Neue Ausstellung in Haltern zum Frauenwahlrecht: „Wir Frauen sind keinen Dank schuldig“
100 Jahre Frauenwahlrecht
Eine Ausstellung in der Stadtbücherei dokumentiert die Geschichte des Frauenwahlrechts. Die endgültige Gleichstellung in der Gesellschaft haben Frauen aber bis heute nicht erreicht.

Die Halterner Gleichstellungsbeauftragte Franziska Steverding-Waterkamp (l.) führte in die Ausstellung ein, die die stellvertretende Bürgermeisterin Hiltrud Schlierkamp (r.) eröffnet hatte © Jürgen Wolter
Am 19. Januar 1919 konnten 17,7 Millionen Bürgerinnen der Weimarer Republik zum ersten Mal wählen gehen. Ihre Wahlbeteiligung lag bei über 82 Prozent. Von den 423 neu gewählte Abgeordneten waren 8,5 Prozent Frauen.
Die erste Frau, die im Reichstag eine Rede hielt, war Marie Juchacz von der SPD. Sie stellte fest, „dass wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, war eine Selbstverständlichkeit. Sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“
Franziska Steverding-Waterkamp erläuterte die Ausstellung
Die Geschichte des Frauenwahlrechts und des Kampfes von Frauen für Gleichberechtigung in den letzten 100 Jahren in Deutschland dokumentiert eine Ausstellung in der Halterner Stadtbücherei, die am Dienstag eröffnet wurde.
Sie spannt den Bogen von der Anerkennung des Frauenwahlrechts durch den Rat der Volksbeauftragten vom 12. November 1918 nach dem Ende des ersten Weltkriegs bis zur Emanzipations- und Frauenbewegung der sechziger und siebziger Jahre und in die Gegenwart.
Halterns Gleichstellungsbeauftragte Franziska Steverding-Waterkamp machte bei der Eröffnung der Ausstellung deutlich, dass bis heute Frauen zum Beispiel in der Frage gleicher Entlohnung für gleiche Arbeit weiterhin benachteiligt seien. In anderen Ländern Europas sei das Frauenwahlrecht teilweise noch viel später eingeführt worden.
„Dem Manne untertan“
Halterns stellvertretende Bürgermeisterin Hiltrud Schlierkamp hatte zuvor in einem kurzen historischen Abriss die Entwicklung demokratischer Strukturen von der Antike bis in die Gegenwart skizziert. Frauen spielten aber beim aktiven und beim passiven Wahlrecht meist kaum eine Rolle. Seit der Christianisierung sei die Frau in besonderem Maße in die Rolle gezwängt worden, dass sie „dem Manne untertan“ zu sein habe, so Schlierkamp.
Die Ausstellung macht auch deutlich, dass die Erfolge der Frauenrechtsbewegung im Nazireich wieder zunichte gemacht wurden. Politische Mitwirkung von Frauen war erneut verboten. Immer sei die Frauenrechtsbewegung aber auch eine soziale Bewegung gewesen, die auch die Themen Familie, soziale Gerechtigkeit und Frieden im Blick gehabt habe.
Gefördert vom Familienministerium
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat diese Wanderausstellung im Rahmen des Programmes „Demokratie leben!“ gefördert.
15 Roll-Ups zeigen historische Momente und politische Repräsentantinnen, die für Gleichberechtigung stehen.
Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Stadtbücherei bis zum 12. November zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr, sowie jeden ersten Samstag im Monat: 9 bis 12.30 Uhr.