Trägershirt und Lederweste waren sein Markenzeichen. „Da darf ich heute gar nicht mehr drüber nachdenken“, sagte Andreas Bröcker und lacht. „Da war ich noch jung.“ Seine langen Haare, seine sportliche Figur und seine besonderen Tattoos haben dem ehemaligen Barkeeper im „Old Daddy“ in Haltern zu seinem Spitznamen verholfen: der Indianer.
Angefangen hat seine Zeit im Old Daddy im Jahr 1999. „Wie solche Barkeeper-Jobs halt anfangen“, erzählte Andreas Bröcker. „Aus finanziellen Gründen.“ In der Turbinenhalle hat er zu Beginn aushilfsweise hinter der Theke gestanden. Eines Abends kam Maria Engel, die Frau vom damaligen Daddy-Chef Edgar Engel, in die Turbinenhalle. Sie sagte: „Warum arbeitet der Indianer denn hier? Der soll in Haltern arbeiten.“
Über die Grenzen der Seestadt bekannt
Ab diesem Abend ging es für Andreas Bröcker im Old Daddy in Haltern weiter. „Als Festangestellter, was damals sehr selten war“, erinnerte er sich. Mit seinem extrovertierten Aussehen ist er aufgefallen und den Party-Gästen stets in Erinnerung geblieben. Und das sogar über die Grenzen der Seestadt hinweg. Andreas Bröcker erinnert sich an einen Urlaub in Mailand. Dort sei eine Gruppe junger Leute auf ihn zugekommen. „Du bist doch der Indianer aus dem Daddy?!“, haben sie ihn gefragt.

Kurz nachdem er mit seiner Arbeit im Old Daddy angefangen hatte, habe er einen Anruf vom damaligen Geschäftsführer Ulrich Ruttert bekommen, erinnerte sich Andreas Bröcker. „Indianer, heißt du eigentlich Andreas Bröcker?“, habe Ruttert ihn gefragt. Der Geschäftsführer konnte den Lohncheck mit diesem Namen keinem seiner Mitarbeiter zuordnen. „Ich war halt für jeden der Indianer“, sagte Andreas Bröcker und lacht.
Eine Ära ging zu Ende
Als Ulrich Ruttert später gekündigt hat, habe er die Stelle als Betriebsleiter übernommen, so Bröcker. Bis zur endgültigen Schließung vom Old Daddy habe er noch dort gearbeitet. Als der WDR in der Aktuellen Stunde über die Schließung des Old Daddy berichtet hat, sei er derjenige gewesen, der den Schlüssel ein letztes Mal im Türschloss umgedreht hat. Eine Ära ging zu Ende.
Danach hat Andreas Bröckers Laufbahn eine andere Richtung eingeschlagen. Er arbeitete als Projektleiter für eine große Expo- und Eventdesign-Firma. „Ganz anders“, sagte er über seinen neuen Job im Vergleich zur Arbeit im Daddy. Andreas Bröcker organisierte unter anderem die DFB-Pokaltouren. „Ich habe vor ein paar Jahren das erste fahrende Fußballmuseum entworfen und gebaut“, erzählte er.

Projektleiter war Andreas Bröcker seit 2013. „Ich bin da so reingerutscht“, sagte er. Angefangen hat er als selbstständiger Monteur für Bühnen- und Messebau. Danach wurde er von der Firma übernommen und fest angestellt. „Und da bin ich die Stufen dann weiter hochgeklettert.“
„Der Laden war schon verrückt“
Dass er einmal da landet, wo er heute steht, hätte er nicht gedacht, wenn er sich an seine Zeit im Daddy zurückerinnert. „Das war eine Zeit, da hat man in den Tag hinein gelebt. Oder eher in die Nacht“, sagte er. „Obwohl ich nicht der Jüngste war, habe ich mir damals nicht so viele Gedanken über die Zukunft gemacht.“
An die Daddy-Zeit denke er trotzdem auch heute noch gerne zurück. „Der Laden war schon verrückt“, sagte Andreas Bröcker. „Wenn man jeden Abend da war, hat man Sachen gesehen, die glaubt einem kein Mensch.“ Party-Gäste auf Medikamenten, die dachten, sie wären Vampire. Menschen, die im Handstand über die Tanzfläche gelaufen sind. „Da gab es unglaubliche Szenen“, sagte Andreas Bröcker. „Und viele schöne Erinnerungen.“
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien in ursprünglicher Form als Teil einer „Old Daddy“-Serie am 4. Dezember 2020. Wegen der anstehenden „Old Daddy Revival“-Party am 27. April 2024 in der Stadtmühle in Haltern haben wir ihn aktualisiert und erneut veröffentlicht.