Am 14. Juni schließen bundesweit die meisten Apotheken, um auf ihre immer schwierigere Lage aufmerksam zu machen - auch in Haltern. Einer, der die Arbeit in der Apotheke gerade kennenlernt und gern den Beruf des Apothekers ergreifen möchte, bekommt diese Schwierigkeiten gerade aus erster Hand mit: Julian Himmel arbeitet in der Bären-Apotheke als Pharmazeut im Praktikum.
„Die Probleme in der alltägliche Praxis der Apotheken führen dazu, dass auch ich meine Berufsentscheidung noch einmal neu bewerten werde“, sagt der 23-jährige Halterner. „Gerade habe ich ein zehnminütiges Telefongespräch geführt, bei dem es nur darum ging, Lösungen für ein nicht lieferbares Medikament zu finden. Das ist alles ein großer zusätzlicher Zeitaufwand.“
Arbeit in einer öffentlichen Apotheke - das ist nur eine von mehreren Berufsperspektiven, die sich für Julian Himmel bieten. „In der derzeitigen Situation muss ich diese Perspektive neu bewerten“, sagt er. „Noch ist meine Entscheidung offen, ob ich in einer Apotheke arbeiten werde oder nicht.“
Julian Himmel hat am Joseph-König-Gymnasium sein Abitur gemacht. „Chemie und Biologie haben mich immer besonders interessiert“ sagt er. Dass genau diese beiden Fächer im Pharmaziestudium eine große Rolle spielen, erfuhr er bei einer Berufsmesse in der Halle Münsterland, wo er sich am Stand der Apothekerkammer informierte.
Studium in Münster
2018 nahm er sein Pharmaziestudium an der Uni Münster auf. „Im Grundstudium stehen Naturwissenschaften im Mittelpunkt, dann kommt anschließend der Heilberuf obendrauf“, erläutert sein derzeitiger Chef, Dr. Phillip Schulte-Mecklenbeck.
Zurzeit arbeitet Julian Himmel als Pharmazeut im Praktikum (vergleichbar dem Arzt im Praktikum). Ein halbes Jahr davon muss er in einer öffentlichen Apotheke absolvieren, die andere Hälfte bei einer anderen Institution, in der Pharmazeuten tätig sind. Das kann ein Krankenhaus sein, die Industrie oder auch eine Krankenkasse.

Julian Himmel wird den zweiten Teil am Universitätsklinikum Mainz absolvieren. „Erst dann werde ich mich entscheiden, wo es beruflich hingeht“, sagt er. Dass Apotheker und Pharmazeutisch Technische Assistenten händeringend gesucht werden, weiß er. „Stellen gibt es genug, aber was mir Sorgen macht, ist die Frage, ob man sich in einer Apotheke eine dauerhafte berufliche Existenz aufbauen kann.“
Julian Himmel hält die Apotheken für ein entscheidendes Mosaikstück bei der ortsnahen Versorgung der Menschen mit Medikamenten. „Aber ich erlebe gerade, wie ihre Arbeit durch überbordende Bürokratie erschwert wird, und wie sie von den Vorschriften der Krankenkassen erdrückt werden. Deshalb unterstütze ich den Protesttag der Apotheker am kommenden Mittwoch und muss meine eigene Berufsentscheidung zunächst noch offen lassen.“
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