
© Jürgen Wolter
Schaltstelle der Energiewende: Das Umspannwerk in Haltern-Kusenhorst
Umspannwerk Kusenhorst
Umspannwerken kommt bei der Energiewende eine Schlüsselstellung zu. Die Amprion GmbH hat das Werk in Kusenhorst mit einer Großinvestition zukunftsfähig gemacht.
Entlang der Dorstener Straße fährt man hinter Lippramsdorf Richtung Dorsten etwa einen Kilometer lang an einer großen Umspannanlage vorbei. Hier kommen die Überlandtrassen der Stromversorgung an. Die elektrische Energie wird neu verteilt und unter anderem in die lokalen Netze der Energieversorger eingespeist. Diese Stromversorgung verlässlich zu gewährleisten, ist in Zeiten der Nutzung regenerativer Energie (Solarstrom/Windkraft) zu einer wachsenden Herausforderung geworden.
Die Umspannanlage in Kusenhorst an der Stadtgrenze zwischen Marl und Haltern wird von der Amprion GmbH betrieben, einem der vier großen Betreiber von Überleitungsnetzen in Deutschland. Das Unternehmen transportiert Strom über ein mehr als 11.000 Kilometer langes Netz von Überlandleitungen von Niedersachsen bis zu den Alpen. Rund 2000 Beschäftigte sind in Dortmund und an mehr als 30 weiteren Standorten tätig.

Trafos sorgen im Umspannwerk für die Angleichung der Spannung. © Jürgen Wolter
Wenn man das Gelände in Kusenhorst betritt, gibt es eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen zu beachten. Ein leichtes Knistern in den Leitungsverbindungen macht deutlich, dass man sich hier in der Nähe von Hochspannungsanlagen befindet, denen man sich nicht zu weit nähern sollte.
Stabilisierung des Stromnetzes
Die Umspannanlage in Kusenhorst hat Amprion bereits 1962 übernommen und 2016 umfassend modernisiert. Sie verbindet das 380 Kilovolt-Übertragungsnetz mit dem örtlichen 110-Kilovoltnetz, das die Energie regional weiterverteilt, in Haltern über die hiesigen Stadtwerke.
„Umspannanlagen sind Knotenpunkte im eng vermaschten Wechselstromnetz“, erläutert Christian Nöldemann beim Ortstermin. Der Projektleiter für Netzprojekte bei Amprion hat in Kusenhorst 2020 den Einbau einer Statcom-Kompensationsanlage geleitet, die heute zur Stabilisierung des Stromnetzes benötigt wird.
Diese Anlage dient dazu, das Spannungsniveau im Stromnetz zu gewährleisten. Amprion hat in seinen Umspannwerken bisher drei solche Anlagen installiert. In Kusenhorst betrug das Investitionsvolumen 25 Millionen Euro.

Kondensatoren sind für die Stabilisierung der Netzspannung erforderlich. © Jürgen Wolter
„Für die Energieübertragung mit Wechselstrom ist Blindleistung erforderlich“, erläutert Christian Nöldemann. „Sie stützt die Spannung im Netz bei der Übertragung großer Leistungen zur Versorgung weiter Flächen. Bisher wurde die erforderliche Blindleistung vor allem von den Generatoren der Großkraftwerke bereitgestellt. Da viele von ihnen aber im Zuge der Energiewende vom Netz gehen, reagiert Amprion jetzt mit der Installation von Blindleistungskompensationsanlagen wie der hiesigen Statcom-Anlage.“
Die Umspannanlage in Kusenhorst übernimmt eine ganze Reihe von Aufgaben. Über leistungsstarke Transformatoren kann sie die Spannung nach den Anforderungen der Stromkunden anheben oder absenken, etwa von 380 auf 110 Kilovolt. Durch Leistungsschalter können Freileitungen ein- und ausgeschaltet werden.
Der Weg zu einem klimaverträgliches Energiesystem
„Entscheidende Bedeutung kommt bei der Nutzung von Wind- und Sonnenenergie, die nicht immer in gleicher Menge zur Verfügung stehen, der Aufgabe zu, das Netz stabil zu halten, damit es nicht zu Stromausfällen kommt“, sagt Christian Nöldemann.
Die Statcom-Anlage kann in Kusenhorst mit dem bereits bestehenden mechanischen Kondensator zusammenarbeiten, der die Spannung zwar anheben, aber nicht absenken kann. „Gemeinsam bilden beide eine sogenannte Hybridanlage“, so Christian Nöldemann.

Das Umspannwerk Kusenhorst erstreckt sich über etwa einen Kilometer. © Jürgen Wolter
Die Anlage besteht aus mehreren Gebäudeteilen, die bis zu zehn Meter hoch sind. Sie wird ferngesteuert über eine Systemführung in Brauweiler bei Köln. Amprion wird weitere Anlagen dieses Typs installieren beispielsweise in Marl-Polsum, um die Netzwerkstabilität für rund 29 Millionen Menschen im Einzugsgebiet zu gewährleisten und den Weg für ein klimaverträgliches Energiesystem in Deutschland zu bereiten.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
