Die Ampelkoalition im Bund hat sich auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants von 7 auf 19 Prozent geeinigt. Sie soll zum 1. Januar 2024 in Kraft treten. Was bedeutet das für Halterner Restaurants? Wie teuer wird das Schnitzel im nächsten Jahr?
„Wir kommen um Preiserhöhungen nicht herum“, sagt Christian Zehren, Sprecher des Halterner Hotel- und Gaststättenverbandes und Betreiber von Rossini, Kolpingtreff und Kajüte/Kombüse in Haltern. „Die Senkung der Steuer in 2020 sollte dabei helfen, dass Gastronomen wieder ein Sicherheitspolster aufbauen konnten. Aber das haben Preiserhöhungen bei Energie, Lebensmitteln und Personal längst wieder aufgefressen.“
Ab dem 1. Juli 2020 hatte die Umsatzsteuer für Restaurant- und Verpflegungsdienstleistungen nur 7 statt 19 Prozent betragen – ausgenommen waren Getränke. Die Regelung wurde in der Corona-Pandemie eingeführt. Sie war befristet bis Ende 2023 und wird jetzt höchstwahrscheinlich nicht dauerhaft verlängert, wie es beispielsweise die CDU/CSU-Bundestagsfraktion gefordert hatte.
Sorgen um die Existenz
Die Inflationsrate lag im April 2023 bei Lebensmitteln bei 17,2 Prozent und bei Energie bei 21,1%,k hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) ausgerechnet. Überproportional gestiegen seien auch die Personalkosten: Nach einer DEHOGA-Umfrage vom April 2023 lagen diese um durchschnittlich 21,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor. „Nur mit den 7 Prozent Mehrwertsteuer ist es bisher gelungen, die enormen Kostensteigerungen nicht 1:1 an die Gäste weiterzugeben“, so der DEHOGA.
Allein in den Coronajahren 2020 und 2021 hätten über 36.000 gastronomische Betriebe in Deutschland aufgegeben, ein Verlust von über 16 Prozent, rechnet der DEHOGA vor. Halterner Wirte befürchten, dass eine Anhebung der Mehrwertsteuer weitere Betriebe ihre Existenz kosten wird.

Nicht nur die Mehrwertsteuererhöhung, auch die Erhöhung der Lkw-Maut werde die Kosten in der Gastronomie erhöhen. Darauf weisen Christian Zehren und auch Markus Pfeiffer vom Restaurant Pfeiffers Sythener Flora hin. “Der Senfkrustenbraten, der bei uns jetzt 23,60 Euro kostet, muss dann leider 3 Euro teurer werden“, sagt Markus Pfeiffer.
Mehr Kochhandwerk
„Natürlich werden Gäste dann verstärkt darüber nachdenken, ob sie noch essen gehen wollen und können. Die Sorgen nimmt man jede Nacht mit ins Bett“, sagt Markus Pfeiffer. „Wir wollen dadurch gegensteuern, dass wir verstärkt auf Gerichte setzen, die mehr Kochhandwerk verlangen, damit die Gäste bei uns besondere Speisen genießen können, die man zuhause nicht so einfach selbst kochen kann. Aber wir machen uns trotzdem große Sorgen.“
„Wenn die Mehrwertsteuer erhöht wird, muss ich den Preis anheben“, sagt auch Marijo Pavlovic vom Restaurant/Hotel am Turm. „Dann wird das Schnitzel Wiener Art voraussichtlich 18 Euro kosten, heute kostet es 15 Euro. Die Gäste werden sich dann sicher überlegen, wie oft sie sich das Essen gehen noch leisten wollen.“

„19 Prozent Mehrwertsteuer sind 12 Prozent mehr“, sagt Christian Zehren. „Dementsprechend würde das Schnitzel im Rossini, das heute 16,90 Euro kostet, dann knapp 19 Euro kosten. Dazu kommt, dass ich dann wieder neue Karten drucken muss. Und wegen weiterer Preissteigerungen wird es bei 12 Prozent Anhebung wahrscheinlich nicht bleiben.“
„Steuerzahlungen fallen weg“
Zehren bezweifelt, dass die Mehrwertsteuererhöhung dem Staat die erhofften Mehreinnahmen bringen wird. „Wenn dadurch Betriebe sterben, dann fallen nicht nur deren Steuerzahlungen weg, sondern auch die ihrer Mitarbeiter. Das könnte nach hinten losgehen und dem Staat am Ende möglicherweise sogar Mindereinnahmen bescheren.“
Am vergangenen Freitag konfrontierten die Gastwirte den heimischen Bundestagsabgeordneten Brian Nickholz (SPD) mit ihren Befürchtungen: Sie hatten leere Tische vor dem SPD-Büro in der Rekumer Straße aufgebaut. Er signalisierte Unterstützung.
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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 27. November 2023.