Karin Lederer und Rüdiger Haake sind am Bahnhof in Haltern angekommen. Die beiden Mitglieder des Seniorenbeirates sind ortskundig, wissen, wie sie in ihrer Stadt von A nach B kommen. Doch wo ist der Aufzug zu den Gleisen? An den Bahnhofstüren hängen keine Schilder, der Türöffner funktioniert nicht.
Wie barrierefrei ist die Stadt Haltern wirklich?
„Wir müssen um die Ecke“, erklärt Rüdiger Haake, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirates. Ortsfremde sind erst einmal verloren. Der 68-Jährige fährt mit einem Scooter in den Aufzug und drückt die Taste. Kurze Zeit später wird der Selbsttest jäh gestoppt.

Defekter Aufzug
„Der mittlere Aufzug funktionierte nicht. Die Gleise zwei und drei wären für Leute mit Rollator oder Scooter nicht benutzbar gewesen“, sagt Karin Lederer. Die Senioren hätten den Zug verpasst.
Die 65-Jährige ist seit drei Jahren auf einen Rollator angewiesen: „Ich bin langsamer. Ich kann nicht so schnell, wie die Welt heute ist.“ Immer wieder muss sie ihr Gefährt korrigieren. Das liegt an diversen Stolperfallen. „Die Stadt hat zu viel Gefälle eingebaut“, meint die Seniorin.
Weitere Hindernisse sind unebene Bürgersteige, abschüssige Stellen oder Pflastersteine, die aus dem Boden herausragen. Mit der Barrierefreiheit des Bahnhofs ist die Seniorin zufrieden, auf dem Weg in die Innenstadt schleichen sich allerdings Probleme ein.
„Räder drehen durch“
Rüdiger Haake kritisiert den Zugang zur Stadt über die Holtwicker- und Koeppstraße. Die Fußwege seien holprig, teilweise nicht befahrbar. Dann müssen die Senioren ausweichen. Das Verkehrskonzept der Stadt sieht eine Beseitigung der Mängel vor, einen Zeitplan gibt es allerdings nicht.
„Der Baubeginn ist abhängig vom Erhalt der Fördermittel. Frühester Beginn aus heutiger Sicht wäre Ende 2024/Anfang 2025“, teilt Stadtsprecherin Sophie Hoffmeier auf Anfrage mit.
In dem Selbsttest spielt auch das Überqueren der Straße eine Rolle. Die Bordsteine wurden an einigen Stellen abgesenkt. „Wenn absenken, dann aber richtig“, meint Rüdiger Haake. Der Scooter fängt an zu wackeln, der 68-Jährige ruckelt auf seinem Sitz hin und her.
„Wir müssen immer gucken: Wo ist es jetzt niedrig?“, sagt Karin Lederer. Auch sie ist eine Zeit lang mit dem Scooter durch Haltern gefahren. „Mit dem Scooter ging‘s mir immer gut. Das hat das Leben leichter gemacht“, betont die Seniorin.

Auf der Recklinghäuser Straße hat sie häufig die Straße genutzt. Die Bürgersteige sind nicht abgesenkt - und wenn, parken dort Autos, so die 65-Jährige. Karin Lederer wünscht sich eine regelmäßige Überprüfung durch die Stadt. Auch der Pflasterung in der Innenstadt.
Löcher stoppen Rollstuhl
Auf dem Weg zu den Geschäften in der Innenstadt musste Rüdiger Haake seine Mutter häufig davor bewahren, aus dem Rollstuhl zu fallen. Die Rollstuhlräder haben sich in den Spalten der Pflastersteine verklemmt. „Das darf natürlich nicht sein. Je größer das Pflaster, desto schwieriger ist es“, betont er.

Die Stadt Haltern hat eine Pflasterangleichung in der gesamten Innenstadt geplant. Eine erste Ausschreibung für die Mühlen- und Lippstraße sowie die Lippmauer blieb allerdings ohne Ergebnis.
„In einem erneuten Anlauf wird die Ausschreibung um den Bereich von Gänsemarkt, Gantepoth, Trappstiege, Zaun- und Turmstraße sowie den Richthof ergänzt“, erklärt Sophie Hoffmeier.
Wann eine Pflasterangleichung in der Innenstadt schlussendlich erfolgt, bleibt abzuwarten. In der Zwischenzeit ist Karin Lederer immer mal wieder auf Hilfe angewiesen - zumindest an den gefährlichen Stellen in Haltern, die nur schwer mit Rollator zu bewältigen sind.
China-Restaurant „Drachen See“ in Haltern: Nach nur einem Jahr sind die Türen geschlossen
Schöffen in Haltern gesucht: Bernd Ostrowski (72) will das Zusammenleben gewaltfreier machen
Bande stahl deutschlandweit Fahrräder: Polizei nimmt Verdächtige in Dorsten und Herten fest