Als sie in der Nacht zu Donnerstag (9. November) ihre Tochter versorgt, hört eine Anwohnerin der Volksbank-Filiale in Sythen plötzlich Stimmen, die von draußen zu ihr in die Wohnung dringen. Weil das um diese Uhrzeit ungewöhnlich im ruhigen Sythen ist, wird sie aufmerksam. Dann geht alles sehr schnell.
„Weißer Rauch war zu sehen“, sagt die junge Mutter Donnerstagvormittag. Schwarz gekleidete Personen seien zu einem wartenden Auto gerannt, das anschließend davonraste. Sie ist mit ihrem Partner froh, dass nicht noch mehr passiert ist. Unbekannte Täter haben versucht, den Geldautomaten der Volksbank Südmünsterland am Schalweg zu sprengen - und sind dabei kläglich gescheitert.
Zum Glück für die zahlreichen Nachbarn der Bankfiliale, denn was eine tatsächliche Detonation eines Sprengsatzes anrichten kann, auch psychologisch, hat man in Haltern erst vor wenigen Monaten bei einem ähnlichen, und für die Täter erfolgreichen, Vorfall in der Filiale der Deutschen Bank an der Lippstraße in der Halterner Innenstadt sehen können.
Am frühen Donnerstagmorgen macht sich für die Volksbank Südmünsterland neben Vorstand Berthold Stegemann und Prokurist Martin Möllers auch Hausmeister Herbert Suntrup ein Bild von der Lage vor Ort. Alle drei sind erleichtert, dass so gut wie kein Schaden entstanden ist. Schon mittags soll die Filiale wieder für den Kundenverkehr geöffnet werden.
Notfallplan funktioniert
„Unser Notfallplan hat funktioniert“, sagt Martin Möllers. Die Bank hat in jüngster Vergangenheit zusätzliche Mittel in ihre Sicherheitssysteme investiert. In Sythen hat die Täter auch eine neue Nebelmaschine abgeschreckt und in die Flucht geschlagen.
In der Nacht geht der Alarm um 3.58 Uhr bei der Polizei ein. Wenige Minuten später ist es Hausmeister Herbert Suntrup, der als erster Volksbank-Mitarbeiter aus dem Bett geklingelt wird. Weil nicht klar ist, ob Sprengstoff von den Tätern zurückgelassen wurde, evakuieren Polizeibeamte die umstehenden Gebäude der Bank. Nachbarn, die in der Nacht keine Anlaufstelle oder auch nur ein Auto zur Stelle haben, können die Wartezeit in einem herbeigerufenen Bus hinter sich bringen.

Schon bald kann die Polizei Entwarnung geben und die betroffenen müden Sythener wieder in ihre Betten schicken. Um 5.38 Uhr meldet eine weitere Anwohnerin: „Durften wieder ins Haus zurück.“
Experten der Kriminaltechnischen Untersuchungsstelle sammeln Spuren vor Ort und ermitteln zum Tathergang. Die Polizei ist auf der Suche nach Zeugen. Hinweise werden unter der Rufnummer 0251 275-0 oder unter dem Hinweisportal der Polizei (nrw.hinweisportal.de) entgegengenommen. Die Täter sind flüchtig.
Zuletzt war bei einer Automatensprengung in der Deutschen Bank an der Lippstraße im Juni das Gebäude erheblich beschädigt worden. In Sythen jagten Unbekannte 2019 die Automaten in der Sparkassen-Filiale am Hellweg in die Luft. Das Gebäude wurde aufgrund der Schäden durch einen Neubau ersetzt.
Volksbank Haltern zieht Konsequenzen aus Sprengstoff-Attacken auf Geldautomaten
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