Die Laurentius-Kirche an der Augustusstraße ist entweiht und wird derzeit abgerissen. Franz Engel war vier Jahre alt, als sie gebaut wurde. Er hängt an der Kirche, in dessen Nähe er vor 74 Jahren geboren wurde, und betrachtet den Abbruch mit ein wenig Wehmut. Fast täglich schaut er an der Baustelle vorbei.

Im Haus am Römerlager 2 wurde Franz Engel groß. „Ich habe meine Kindheit in der Nähe der 1955 erbauten Kirche verbracht“, erzählt er. Es gab einen „Bolzplatz“ unterhalb vom Gelände der später erbauten Kirche - heute ist es der Spielplatz an der Römerstraße. Hier spielte Franz Engel mit den Nachbarskindern. In der später erbauten Kirche wurde er dann gefirmt, auch daran erinnert er sich noch.
Geläut schenkt Heimatgefühl
Die Kirche habe ihn in seinem Leben, mit einigen Jahren von Umzügen innerhalb Halterns sowie berufliche Jahre außerhalb der Stadt, begleitet. Insbesondere das Glockengeläut gab ihm immer ein Heimatgefühl. Selbst heute noch.
Von seinem neuen Wohnort Philippistraße hörte er die Glocken und sah zumindest im Winter, wenn die Bäume kein Laub tragen, den Kirchturm. „Es war mir nun ein großes Anliegen, ein Andenken von der Laurentiuskirche zu bekommen, bevor sie ganz abgerissen ist“, sagt Franz Engel.
Deshalb hat er sich an der eingezäunten Anlage bei einem „sehr netten“ Abbruchmitarbeiter der Firma Mertmann gemeldet. „Ich habe ihm meine Geschichte zur Kirche erzählt und ihn gebeten, mir ein Andenken der Laurentiuskirche zu überlassen.“
Der Mitarbeiter des Bauunternehmens war emotional berührt. Er schenkte Franz Engel eine unbeschädigte Dachpfanne der Laurentius-Kirche, gebrannt in der Schermbecker Ziegelei Nelskamp. „Diese Dachpfanne wird bei mir einen Platz der Erinnerung bekommen.“
Archäologen kommen
Was für viele „Laurentianer“ ein schmerzhafter Anblick ist und bleibt, verbindet sich mit der Zuversicht, dass am Platz der Kirche ein neuer Ort für das Gemeindeleben und für das Miteinander der Generationen entsteht: der Laurentius-Campus, mit dessen Baubeginn für das dritte Quartal 2025 gerechnet wird. Das schreibt die Pfarrei St. Sixtus.
Zuvor werden, wie für Haltern üblich, Archäologen des LWL das Gelände auf mögliche Relikte des Römerlagers untersuchen. Auf einem Teil des Grundstücks wird dafür bereits Erde abgetragen.
Hermann und Thorsten Fimpeler hatten schon vorab die Kirchenfenster ausgebaut und eingelagert. Zahlreiche Bänke aus dem Kirchgebäude haben eine Neu- und Weiterverwendung gefunden: Sie dienen als Sitzbank im Garten, gehören nun zu Theaterrequisiten oder wurden zu einer Kinderwiege umgebaut. In den letzten Monaten hat dann in Kooperation mit Sachverständigen des Bistums die Sicherung der Kunst- und Sakralgegenstände stattgefunden.

Der Holzaltar hat ein neues Zuhause im Billerbecker Dom gefunden.
Andere Gegenstände werden im Depot des Bistums eingelagert, bis sich an anderer Stelle die Gelegenheit für eine Weiterverwendung findet. So hat zum Beispiel der kleine Holzaltar, seinerseits eine Leihgabe der Sythener Gemeinde St. Joseph, einen neuen Ort im Billerbecker Dom gefunden.
Andere Gegenstände sollen in das neue Gemeindezentrum integriert werden, darunter der Taufstein und einige der Engelsfenster.
Franz Engel freut sich, dass der Kirchturm mit seinen Glocken erhalten bleibt und auch darüber, dass die Pfarrei ein Konzept entwickelt hat, das alle Generationen zusammenbringt. Bekanntlich entstehen ein neues Gemeindezentrum, ein Obdachlosen-Schlafraum, ein Café und ein Altenheim mit 80 Plätzen. Der Kindergarten schließt sich als fröhlicher Nachbar an.