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Probleme für Halterner Bauern: Düngemittel werden knapp
Düngemittel
Halterner Landwirte können keinen Dünger für ihre Felder ordern. Die Düngemittel-Industrie hat die Produktion heruntergefahren oder teilweise eingestellt. Das sind die Gründe.
Düngemittel für die Landwirtschaft sind zurzeit extrem knapp oder teils auch gar nicht mehr zu bekommen. Das stellt die Landwirte vor Herausforderungen. „Zurzeit gibt es keine Planungssicherheit mehr“, sagt Georg Schulte-Althoff, Landwirt aus Flaesheim und Kreislandwirt im Kreis Recklinghausen.
Die Halterner Landwirte wissen nicht, ob und wann sie wieder Düngemittel bestellen können. „Viele planen normalerweise jetzt ihren Bedarf und geben ihre Bestellungen auf, auch wenn die Düngung erst im Frühjahr aufgebracht wird“, sagt Georg Schulte-Althoff. „Das macht aber zurzeit keinen Sinn, wenn man gar nicht weiß, was man bekommen kann und wenn der Preis absolut unkalkulierbar ist.“
Zwar seien die Landwirte nicht ausschließlich auf mineralischen Dünger angewiesen, sondern könnten auch organischen Dünger (Mist, Gülle) einsetzen, aber ohne Düngung seien Ertragseinbußen zu erwarten. „Ohne Düngung keine Ernte“, sagt Georg Schulte-Althoff. „Aber zurzeit ist das noch ein Blick in die Glaskugel. Wir hoffen, dass bei einem vielleicht milden Winter auch die Energiepreise wieder sinken.“
Verantwortlich sind die steigenden Energiepreise
Hintergrund für die Knappheit sind die steigenden Energiepreise. Der Gaspreis explodiert geradezu, nach der Coronapandemie konnte die Produktion und Förderung nicht schnell genug wieder hochgefahren werden, der steigende Bedarf treibt die Kosten in die Höhe. „Erdgas ist aber auch ein wichtiger Bestandteil des Ammoniaks, das für die Düngemittelproduktion notwendig ist“, erläutert Günter Hessing, Geschäftsführer der Raiffeisen Warengenossenschaft Haltern. „Inzwischen liegen die Preise so hoch, dass sich die Düngemittelproduktion für viele Unternehmen nicht mehr rechnet.“

Ob sie ihre Felder im Frühjahr wie gewohnt düngen können, wissen die Halterner Landwirte zurzeit nicht. © picture alliance / dpa
Eine betriebswirtschaftlich vernünftige Erzeugung von Ammoniak - als Grundstoff für die Düngerherstellung - sei derzeit kaum noch möglich, teilt auch der Industrieverband Agrar (IVA) mit. Wie der Branchendienst „Agrar heute“ meldet, ist bei der Herstellung von Ammoniak und Stickstoffdüngemitteln Erdgas sowohl als Rohstoff wie als Energiequelle von entscheidender Bedeutung. Und die rekordhohen Erdgaspreise stellten die Düngemittel-Industrie vor große Probleme.
Dazu gehörten auch die stark gestiegenen Preise für CO2-Zertifikate bzw. sogenannte Verschmutzungsrechte im Emissionshandel. Diese haben sich wegen des schrumpfenden Angebots an fossilen Energieträgern und der gleichzeitig steigenden Nachfrage im Jahresverlauf von 23 auf jetzt 63 Euro je Tonne fast verdreifacht. „Eine betriebswirtschaftlich vernünftige Erzeugung von Ammoniak und Stickstoff-Dünger ist derzeit deshalb kaum noch möglich“, so der Branchendienst.
Produktionskürzungen und Werksschließungen
Die hohen Kostensteigerungen ließen sich nicht an die Endkunden (also die Landwirte) weitergegeben, stellt der IVA fest. Die Folge: Immer mehr Produktionskürzungen und Werkschließungen bei Ammoniak und der Düngeherstellung im In- und Ausland. Die Düngemittelindustrie appelliert deshalb an die Bundesregierung und die EU-Kommission, eine ausreichende Versorgung mit bezahlbarem Erdgas mit hoher Priorität sicherzustellen.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
