
© Martín Altebockwinkel
Martin Altebockwinkel auf dem Jakobsweg: „Die Hornhaut abgerubbelt“
Jakobsweg
Wunderschöne Landschaft, wunde Füße - so könnte die Kurzzusammenfassung für den Start von Martin Altebockwinkel auf dem Jakobsweg lauten. Gerade wandert er am Rhein.
Der Sythener Martin Altebockwinkel hat auf seiner Wanderung auf dem Jakobsweg St. Goar passiert, manche Burg und auch die Loreley in Augenschein genommen. Trotz des miesen Wetters ist er bester Laune. Das hat seinen Grund. „Die Füße sind gut drauf“, sagt er am Handy und auch in einem Video, das er über seinen WhatsApp-Status veröffentlicht hat.
Noch sind die Füße sozusagen seine Achillesferse. Das hat er in den ersten über drei Wochen seiner Pilgerreise auf zwei Beinen schon schmerzlich festgestellt. Bei der Vorbereitung seiner Wanderung nach Santiago de Compostela an der Westküste von Spanien hatte er den Wechsel von sechs Wander- und einem Ruhetag eingeplant. Am Anfang musste er allerdings schon in zweieinhalb Wochen drei Pausentage einlegen und Tribut an die beanspruchten Füße zollen.
Dafür hat er aber bis zu 30 Tageskilometer schaffen können. Im Schnitt rechnet er mit 25 Tageskilometern während seiner halbjährigen Pilgertour. Jeden Tag dokumentiert er mit Fotos und Videos, die seinen Blick auf die Welt vor seinen Füßen festhalten. So sind ihm am Rhein buchstäblich schöne Aufnahmen mit dem Blick von oben gelungen.

Rast am Rolandsbogen © Martín Altebockwinkel
Beeindruckt ist Martin Altebockwinkel (60), der mit der Wanderung auf dem Jakobsweg von seiner Haustür in Sythen bis an die ferne Küste in Spanien in seinen Ruhestand startet, schon einmal von einem der ersten Teilstücke bei Raesfeld. Hier verlaufe der Weg in sehr schöner Landschaft, erklärt der Ingenieur für Elektrotechnik und ehemalige Mitarbeiter von Evonik Industries in Marl.
Immer wieder kommt er mit Menschen ins Gespräch, die seinen Weg kreuzen, denn er trägt das Erkennungszeichen des Jakobsweges, die Muschel, hinten an seinem Rucksack. So wird er häufig angesprochen, weil andere beispielsweise ebenfalls schon auf diesem berühmtesten Pilgerweg unserer Zeit unterwegs waren.
„Am Anfang hatte ich Kaiserwetter“, erinnert er sich gern an die Sonnentage, die ihm den Einstieg in die Tour erwärmten. Aktuell erfährt er, dass Barfußschuhe, die ihn neben seinen Birkenstock bis nach Spanien tragen sollen, nicht unbedingt die optimale Ausrüstung für Schneeregenwetter sind. „Sie sind schnell durchgeweicht und die Hornhaut wird abgerubbelt“, erklärt der Sythener.
Trotzdem will er seine Lieblingsschuhe nicht gegen feste Wanderschuhe tauschen. „Im Moment habe ich alles an, was ich dabei habe“, merkt er schmunzelnd an. Um gegen die Kälte anzukommen, müsse man einfach in Bewegung bleiben. Den Rhein hat er am Mittwoch (6. April) mit 292 Flusskilometern und 350 Fußkilometern abgeschlossen.
Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen und hinter jeder Zahl steckt eine ganze Welt. Das macht den Journalismus für mich so spannend. Mein Alltag im Lokalen ist voller Begegnungen und manchmal Überraschungen. Gibt es etwas Schöneres?
