
Beim Karnevalsumzug in Düsseldorf brach 2022 ein Pferd tot zusammen. Nicht erst seit diesem tragischen Ereignis überlegen Karnevals- und Schützenvereine und auch ein katholischer Kindergarten in Sythen, ob der Einsatz von Pferden bei traditionellen Großveranstaltungen angemessen ist.
Die Tiere sind extremen Belastungen ausgesetzt. Lärm und Menschenmassen machen enormen Stress. Das hat auch das NRW-Ministerium 2020 festgestellt und neue Leitlinien erlassen. Es lässt aufhorchen, dass dazu auch Stichproben hinsichtlich illegal verabreichter Drogen gehören. Es waren und sind keine Ausnahmen: Pferde werden bei Veranstaltungen dieser Art mitunter ruhiggestellt.
Nichts gegen Brauchtum. Bräuche sind ein gutes Stück Heimat, sie verbinden die Menschen, pflegen Gemeinschaft. Man muss sich aber fragen dürfen, inwieweit Tradition in allen Teilen noch zeitgemäß ist. Über Tierschutz hat sich vor zig Jahrzehnten niemand Gedanken gemacht. Gut, dass sich das geändert hat.
Brauchtum muss aktualisiert werden, mit der Zeit gehen. Auch wenn der Abschied von Gewohntem nicht immer leicht fällt. Ob St. Martin ohne Pferd, auf dem Fahrrad oder zu Fuß kommt, schadet der Tradition des Umzugs nicht. Der Sinn bleibt gewahrt. Die Kinder lernen, was Mitgefühl und Hilfsbereitschaft bedeuten. Und so ganz nebenbei auch ein bisschen Tierschutz.
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