Tafel-Vorsitzender von Ratsbeschluss enttäuscht Höhere Kundenbeiträge als letzter Schritt

Tafel-Vorsitzender von negativem Ratsbeschluss enttäuscht
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Ludwig Borgers Stimme klingt bedrückt. Erst vor wenigen Tagen hatte der Stadtrat sich gegen einen Mietkostenzuschuss für die Tafel Haltern entschieden. „Das ist sehr bedauerlich“, sagt der Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins. Nun müsse die Tafel sehen, wie sie mit dem Haushalt 2024 klarkomme. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir damit umgehen“, sagt Borger.

Über den Antrag der SPD war am vergangenen Donnerstag abgestimmt worden. Für eine finanzielle Unterstützung der Tafel hatten die Sozialdemokraten keine Mehrheit gewinnen können. Zum Hintergrund: Die Tafel zieht im kommenden Jahr in größere und teurere Räumlichkeiten um. Das neue Domizil befindet sich nur wenige Meter vom aktuellen Standort entfernt.

Umzug im April/Mai

Im April/Mai soll in das ehemalige Sport- und Modehaus an der Recklinghäuser Straße 52 eingezogen werden. Wegen der höheren Kosten sollte die Stadt den Verein nach dem Wunsch der SPD mit einem Zuschuss in Höhe von 10.000 Euro unterstützen.

Große Enttäuschung

„Die Enttäuschung ist groß“, spricht Borger Klartext. Zwar habe der Verein auch Rücklagen gebildet. Die würden aber bereits für den Umzug benötigt. Hinsichtlich der Kosten für den Umbau und die Einrichtung neuer Kühlräume gehen die Verantwortlichen von einem sechsstelligen Betrag aus. Ob hier die Rücklagen reichen, sei fraglich.

„Die Tafel Haltern ist auch weiterhin auf Spenden angewiesen“, betont der Chef. Er sorgt sich auch „wegen der doppelten Mietbelastung für einen Zeitraum vom sechs Monaten“.

Große Spendenbereitschaft

Eigentlich war bislang alles gut gelaufen, bilanziert Borger. „Wir schwimmen nicht im Geld, müssen auch ganz schön knapsen“, sagt er. Aber die Spendenbereitschaft der Halterner Bevölkerung, der Bäckereien und Supermärkte, von Kitas, Kirchengemeinden, Bürgerstiftung und vielen mehr sei groß. „Wir haben jede Woche zwei Tonnen Lebensmittel gesammelt und damit rund 800 bedürftige Menschen versorgt.“ Für das Jahr 2023 bedankt Borger sich ausdrücklich bei allen Spendern.

Die Tafel zieht in das ehemalige Sporthaus Steckel an der Recklinghäuser Straße 52, das zuletzt die Modemarke Canda beherbergt hat.
Die Tafel zieht in das ehemalige Sporthaus Steckel an der Recklinghäuser Straße 52, das zuletzt die Modemarke Canda beherbergt hat. © Jürgen Wolter

Doch er würde gerne noch mehr Menschen helfen. Rund 60 Personen stehen in Haltern auf der Warteliste. „Es tut weh, wenn man ihnen vorerst absagen muss.“ Dienstags- und donnerstagnachmittags ist die Tafel geöffnet. Jedes Mal kommen rund 100 Kunden. „Dahinter stecken insgesamt 800 bedürftige Menschen“, weiß Borger.

Für einen Einkauf bei der Tafel zahlt jeder Kunde eine Spende in Höhe von vier Euro. „Dieser Betrag deckt aber nur die Hälfte unserer fixen Kosten“, erklärt der Vorsitzende. Und die steigen im kommenden Jahr deutlich. Wie die Tafel die finanzielle Mehrbelastung schultern kann? „Der letzte Schritt wäre eine Erhöhung der Spendenbeträge für unsere Kunden auf fünf bis sechs Euro“, so Borger. „Aber das kann und darf nur der allerletzte Schritt sein.“

Aktuell steckt die Tafel in den Umzugsvorbereitungen. Unter anderem werden Angebote für den Umbau werden eingeholt. Das macht Stress zusätzlich zu den ganz alltäglichen Abläufen. Eine Feldküche, bei der wie im vergangenen Jahr Spender und Kunden zum gemeinsamen Suppe-Essen zusammenkommen, wird es daher in diesem Jahr nicht geben. „Wir werden unseren Einzug in die neuen Räume im kommenden Jahr sicher feiern“, schätzt Borger. Für die 50 ehrenamtlichen Helfer ist aber noch für diesen Monat ein Weihnachtsessen geplant.

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