
© Hans Blossey
Pläne zum Sandabbau: Der Silbersee I wird gewaltig wachsen
Silbersee
Die geplante Erweiterung des Sandabbaus in Sythen stellt einen enormen Eingriff in die Landschaft dar. Für Halterner Verhältnisse wird ein See mit gewaltigen Ausmaßen entstehen.
Rund zwei Millionen Tonnen hochwertiger Quarzsande werden jedes Jahr von der Quarzwerke GmbH im Halterner Ortsteil Sythen im Silbersee I gefördert. Damit diese Produktionsmengen auch in den nächsten rund 30 Jahren sichergestellt sind, plant das Unternehmen bekanntlich die Erweiterung des Tagebaus. Falls es hierfür grünes Licht bekommt, wird in Sythen ein See entstehen, der die Größe der Hullerner Talsperre bei Weitem übertrifft. Die Stadt Haltern unterstützt diese Pläne.
Der bislang geltende Rahmenbetriebsplan, auf deren Grundlage die Quarzwerke am Silbersee I, offiziell Gewinnungssee Haltern-Sythen genannt, in direkter Nachbarschaft zur Autobahn 43 tätig sind, sieht einen maximal 131 Hektar großen Gewinnungssee vor. Davon getrennt ist auch bereits vor Jahren der Tagebau auf der angrenzenden Tagebaufläche Sythen-Süd genehmigt worden. Diese etwa 32 Hektar große, ehemalige Teilfläche des Wasag-Gebiets hatten die Quarzwerke von der Sythengrund GmbH erworben. 2011 war der Planfeststellungsbeschluss hier rechtskräftig geworden.

Der Silbersee 1: Die orangene Linie zeigt die Grenzen der aktuellen Rahmenbetriebsplanung. Innerhalb der blauen Linie soll künftig zunächst der Nassabbau erfolgen, danach dann auch im magentafarbenen Bereich (Parkplatz Silbersee II). Die rote Linie umfasst den Endzustand nach vollständig erfolgtem Sanddabbau. © Stadt Haltern
Nun ist aber nicht nur die Erweiterung des „Abbaufeldes“ Haltern-Sythen um 87 Hektar geplant. Langfristig sollen beide Seen dann auch noch zu einem einzigen Gewinnungssee vereint werden, der dann insgesamt eine 250 Hektar große Fläche umfassen soll. Zum Vergleich: Die Talsperre Hullern ist 150 Hektar groß, der Halterner Stausee (Nord- und Südbecken) 307 Hektar.
Bezirksregierung Arnsberg ist die zuständige Bergbaubehörde
Den entsprechenden Antrag hatten die Quarzwerke bereits im Oktober 2020 bei der für Bergbau zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg eingereicht. Dort wird der so genannte „Rahmenbetriebsplan für die Gewinnung von Quarzsand im erweiterten Tagebaufeld Sythen“ nun geprüft. Einige Wochen werde es noch dauern, ehe man Näheres zum Verfahren und zur Beurteilung sagen könne, teilte ein Sprecher jetzt auf Anfrage mit.

Jedes Jahr fördern die Quarzwerke in Haltern-Sythen - im Bild der Siebturm - rund zwei Millionen Tonnen Quarzsand. © Ingrid Wielens
Die Seestadt hatte auf eigenen Wunsch für ihre Stellungnahme zur geplanten Tagebau-Erweiterung eine Fristverlängerung bis zum 15. Januar zugesprochen bekommen. Auch die Öffentlichkeit konnte Einwände, Anmerkungen und Weiteres bis zu diesem Zeitpunkt einreichen.
Stadt Haltern begrüßt Quarzwerke-Pläne
In seinem Schreiben an die Bezirksregierung begrüßt Baudezernent Siegfried Schweigmann, „dass mit der vorgelegten Erweiterung des Tagebaus zum einen lokal dem standortgebundenen Betrieb Quarzwerke GmbH und zum anderen regional wie auch überregional über die Wertschöpfungskette den mit den Quarzwerken verbundenen Unternehmen eine wirtschaftliche Tragfähigkeit für die nächsten 29 Jahre bis zum Jahr 2050 gesichert wird“. In der knapp drei Seiten umfassenden Stellungnahme werden allerdings auch Anmerkungen unter anderem zu Flora und Fauna, zum „Schutzgut“ Wasser, zur Gelände- und Verkehrssicherung sowie zur Belastung durch Lärm, Staub und Schwerlastverkehr formuliert, die es aus Sicht der Stadt zu beachten gilt.
Es ist davon auszugehen, dass die Pläne der Quarzwerke durchgewunken werden. Das erwartet auch Thoms Pütter, der bei den Quarzwerken den Bereich Rohstoffsicherung leitet. „Mit einem erfolgreichen Ausgang des Verfahrens rechnen wir im Jahr 2021“, hatte er Mitte 2020 mitgeteilt.

Thomas Pütter ist zuversichtlich hinsichtlich des Bescheids der Bezirksregierung Arnsberg. © Ingrid Wielens
Im Vorfeld des aktuellen bergrechtlichen Verfahrens war bereits das planungsrechtliche Verfahren abgeschlossen worden. Der Regionalverband Ruhr hatte die Änderung des entsprechenden Regionalplans im September 2020 einstimmig beschlossen.
Die Pläne der Quarzwerke sind ehrgeizig: Schon in der ersten Stufe der Abbauphase, der so genannten Norderweiterung, entsteht ein See mit einer Größe von 170 Hektar. Allerdings soll zunächst noch auf eine vollständige Nassgewinnung, also die Sandgewinnung per Saugbagger, verzichtet werden.
Zwischen den Silberseen I und II auf einer Fläche ganz in der Nähe des Parkplatzes soll der Sand dann zunächst nur oberhalb des Wassers abgebaut werden. Grund dafür ist der ehemalige Truppenübungsplatz Lavesum mit seinem Natur- und Landschaftsschutzgebiet (FFH) Weißes Venn/Geisheide. Durch die Sandabgrabungen in der Nachbarschaft sind dort Absenkungen der Grundwasseroberfläche zu erwarten. Diese wollen die Quarzwerke in Grenzen halten.
250 Hektar - 350 Fußballfelder
Erst in der zweiten Phase, der Südosterweiterung des Silbersees 1, soll der Quarzsand dann aber auch dort unterhalb der Wasseroberfläche gefördert werden. Nach dem „Durchstich“ zur Tagebaufläche Sythen-Süd wird der See in etwa 30 Jahren gut 250 Hektar groß sein - das entspricht in etwa 350 Fußballfeldern.
Geboren in Dülmen, Journalistin, seit 1992 im Medienhaus Lensing - von Münster (Münstersche Zeitung) über Dortmund (Mantelredaktion Ruhr Nachrichten) nach Haltern am See. Diplom-Pädagogin und überzeugte Münsterländerin. Begeistert sich für die Menschen und das Geschehen vor Ort.
