Aufgeregt waren sie schon, aber auch sehr neugierig: 14 Bewohnerinnen und Bewohner des Ernst-Lossa Hauses aus Haltern wagten sich am Mittwoch auf die Stand-Up-Paddling-Boards am Dülmener See. Den See mal von der Wasserseite aus zu erobern, war für alle ein einmaliges Erlebnis.
Im Ernst-Lossa-Haus leben 31 Menschen mit geistigen oder Mehrfachbehinderungen in zwei Gebäuden. Mit dem Ziel, jedem Menschen mit einer Behinderung in seiner Heimatgemeinde Haltern ein stationäres Wohnangebot zu machen, hatte sich 1991 der Verein „Behinderte wohnen in Haltern“ gegründet. Interessierte Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Firmen und Menschen mit Behinderungen, wie auch ihre Angehörigen sind Mitglieder des Vereins, der die Häuser errichtet hat.
Bernd Gövert und Udo Dilewski betreiben die Stand-Up-Paddling-Schule SUP 27 am Dülmener See. Sie hatten bereits Flüchtlinge aus der Ukraine zu Gast, um ihnen einen entspannten Tag am See zu ermöglichen. „2023 sollte eigentlich schon der Termin mit dem Ernst-Lossa-Haus stattfinden, musste aber wegen des schlechten Wetters ausfallen“, sagt Udo Dilewski. Jetzt wurde bei strahlendem Sonnenschein und fast 30 Grad nachgeholt.
Sonnencreme und Schwimmwesten
Angst vor dem Wasser hatten Daniela, Florian und Jenny aus dem Ernst-Lossa-Haus nicht. „Ich kann schwimmen“, sagte Daniela. „Da kann mir nichts passieren. „Aber aufgeregt sind wir schon“, beschrieb Jenny vor dem Start ihre Gefühlslage. „Ich weiß gar nicht, was mich hier erwartet.“ Sonnencreme und Schwimmwesten standen für die meisten zuerst auf dem Programm, bevor sie in See stechen konnten.
„Wir gehen das ganz entspannt an“, sagte Udo Dilewski. Zunächst versammelten sich die Bewohner auf dem großen XXL-Board und wurden von ihm einmal über den See gepaddelt. Selbst für Rolli-Fahrer Julian war das Wasser kein Hindernis. Begleitet von den Mitarbeitern Torben und Malin genoss er die entspannte Atmosphäre auf dem Wasser.

„Der See ist für die Aktion besonders geeignet, weil er sehr ruhig und nicht tief ist“, sagte Bernd Gövert. „Die normale Tiefe beträgt rund 1,40 Meter, nur an wenigen Stellen ist er bis zu 1,80 Meter tief.“ Ob sie Angst vor Fischen haben, fragte Gövert seine Gäste „Hier gibt es nämlich Karpfen“, sagte er. „Aber die haben doch Angst vor uns, oder?“, fragte Jenny. „Klar, die flüchten vor euch.“

Über den Asylkreis Haltern, in dem er sich ehrenamtlich engagiert, hat Udo Dilweski den Kontakt zum Ernst-Lossa-Haus hergestellt. Dort war man von der Idee begeistert. Und die Begeisterung teilten auch die Bewohnerinnen und Bewohner nach ihrem Ausflug aufs Wasser. Am liebsten wären sie gar nicht mehr an Land gegangen.