
Studentin Xenia Wiedenmannott aus Haltern präsentiert den zum Solar- und E-Auto umgebauten Land Rover. Unter der Motorhaube sieht man die Batteriekiste, auf dem Dach des Wagens befindet sich die Schublade, in der sich ausklappbare Solarmodule befinden. © Privat
Studentin aus Haltern macht 15.000-Kilometer-Tour - nur mit Hilfe der Sonne
Hochschul-Projekt
„In 100 Tagen energieautark durch Europa“: So lautet das spektakuläre Projekt der Hochschule Bochum. Zum studentischen Solarauto-Team gehört Xenia Wiedenmannott aus Haltern - sie erläutert die Ziele der Tour.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Bei dieser Frage gerät die sonst redegewandte Xenia Wiedenmannott kurz ins Stocken. „Eigentlich ist das SolarCar-Projekt nicht nur meine Arbeit, sondern auch mein Hobby, meine Freizeitbeschäftigung“, antwortet die Halternerin schließlich. Das Projekt hat es der 25-Jährigen angetan: Ausschließlich mit Sonnenenergie will eine Studentengruppe der Hochschule Bochum mit einem zum E-Mobil und Solarauto umgebauten Land Rover 15.000 Kilometer bewältigen. Eine Europatour durch etwa 30 Länder - von Bochum bis zum Nordkapp, bis nach Istanbul und Athen, zurück ins Ruhrgebiet. Und Studentin Xenia Wiedenmannott ist mit unterwegs - als Teamleiterin für den Bereich Marketing und Nachhaltigkeit.

So sieht die Solarmodul-Konstruktion von oben aus, wenn sie komplett ausgeklappt ist. Der Land Rover ist kaum noch zu erkennen, das umgebaute Solarauto steht in der Mitte unter den Modulen. © Privat
Windschnittig und futuristisch waren die Solarautos, mit denen die Teams der Bochumer Hochschule in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten für Furore gesorgt hat - zum Beispiel beim erfolgreichen Abschneiden bei der SolarCar-Weltmeisterschaft in Australien. Jetzt ist alles ganz anders: Die Studenten haben für die Europatour einen Land Rover Defender 110 aus dem Jahr 2003 gekauft und mit zum Teil gebrauchten Fahrzeugteilen zum Solar-Auto umgebaut. „Wir wollen etwas ganz Neues machen. Dass wir Preise bei der WM holen können, haben wir gezeigt. Jetzt legen wir den Fokus noch mehr auf Nachhaltigkeit“, erläutert Xenia Wiedenmannott das aktuelle Praxisprojekt der Hochschule. „Der Land Rover sieht aus, als wenn er 30 Liter Diesel auf 100 Kilometer verbraucht, aber er läuft nun zu hundert Prozent elektrisch“, sagt die Studentin. „Im Bereich von Geländewagen gibt es noch wenig Erfahrungen mit E-Mobilität. Aber man kann den Charakter eines solchen Fahrzeugs erhalten und trotzdem nachhaltig unterwegs sein.“
Über eine ausklappbare Solarmodul-Fläche wird geladen
Bei der 15.000-Kilometer-Reise bedeutet Nachhaltigkeit nicht nur, vollelektrisch zu fahren, sondern auch ausschließlich mit der Energie der Sonne zu laden, möglichst ohne Hilfe von Ladesäulen. Gelingen soll dieser Plan unter anderem durch ein riesiges ausfaltbares Dach mit Solarmodulen. „Auf dem Land Rover befinden sich in einer Schubladenversion Solarmodule. Sobald wir irgendwo stehen, klappen wir die Dachkonstruktion aus und laden die Batterie auf. Zusammen mit einem Stangengerüst und weiteren Modulen aus dem Kofferraum kommen wir dabei auf eine Modulfläche von 40 Quadratmetern. Und für die beiden vollelektrischen Begleitfahrzeuge haben wir noch einmal Solarmodule mit einer Fläche von etwa 70 Quadratmetern“, erläutert Xenia Wiedenmannott das Prinzip.
„Energieautark in die entlegensten Regionen fahren“
Nachhaltig - das ist das zentrale Stichwort bei den Zielen der Europatour. „Zum einen wollen wir zeigen, dass man völlig energieautark auch in die entlegensten Regionen fahren kann. Zum anderen wollen wir unterwegs einen internationalen Wissensaustausch zum Thema Nachhaltigkeit durchführen, zum Beispiel an Hochschulen.“ Und natürlich ist Xenia Wiedenmannott gespannt, wie das nachhaltige Reisen - zum Beispiel ohne Plastik und Einweg-Müll - zeltend in der Praxis funktioniert. Hier soll das Ergebnis unter anderem ein Handbuch mit Tipps und Tricks sein. „Insgesamt möchten wir mit unserer Tour ein ganzheitliches Bewusstsein für Nachhaltigkeit beim Reisen schaffen.“
Die Tour soll 100 Tage lang dauern
Am 24. Juni starten die Bochumer ihre Tour: Insgesamt sind 14 Studierende dabei, acht dauerhaft unterwegs - zum Beispiel aus den Fachbereichen Elektrotechnik, Mechatronik, Informatik und nachhaltige Entwicklung, hier ist Xenia Wiedenmannott studentische Hilfskraft im Masterstudium. Nach derzeitigen Planungen soll die Tour 100 Tage lang dauern, ein anderer Motor soll noch unterwegs eingebaut werden. „Dann fährt der Land Rover bis zu 110 Stundenkilometer, hat eine Reichweite von 300 Kilometern. Geplant haben wir, etwa 250 Kilometer am Tag zurückzulegen“, erläutert Xenia Wiedenmannott.
Die 25-Jährige freut sich „total“ auf die Europatour - auf den Test nachhaltigen Reisens, auf die vielen Länder und Menschen, „auf den letzten Meilenstein unseres Projekts, mit dem wir uns seit Anfang 2021 beschäftigen“. Doch die junge Frau aus Haltern hat auch Respekt vor der „Challenge Europatour“ - „vor der wahnsinnig langen Streck und dem Zusammensein mit dem Team rund um die Uhr. Und wir haben keine detailliert festgelegte Route. Wir werden täglich individuell schauen, welches Ziel wir erreichen.“ Für Xenia Wiedenmannott bedeuten die nächsten Monate auch ein großes Abenteuer.
Geboren 1962 in Dortmund, aufgewachsen in Recklinghausen, wo er auch heute mit seiner Familie lebt. Zwischenzeitlich verschlug es ihn zum Studium und zur Promotion nach Köln und Bochum. Dabei standen Germanistik und Philosophie im Mittelpunkt. Als Freund des Schreibens und mit viel Neugierde auf Menschen und ihre Geschichten fühlt er sich im Journalismus am richtigen Platz.