
© Kevin Kindel
So steht‘s um den Brandschutz an der Halterner Sixtuskirche
Notre Dame
Die halbe Welt blickte am Montagabend gebannt auf Paris, wo die Kathedrale Notre Dame brannte. Haltern am See stand vor drei Jahren knapp vor einer ähnlichen Extremsituation.
Der 30. Mai 2016 war der Tag, an dem die Sixtus-Kirche hart an ihre Grenzen gebracht wurde. Nicht weil es bei einem Gottesdienst so voll wurde, sondern weil ein schwerer Blitzeinschlag beinah für einen Brand in dem Gotteshaus gesorgt hätte. Am frühen Morgen um 6.30 Uhr schlug der Blitz ein, „ein solcher kommt in Deutschland im Jahr vielleicht viermal runter“, sagte Elektromeister Michael Schroer danach.
Der Blitzableiter und der sogenannte Überspannungsschutz leisteten ganze Arbeit. Letzterer wurde komplett zerstört, die Steuerung der Turmuhr ging kaputt, plötzlich ging die Uhr sieben Minuten vor: „Wir können froh sein, dass nicht noch mehr passiert ist“, sagte Karl-Heinz Gerritsen von der Zentralrendantur der Sixtus-Pfarrei. In der Sakristei war deutlicher Brandgeruch wahrzunehmen.
Feuerwehr-Chef lobt die Arbeit der Pariser Rettungskräfte
„Bei den Bildern aus Paris waren wir am Montag alle erst mal geschockt“, sagt Halterns Feuerwehr-Chef Werner Schulte am Tag danach. Die Kathedrale Notre Dame stand in Flammen, möglicherweise ausgelöst durch Renovierungsarbeiten. „Wir können den dortigen Einsatzkräften nur zur guten Arbeit gratulieren“, sagt Werner Schulte: „Offenbar ist nur ein Feuerwehrmann von 400 eingesetzten verletzt worden. Was die dort geleistet haben, geht über die Vorstellungskraft hinaus.“

Nach ersten Erkenntnissen könnten Dacharbeiten für den Großbrand in Paris verantwortlich sein. © dpa
Ein Einsatz an einem hohen Gebäude, besonders einer so alten Kirche, sei immer eine Extremsituation mit „höchster Eigengefährdung“, wie Werner Schulte sagt. Gewölbe und Türme könnten einsturzgefährdet sein - in Paris sind große Teile des Daches von Notre Dame und ein 93 Meter hoher Turm eingestürzt.
Drehleiter 23 Meter lang, Kirchturm 80 Meter hoch
Die Drehleiter der Fahrzeuge, mit denen die Halterner Feuerwehr zu Brandeinsätzen ausrückt, ist bis auf eine Länge von 23 Metern ausfahrbar. Der im Jahr 1877 fertiggestellte Kirchturm von St. Sixtus ist knapp 80 Meter hoch. Die Anfahrt ist auf dem Halterner Marktplatz für die Feuerwehr jedenfalls kein Problem - zuletzt standen im September 2016 gleich mehrere große Feuerwehrwagen vor der Kirche wegen eines Fehlalarms im Alten Rathaus direkt gegenüber.

So sieht der Sixtus-Kirchturm von innen aus. © Kevin Kindel
Oberhalb der Gewölbedecke des Kirchenschiffes sieht man jede Menge Holz. Auf Stegen können Handwerker und Kirchenpersonal bei Bedarf über dem Kirchraum herlaufen, tatsächlich ist das Material dort oben leicht brennbar. Ein großes Problem in Paris war viel verbautes Blei, das die schnelle Ausbreitung des Feuers begünstigt hat. „Diese Last haben wir in St. Sixtus nicht“, sagt Karl-Heinz Gerritsen.
Es gebe regelmäßig Übungen der Feuerwehr an den Kirchengebäuden der Stadt, zur Risikominimierung ist der Kirchturm vor vielen Jahren für die Öffentlichkeit gesperrt worden. „Früher konnte man zum Beispiel bei Pfarrfesten den Turm besteigen. Wenn da jemand kollabiert, ist es aber im Turm viel zu eng – der Transport dieser Person würde wirklich Mühe machen.“
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
