
© Jürgen Wolter
Raiffeisenfusion ist in Haltern auch im zweiten Anlauf gescheitert
Raiffeisen
Erneut ist die Fusion der Raiffeisen Warengenossenschaften Haltern und Emscher Lippe gescheitert. Wieder fehlten wenige Stimmen zur erforderlichen Mehrheit.
Bereits am 3. Dezember trafen sich die Mitglieder der Raiffeisen Warengenossenschaft Haltern in der Baustoffhalle an der Annabergstraße zur Generalversammlung. Neben Entlastung und Neuwahl des Vorstandes und des Aufsichtsrates stand vor allem ein Punkt auf der Tagesordnung: die angestrebte Fusion mit der Warengenossenschaft Emscher-Lippe.
Aber genau wie vor einem Jahr, als zwei Stimmen zur Genehmigung fehlten, scheiterte der Antrag erneut. „Das Genossenschaftsgesetz schreibt vor, dass wir für die Genehmigung 75 Prozent der Mitgliederstimmen benötigen“, sagt Günter Hessing, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Raiffeisen Warengenossenschaft Haltern. „Die haben wir leider wieder nicht erreicht, es fehlten letztlich 2,5 Prozent der Stimmen.“
Einsparpotenzial von 250.000 Euro jährlich
Die Nachfrage nach Pflanzenschutz- und Futtermitteln sowie Dünger geht zurück, der Onlinehandel gewinnt an Bedeutung, der Absatz von Heizöl wird sich verringern: Unter diesen Rahmenbedingungen hatten die beiden Genossenschaften bereits vor zwei Jahren einen Zusammenschluss anvisiert.
Mit der Verschmelzung wäre eine Raiffeisengenossenschaft entstanden, deren Geschäftsgebiet im Kreis Recklinghausen zehn Städte und über 615.000 Einwohner umfasst. Emscher-Lippe ist an vier Standorten vertreten, Haltern hat einen Standort, beide Unternehmen begegnen sich wirtschaftlich aber auf Augenhöhe.
„Die Fusion hätte uns ein Einsparpotenzial von jährlich 250.000 Euro gebracht und uns für die Zukunft besser aufgestellt“, sagt Günter Hessing. Die gesetzlich geforderten Gutachten des Prüfungsverbands und Genossenschaftsverbandes wurden eingeholt und bescheinigten den Mitgliedern, dass mit einer Fusion eine Unternehmensverbesserung zu erzielen sei. „Aber auch die ausführlich dargelegten Argumente konnten einige Mitglieder wieder nicht überzeugen. Mehrere jüngere Landwirte in der Betriebsnachfolge haben sich für die Fusion ausgesprochen, in der sie eine Chance für die Zukunft sehen“, so Günter Hessing. „Aber das hat leider nichts genützt.“
Mitglieder fürchten, überstimmt zu werden
Etwas mehr als ein Viertel der stimmberechtigten Mitglieder sprach sich erneut gegen die Fusion aus. „Zwar wurden der Vorstand und der Aufsichtsrat einstimmig entlastet und wiedergewählt, aber sein Konzept der Fusion dann abgelehnt, das passt doch nicht zusammen“, ist Günter Hessing vom Ergebnis der Abstimmung enttäuscht. „Man hatte im Nachhinein das Gefühl, einige hatten ihre Entscheidung schon vorher gefällt und waren für die Argumente überhaupt nicht offen.“
Zu wenig Mitsprache befürchtet
Dass ein Teil der Halterner Landwirte nicht für diese Fusion ist, hat vor allem einen Grund: Sie fürchten, dass die Halterner Genossenschaftsmitglieder in dem Verbund zu wenig Mitsprachemöglichkeiten haben, obwohl Raiffeisen Haltern eine vermögende Genossenschaft auch mit erheblichem Landbesitz sei, wie sie uns auf Anfrage mitgeteilt haben. Bei den neuen Mehrheitsverhältnissen könnten die Halterner Mitglieder leicht überstimmt werden, sorgen sich die Landwirte.
Ob es einen erneuten Anlauf geben wird, steht nicht fest. „Die Entscheidung ist nicht existenzbedrohend, aber sie wirft uns natürlich in unseren Planungen für die Zukunft deutlich zurück“, so Günter Hessing.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
