn.“ Für die neue Brücke am Walzenwehr beispielsweise müsse die Stadt tief in die Tasche greifen, „nur kann man die Brücke nicht essen und auch nicht damit heizen“.
Die Haltung des Schirmherrn der Tafel, Bürgermeister Andreas Stegemann, empfindet sie als halbherzig. „Als Schirmherr setze ich mich doch mit aller Kraft für mein Projekt ein“, meint Bärbel Bartel.

Auf Anfrage dieser Zeitung erklärte Andreas Stegemann: „Als Schirmherr schätze ich die Arbeit der Tafel und der zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützer sehr. Die Entscheidung des Stadtrates soll den Stellenwert dieser wichtigen Institution auf keinen Fall schmälern.“
In Haltern am See gebe es viele unterstützenswerte Institutionen und Projekte. „Wir befinden uns aber gleichzeitig in einer sehr angespannten Haushaltslage mit wenig Handlungsspielraum“, so Stegemann weiter. „Zu meinem großen Bedauern bedeutet dies, dass wir unsere freiwilligen Leistungen einschränken müssen – so gerne ich das Geld auch zur Verfügung stellen würde. Das gilt insbesondere für neue, jährlich wiederkehrende Ausgaben.“
„Tolles zusätzliches Angebot“
Stegemann betont zugleich, dass es sich bei dem Angebot der Tafel nicht um die Daseinsvorsorge handele. „Diese wird durch Sozialhilfe oder zum Beispiel das Bürgergeld sichergestellt. Trotzdem ist es natürlich ein tolles zusätzliches Angebot, das für viele Menschen in unserer Stadt eine wichtige Unterstützung ist.“
Bärbel Bartel unterstützt zusammen mit ihrem Mann die Dülmener Tafel. „Das hat sich irgendwann mal so ergeben“, sagt Klaus Bartel. Jetzt will das Ehepaar aber auch in Haltern aktiv werden. „Was die Politik nicht schafft, versuchen wir jetzt. Wir wollen eine Spendenaktion starten“, erklären die beiden. „Wir spenden die ersten 500 Euro an die Tafel Haltern.“ Zugleich appellieren Bärbel und Klaus Bartel an die Bevölkerung: „Macht mit, auch die kleinste Summe zählt!“
Ludwig Borger freut sich über das bürgerliche Engagement. „Wir sagen danke“, meinte er. Der Tafel-Chef hob erneut hervor, dass der Verein durchaus über Rücklagen verfüge. „Wir müssen aber trotzdem jeden Cent dreimal herumdrehen.“
- Volksbank Südmünsterland-Mitte eG, IBAN: DE33 4016 4528 0125 0327 00
- Sparkasse Haltern, IBAN: DE90 4265 1315 0000 0615 31
- Die Tafel ist auf dem Weg der Digitalisierung. Hierzu wird ein ehrenamtlicher Helfer gesucht, der drei bis vier Stunden pro Monat die Webseite der Tafel betreut.
Tafel-Vorsitzender von Ratsbeschluss enttäuscht: Höhere Kundenbeiträge als letzter Schritt
Kein Zeichen von Wertschätzung: Zuschuss für Halterner Tafel abgelehnt
Mietkostenzuschuss für die Halterner Tafel: Politik findet keinen Konsens