Nicht einmal zwei Jahre nach der Einweihung des Naturkindergartens „Glückspilze“ im Sythener Reiherhorst passierte das, was Anika Pirronello heute noch eine „Katastrophe“ nennt. Bei der Behebung eines Wasserschadens entdeckten Handwerker Schimmelbefall. Fast fluchtartig mussten die Kinder ihre Bauwagen verlassen und im November 2022 umziehen.
„Wir mussten viel Energie aufwenden, um diesen Umzug stemmen zu können“, erzählt Anika Pirronello vom Naturkindergarten-Team. Letztlich hat das nur geklappt, weil das Könzgenhaus auf dem Annaberg seinen Kindergarten kurzfristig zur Verfügung stellte und Waldpädagogik dort weiterhin möglich war, das Team sich über die Maßen einbrachte und die Eltern Widrigkeiten in Kauf nahmen.
Jetzt aber ist das Glück zurückgekehrt. Die Naturkita ist wieder an ihrem Platz auf dem ehemaligen Spielplatz am Reiherhorst.
Alle Schäden sind beseitigt. Das geschah nach Auskunft von Anika Pirronello viel schneller als erwartet. Stadt, Architekt und Baufirma haben Hand in Hand gearbeitet, um die beiden Bauwagen so zügig wie möglich zu sanieren, sagt sie. Jetzt stehen die beiden Tinyhäuser nicht mehr auf Schotter und Holz, sondern auf einem soliden Betonfundament und Kinder und Erwachsene haben einen neuen, festen Boden unter den Füßen.

„Die Kinder empfanden den Umzug in ein Übergangsquartier spannend wie ein Abenteuer“, aber für die Eltern seien die täglichen Fahrten von einem Ende der Stadt zum anderen ein Kraftakt gewesen, so Anika Pirronello. Eltern bildeten Fahrgemeinschaften, oft spannten sie auch die Großeltern ein, um Beruf und Familienalltag in Einklang bringen zu können. „Uns waren die Hände gebunden, wir brauchten eine vom Landesjugendamt bewilligte Zwischenlösung“, nennt die Betreuerin die besondere Zwangslage.
Der Aufenthalt im Gastquartier war aber nicht nur mit Mühen verbunden, er hatte auch Lerneffekte. So können sich in der Kita Könzgenhaus die Kinder selbstständig Materialien zum Spielen und Basteln aus den Schränken holen, weil sie kindgerecht tief angebracht sind. In der Naturkita sind sie bislang nur für Erwachsene zu erreichen. Das soll sich ändern.

22 Jungen und Mädchen ab zwei Jahren besuchen die Naturkita Glückspilze. Es gibt eine Warteliste über mehrere Jahre. Aufgenommen werden nur noch Kinder, deren Eltern auch zu Vorstandsarbeit bereit sind. Denn der Verein braucht Engagement. Das lebt das Mitarbeiterteam vor. „Das Erzieherteam ist mit ganzem Herzen bei der Sache und leistet viel mehr als es müsste“, sagt Anika Pirronello anerkennend.
Der Verein Naturkita Glückspilze ist aus einer Elterninitiative hervorgegangen und als gemeinnütziger Verein organisiert. Die Stadt unterstützt die Arbeit mit begrenzten Mitteln.
Wegen der teuren Sanierung hat die Stadt die zugesagte Installation eines dringend benötigten Vordaches an der Eingangstür erst einmal zurückgestellt. Außerdem müsste das schon dreimal kaputt gegangene Sonnensegel über dem Sitzbereich der Kinder gegen eine wetterfeste Lösung getauscht werden. Der Verein kann sich beides zurzeit nicht leisten.
Im September 2019 fanden sich fünf Elternpaare zusammen, um Halterns ersten Naturkindergarten zu gründen, am 4. Dezember hoben sie den Verein „Glückspilze“ aus der Taufe, am 3. August 2021 startete sie mit ihrer Kita zunächst im Schloss, später zogen sie in ihr neues Quartier, zwei Bauwagen auf dem ehemaligen Spielplatz Reiherhorst.
Das Besondere dieser Einrichtung ist, dass die Kinder den Tag zusammen mit ihren Erzieherinnen unter freiem Himmel verbringen – und das zu jeder Jahreszeit. Unterschlupf finden sie in den Bauwagen. Darin ist Platz für Küchenzeile, Toilette, Kuschelecke, Schlafplätze, Tische und Bänke zum Basteln und Spielen.
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