Solartour durch Europa: Die Bochumer Studentinnen Xenia Wiedenmannott (l.) und Marlen Weichler während einer Ladepause im südschwedischen Hässleholm.

Im Schatten der Solarmodule: Die Studentinnen Xenia Wiedenmannott (l.) und Marlen Weichler während einer Ladepause im südschwedischen Hässleholm. © Privat

Solartour durch Europa: Halternerin berichtet über außergewöhnliche Reise

rnAktion für Nachhaltigkeit

Es ist eine ganz besondere Tour, die Xenia Wiedenmannott bereits seit fast zwei Monaten macht: Die Studentin aus Haltern gehört zu dem Team der Bochumer Hochschule, das mit einem Solarauto quer durch Europa fährt.

Kreis Recklinghausen

, 11.08.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Seit etwa 50 Tagen sind die Studentinnen und Studenten der Hochschule Bochum inzwischen unterwegs: Mit einem zum E-Mobil und Solarcar umgebauten Land Rover aus dem Jahr 2003 und zwei Begleitfahrzeugen. Im Zentrum der Reise steht das Thema Nachhaltigkeit: Ursprünglich wollten die insgesamt 14 jungen Leute von Ende Juni bis Anfang Oktober in 100 Tagen insgesamt 15.000 Kilometer in 31 Ländern zurücklegen - und zwar energieautark, nur mit Hilfe der Sonne.

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Xenia Wiedenmannott ist dabei und zur Halbzeit der Tour sehr zufrieden - auch wenn das vorher gesetzte Ziel nicht ganz erreicht wird. „Es gab ein paar Schwierigkeiten“, berichtet die Halternerin von der ersten Reisephase in Richtung Norden. „In Skandinavien war die Ladeinfrastruktur für unsere Begleitfahrzeuge sehr schwierig. Da es häufig sehr bewölkt war, brauchten wir auch länger, um über unsere Solarmodule den Land Rover zu laden. Und bei unserem neuen Getriebe, das unterwegs eingebaut werden sollte, hatten wir Lieferschwierigkeiten. All das führte zu zeitlichen Verzögerungen, so dass wir nicht bis zum Nordkap hochgefahren sind, sondern von Stockholm aus nach Estland per Fähre abgekürzt haben.“

Ausfaltbares Solarmodul-Dach ist 40 Quadratmeter groß

Doch auch wenn der ursprüngliche Zeit- und Wegeplan nicht eingehalten werden konnte, betont Xenia Wiedenmannott, dass die zentrale Botschaft der Reise weiterhin Bestand hat: „Wir wollen vor allem zeigen, dass man so lange energieautark unterwegs sein - unabhängig von der genauen Strecke.“ Immerhin hat das Solarteam inzwischen etwa 3400 Kilometer zurückgelegt, von Bochum über Skandinavien und das Baltikum bis nach Polen, am Samstag, 13. August, soll Wien die nächste Zwischenstation sein. Und bislang musste der Land Rover Defender 110 nur ganz selten an die Ladesäule, fast immer reichte sein ausfaltbares Solarmodul-Dach mit einer Fläche von etwa 40 Quadratmetern, um den Geländewagen „,aufzutanken“.

Die Bochumer Studentin Xenia Wiedenmannott präsentiert den umgebauten Land Rover.

Xenia Wiedenmannott präsentiert den umgebauten Land Rover. © Privat

„Auf der Tour geht es um Nachhaltigkeit“, betont Xenia Wiedenmannott - und zwar sowohl bei der Energie als auch bei der möglichst ökologischen Ausstattung der Reisenden. Kein Plastik, Zahnpasta in Tablettenform, selbst hergestelltes Waschmittel sind hier einige Stichworte, nach der Tour soll ein Handbuch zum Thema nachhaltiges Reisen erscheinen. Wichtig ist Xenia Wiedenmannott, die an der Bochumer Hochschule im Bereich nachhaltige Entwicklung ihren Master macht, dabei auch der Austausch mit Menschen aus anderen Ländern. „An der Universität im litauischen Kaunas haben wir einen Workshop zum nachhaltigen Reisen durchgeführt, den soll es nächste Woche an der TU in Wien noch einmal geben. In Stockholm waren wir bei der deutsch-schwedischen Außenhandelskammer und in Riga haben wir auf dem Marktplatz mit den Leuten gesprochen“, berichtet die 25-Jährige von verschiedenen Begegnungen.

Das Bochumer Solarauto auf der Storebaelt-Brücke in Dänemark.

Das Bochumer Solarauto auf der Storebaelt-Brücke in Dänemark. © Privat

„Unterstützung haben wir unterwegs in vielen Bereichen bekommen. Das war für mich bisher das Beeindruckendste auf unserer Reise“, sagt Xenia Wiedenmannott. „So haben uns fremde Menschen in Riga eine Werkstatt zur Verfügung gestellt, damit wir das Getriebe austauschen konnten. Auch sonst haben wir viel Zuspruch erhalten - von Leuten, die uns nie gesehen haben, denen aber das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist, die unser Projekt gut finden.“ Die Halternerin betont: „Viele Menschen haben uns gezeigt, dass sie unsere Aktion cool finden.“ Die positiven Gespräche sind für Xenia Wiedenmannott neben dem langsamen ungehetzten Reisen eine „sehr positive Erfahrung“.

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Und so freut sich die Studentin schon darauf, am Samstag, 13. August, in Wien wieder zum Solarteam zu stoßen. „Ich war jetzt zwischendurch zwei Wochen lang zuhause. Wir haben auf der Tour acht Sitzplätze, sind aber insgesamt 14 Leute im Team. Deshalb habe ich jetzt einem anderen die Möglichkeit gegeben, zeitweise mitzufahren.“ Doch bei der zweiten Hälfte der Solartour ist Xenia Wiedenmannott wieder dabei: Über Stationen wie Bukarest, Istanbul, Athen, Split, Venedig, Genf und Luxemburg führt die Solartour energieautark zurück ins Ruhrgebiet - wenn alles nach Plan geht. Wie sagt die Halternerin auch mit Blick auf die letzten 50 Tage: „Bei so einer Reise klappt nicht alles. Da muss man schon mal umplanen. Aber das macht die Tour ja auch aus.“