70 Jahre alte Halterner Kirche wird weggerissen Ein großes, emotionales Projekt

„Es ist ein großes, sensibles und emotionales Projekt“
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Es war das Jahr 1955, als die Deutsche Lufthansa ihre Linienflüge aufnahm und auch in Haltern so etwas wie ein Höhenflug zu spüren war. In Haltern-Mitte weihten Katholiken ihre neue St. Laurentius-Kirche ein. Nun, 70 Jahre danach, steht der Abrissbagger im Kirchenschiff an der Augustusstraße. Pfarrhaus, Sakristei und die am 6. Juli entweihte Kirche machen Platz für einen neuen Campus mit Gemeindezentrum, Obdachlosen-Schlafstelle und Altenheim mit 80 Plätzen.

Maik Dannapfel, Verwaltungsreferent der katholischen Kirchengemeinde St. Sixtus, verfolgt die planmäßigen Abrissarbeiten. Das Pfarrhaus und die Sakristei sind bereits dem Erdboden gleichgemacht, in der Kirche befinden sich, so Maik Dannapfel, die De-Installationsarbeiten auf der Zielgeraden. In der kommenden Woche beginnt der Abriss des Kirchengebäudes. Dafür wird ein Spezialbagger eingesetzt.

Abrissarbeiten auf dem Laurentius-Berg
Pfarrhaus und Sakristei sind bereits abgerissen. Hier, im Garten Eden, soll ein neuer Laurentius-Campus entstehen mit Gemeindezentrum, Obdachlosenschlafstelle und Gemeindezentrum. © Luka Berheide

Die Laurentius-Kirche gleicht inzwischen eher einer großen Wartehalle, in dessen Mitte schweres Baugerät platziert ist. Glasermeister Hermann Fimpeler hat schon vor Wochen das große kreisrunde Fenster über dem Haupteingang sowie die Engelsfenster ausgebaut. Sie wurden eingelagert und sollen in das neue Gebäude integriert werden.

Auch das Taufbecken und der Altar werden ihren Platz in dem neuen Gemeindezentrum finden. Der damals separat gegründete Turm mit Kapelle und Glocken bleibt erhalten und symbolisiert, dass St. Laurentius auch weiterhin eine spirituelle Heimat für Menschen aus dem Viertel und der ganzen Pfarrei ist.

Ein Blick durch ein großes Loch auf den Kirchplatz
Die Kirche wurde seitlich geöffnet, damit der Bagger ins Innere fahren kann. In drei bis vier Wochen ist das Grundstück frei, dann kommen die Archäologen. © Luka Berheide

Mit dem Abriss auf dem Laurentius-Berg ist das Bauunternehmen Mertmann aus Lippramsdorf beauftragt. Es gibt ein Abfall-Entsorgungskonzept, wonach auch festgelegt ist, dass die Pfarrei so ökologisch wie möglich bauen möchte. Dazu gehört beispielsweise die Wiederverwertung von Baumaterialien. Die Abrissarbeiten haben vor drei Wochen begonnen, zwischendurch gab es eine einwöchige Pause, um die Stromversorgung im Turm zu sichern.

Am Montag beginnt der aufwendige Abriss der Kirche. Dann wird zunächst das Dach geöffnet und ein Artenschutzgutachter schaut, ob noch Ruhestätten geschützter Tierarten oder Nistplätze zu finden sind. In etwa drei bis vier Wochen wird das Gelände, auch Garten Eden genannt, plan sein, schätzt Ralf Mertmann. „Es ist ein großes, sensibles und emotionales Projekt“, findet der Bauunternehmer.

Im nächsten Schritt folgen die Archäologen. Sie suchen Spuren aus der Römerzeit. Baubeginn für das große Projekt könnte nach Auskunft von Maik Dannapfel dann im Spätsommer oder Herbst diesen Jahres sein. „Er hängt von den archäologischen Flächenuntersuchungen ab, die notwendig sind und erst abgeschlossen sein müssen.“

Eine Auftragsvergabe für das neue Bauprojekt ist noch nicht erfolgt. Hierzu befinde sich die Kirchengemeinde St. Sixtus mit ihren Projektbeteiligten in Gesprächen mit diversen Generalbauunternehmen, erklärt Maik Dannapfel.

Die Laurentius-Kirche ist so gut wie entkernt.
Die Laurentius-Kirche ist so gut wie entkernt. © Luka Berheide

Die Woche des Abschieds von ihrer zum großen Teil mit eigenen Kräften erbauten Kirche begann für die Gemeindemitglieder von St. Laurentius im Mai 2024. Am 19. Mai wurde der letzte Gottesdienst in St. Laurentius gefeiert, am 6. Juli entweihten Weihbischof Rolf Lohmann und Pfarrer Michael Ostholthoff die Kirche.

Michael Ostholthoff ermutigte die Gemeinde: Die Menschen seien eingeladen, Kirche neu zu denken. Auch wenn Liebgewonnenes verloren gehe, möge sich jeder ermutigt fühlen, der Kirche in Haltern am See durch diese Veränderungen Großes zuzutrauen.

Letztlich waren es die sinkenden Mitgliederzahlen und wirtschaftliche Überlegungen, die dazu geführt haben, neue Pläne für St. Laurentius zu entwickeln.

Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag ist ursprünglich am 13. Februar 2025 erschienen.

Weihbischof entweiht Laurentiuskirche in Haltern: „Abschied in Wellen“