Die Einladung kam per Post bei Angelika Kauling reingeflattert. Die 72-Jährige wohnt in Castrop-Rauxel und hat sich über den Brief gewundert. Zur Neueröffnung des Reisebüros „Städtereisen“ in Haltern wurde sie zu einer Fahrt mit der neuen „Möwe“ eingeladen. Frühstück, Mittagsessen, Kaffee, Kuchen und die Schifffahrt - alles für nur 10 Euro pro Person.
Angelika Kauling hat die angegebene Nummer auf dem Brief angerufen. „Der Mann am Telefon war sehr nett und höflich“, erinnert sie sich an das Gespräch. Sie meldete sich an und nahm noch ihre Freundin Ursula Hustemeier mit. „Wir wollten einen schönen Tagesausflug für‘n 10er machen.“
Schließlich ist der Tag der Abreise gekommen. Ein Fahrer sollte die beiden Damen am Montag um halb 8 vor ihrer Haustür in Castrop-Rauxel abholen. Doch als auch um 8 Uhr noch kein Fahrer da war, wurden sie skeptisch. „Am Telefon sagte man mir, dass der Fahrer uns wohl vergessen haben muss“, sagt Angelika Kauling. „Ganz suspekt. Dafür sind wir extra um 6 Uhr aufgestanden.“
Kein Reisebüro unter der Adresse
Kurzerhand sind die Freundinnen selbst mit dem Auto nach Haltern gefahren. Aber die angegebene Adresse des Reisebüros (Weseler Straße 290) gab es nicht. Bei einem anderen Reisebüro in der Halterner Innenstadt wüsste man auch von nichts.
Eine Internet-Recherche führte zu einem Artikel dieser Zeitung: Ein Ehepaar aus Essen hat die gleiche, dubiose Einladung mit der Post erhalten. Die Senioren wurden skeptisch und haben sich nicht auf das Angebot eingelassen. Auch Hermann Kipnowski, ein pensionierter Polizist, der unter dem Namen „Kommissar Kaffeefahrt“ bekannt ist, hat sich durch die Berichterstattung diesem Fall angenommen.
„Lassen uns den Tag nicht vermiesen“
Angelika Kauling und Ursula Hustemeier waren zwar enttäuscht, dass sie am Montag nicht wie geplant mit dem neuen Elektroschiff über den Halterner Stausee fahren konnten. „Aber wir lassen uns den Tag nicht vermiesen“, sagt die 72-Jährige. „Wir waren gerade schön frühstücken und fahren gleich nach Hullern.“
So richtig verstehen können sie die Masche des Betrügers aber nicht. „Was hat er davon?“, fragt die Seniorin aus Castrop-Rauxel. Am Telefon war er stets nett und höflich. Sympathisch hätte seine Stimme geklungen. Und bezahlt hätten sie schließlich auch noch nichts. „Das muss doch auch Geld kosten, die Briefe zu verschicken“, sagt Angelika Kauling.
Wer und warum hinter den Einladungen steckt, ist bislang unklar. Über die angegebene Nummer wird man mit einem Büro in der Schweiz verbunden. Eine betrügerische Kaffeefahrt läuft in der Regel immer gleich ab: Die Teilnehmer werden mit einem Kleinbus abgeholt und unter Vorwand in eine Gaststätte in der Nähe gebracht. Dort wird dann versucht, den Leuten etwas zu verkaufen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 17. Oktober 2023.
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