Biber zurück an der Lippe Niels Ribbrock erwartet mögliche Probleme in Haltern

Der Biber ist zurück an der Lippe, könnte aber für Probleme sorgen
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Erste angenagte Gehölze in der Region wurden bereits vor rund sechs Jahren gefunden - doch da handelte es sich wohl nur um eine Stippvisite des 150 Jahre lang in NRW ausgestorbenen Nagers. 2021 wurden Spuren an der Lippe bestätigt, aber Ribbrock wollte da noch nicht verraten, in welcher Stadt im Kreis Recklinghausen das geschah. Um zu verhindern, dass neugierige Menschen die scheuen Tiere stören.

Niels Ribbrock von der Biologischen Station Recklinghausen in Lembeck.
Niels Ribbrock von der Biologischen Station Recklinghausen in Lembeck. © Jürgen Wolter

„Wir haben im letzten Jahr mit großem Aufwand versucht, die gesamte Lippeaue im Kreis Recklinghausen nach Biberspuren abzusuchen“, sagt Ribbrock. Das Ergebnis: „Wir haben reichlich gefunden - mehr als erwartet.“ In jeder von der Lippe durchflossenen Stadt im Kreis, auch in Haltern, wie Ribbrock nun bestätigt. Genau Stellen will er aber aus dem genannten Grund nicht verraten. Bislang sei der Biber auch nur an der Lippe im Kreis aufgetaucht: „An anderen Gewässern ist nichts bekannt.“

Ribbrock will „keine Besucherströme auslösen“. „Der Biber ist eine Art, die nachtaktiv ist. Menschen, die ihn suchen wollen, werden ihn erst mal gar nicht finden.“ Wer also glaube, mal eben eine schwimmende Biberfamilie beobachten zu können, werde keinen Erfolg haben.

„Unzählige Verstöße“

Ribbrock weist auch daraufhin, dass die Lippeauen Naturschutzgebiet sind. Das Verlassen der Wege wäre also „nicht nur für Biber von Nachteil, sondern für die gesamte Lebensgemeinschaft“. Dass es trotzdem oft zu „unzähligen Verstößen“ kommt, ist Ribbrock bewusst. Aber er appelliert an die Verantwortung der Menschen. Kanuten sollten laut Ribbrock die Bereiche des Bibers schnell passieren.

Wenn Ribbrock über die Auswirkungen des Bibers auf das Ökosystem spricht, gerät er fast ins Schwärmen: „Er ist ein Landschaftsarchitekt im besten Sinne des Wortes.“ Der Biber verändert laut Ribbrock den Uferbereich, hält die Weidengebüsche („seine Lieblingsspeise“) klein, was mehr Licht am Boden ermögliche und so blütenreichere Pflanzen fördere.

Strömung verändert

Da die Lippe ein großer Fluss sei, baue der Biber dort keine Dämme, da das Wasser ihm dort tief genug sei. Es könne aber auch mal ein gefällter Baum in der Lippe querliegen, so Ribbrock, was die Strömung verändere und so Fischen und Kleinstlebewesen helfe. „Die Biber ist ein großer Strukturveränderer und fördert die Biodiversität.“ Von der geplanten und bereits praktizierten Umgestaltung der Lippe durch den Lippeverband werde auch der Biber profitieren.

Wenig Konfliktpotenzial gebe es mit dem Biber an der Lippe, sagt Ribbrock. Aber das könne sich ändern, wenn das Tier sich zu den kleineren Gewässern, etwa Bächen, aufmache. „Dann wird er Dämme bauen und Rückstau verursachen.“ Möglich sei auch, dass er an landwirtschaftliche Früchte gehe. „Das mag zu Problemen führen. Aus anderen Teilen des Landes wird das schon berichtet“, so Ribbrock.

Managementplan für Biber

„Vergleichbare Strukturen“ wie beim Wolf erwartet Ribbrock beim Biber: Es gebe schon Biberberater, so Ribbrock, der sich seinerzeit zum Wolfsberater ausbilden ließ, aber kein Biberberater ist. Und: „Das Land ist momentan dabei, einen Bibermanagementplan aufzustellen.“

Der Unterschied zum Wolf: „Das wird nicht die gleiche Emotionalität erreichen“, sagt Ribbrock, weil es natürlich keine gerissenen Tiere gebe. Und: „Das Land ist deutlich besser vorbereitet auf den Biber als beim Wolf, da er seit rund 20 Jahren wieder in anderen Teilen des Landes ist.“ Im Moment sei das Zusammenleben von Mensch und Biber in der Region noch konfliktfrei: „Hoffentlich bleibt es lange so.“

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