Eine junge Frau aus Haltern ist am vergangenen Sonntag auf offener Straße sexuell belästigt worden. Die 26-Jährige ging an der Hullerner Straße spazieren, als ein Mann sie begrapschte und sich an sein Geschlechtsteil fasste. Die umgehend verständigte Polizei nahm wenig später einen Tatverdächtigen aus Nigeria fest, der in der Nähe angetroffen wurde und auf den die Täterbeschreibung passte.
Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in Haltern ist laut Kriminalstatistik der Polizei im Jahr 2022 gestiegen. In diesen Deliktbereich fallen zum Beispiel sexuelle Belästigungen, aber auch sexueller Missbrauch von Kindern und andere Straftaten.
71 Fälle in Haltern registrierte die Polizei im Jahr 2022. Vor Corona, im Jahr 2019, gab es 23 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in der Seestadt. Die Statistik bildet nur das Hellfeld ab. Fälle, die nicht zur Anzeige gebracht werden, tauchen darin nicht auf.
Bei jeder zweiten Sexualstraftat in Haltern aus dem vergangenen Jahr ermittelte die Polizei Tatverdächtige und übergab das Verfahren an die Staatsanwaltschaft. Im Sinne der Polizeilichen Kriminalstatistik gilt ein Fall dann als aufgeklärt.
Ausländeranteil rückläufig
Insgesamt wurden 35 Tatverdächtige ermittelt, darunter sechs Ausländer. Das entspricht einem Ausländeranteil von 17 Prozent an den Tatverdächtigen bei Sexualdelikten in Haltern im Jahr 2022. Im Jahr 2019 lag der Anteil ausländischer Tatverdächtiger in diesem Deliktbereich in Haltern bei 21 Prozent.

Das entspricht in etwa auch der Entwicklung im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen. 2022 wurden fast doppelt so viele Tatverdächtige in Sexualstrafsachen ermittelt wie drei Jahre zuvor. Der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen bei Sexualdelikten lag 2019 bei 28 Prozent und 2022 bei 27 Prozent.
„Bei der Aufklärungsquote lagen wir 2022 im gesamten Zuständigkeitsbereich bei fast 80 Prozent“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst. „Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Sexualdelikt erwischt zu werden, ist gestiegen.“
Erhöhte Sensibilität
Die gestiegenen Fallzahlen bei Sexualstraftaten gehen laut Polizei auch auf eine erhöhte Sensibilität der Bevölkerung zurück. „Das Thema ist mehr in der Öffentlichkeit und die Leute sind sensibler geworden, auch was die Anzeigenerstattung angeht“, sagt Ramona Hörst. „Das ist auch gut so.“
Anzeige sollte grundsätzlich immer erstattet werden, betont die Polizeisprecherin. „Da geht es auch um Schnelligkeit. Je eher wir Kenntnis kriegen und je detaillierter die Täterbeschreibung, desto besser.“
Betroffene sollten versuchen, auf sich aufmerksam zu machen und Zeugen bitten, die Polizei zu rufen. „Manche können Situationen nicht gleich einschätzen und wissen womöglich gar nicht, dass sie gerade Zeuge einer Straftat geworden sind.“
Ein weiterer Grund, sich an die Polizei zu wenden: „Wir helfen ja auch den Opfern“, sagt Ramona Hörst. „Wir haben eine Dienststelle, die speziell für Opferbetreuung da ist.“ Spezialisten begleiten Betroffene durch diese schwierige Phase, leisten auch juristischen Beistand und erklären, wie es im Ermittlungsverfahren weitergeht.
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