Marc Bühner (44) ist Optio Marcus Orufinius Martialis „Hat mit Asterix und Obelix angefangen“

Wie ein Halterner zum Römer wurde: „Mit Asterix und Obelix angefangen“
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Marc Bühner interessiert sich schon seit vielen Jahren für die römische Geschichte und speziell für das von den Römern entwickelte Militärwesen. Mittlerweile führt der 44-Jährige schon seit einigen Jahren als Optio Marcus Orufinius Martialis die Halterner Römergruppe der 19. Legion.

„Das hat mit Asterix und Obelix angefangen“, sagt der Halterner und lacht. Im Geschichtsunterricht wurde sein Interesse immer wieder neu angeregt und bei späteren Besuchen unter anderem in Rom bestaunte er die seit 2.000 Jahren erhaltenen Bauwerke Kolosseum, Pantheon und das Forum Romanum.

Seinen Kindheitstraum erfüllte er sich aber erst vor fünf Jahren, als er bei der Veranstaltung „25 Jahre Römermuseum - Römer für Aliso“ erstmalig eine römische Rüstung anlegen durfte. „Damals haben auswärtige Legionäre alles gezeigt. Das wollte ich unbedingt auch machen“, erinnert sich Marc Bühner. Er bewarb sich damals sofort für die vom Römermuseum gegründete Römergruppe.

Es folgten Workshops, in denen die angehenden Legionäre unter anderem lernten, die eigene Grundausstattung herzustellen. Dazu gehörten zum Beispiel die Tunika, der Gürtel und die Fußbekleidung. Die dabei vermittelten Fertigkeiten in der Lederbearbeitung nutzte Bühner später zu Hause zur Fertigung weiterer Ausrüstung wie Tasche und Mantel.

Besondere Zeremonie zur Rekrutierung

Ein besonderer Moment war für ihn die offizielle Rekrutierungszeremonie, die mit der anschließenden Aufnahme in die 1. Kohorte der 19. Legion auch urkundlich besiegelt wurde. Im Anschluss begann Bühner mit der „militärischen Ausbildung“. Das Marschieren habe er noch vom Bund gekannt, „aber alles andere musste ich noch lernen“.

Dazu besuchte er immer wieder benachbarte Römergruppen, etwa die Römerkohorte in Opladen und die dritte Kohorte der 19. Legion in Bergkamen. Dort befasste er sich mit Themen wie Marschordnung, Waffenpräsentation, Formationsbildung im Feld und der wichtigen Interaktion mit Besuchern.

Dazu kamen weitere wichtige militärische Bereiche wie Lageraufbau und Befestigung sowie Übungen zur Formationsbildung der berühmten „Schildkröte“ (Testude), die als militärische Defensivformation die Legionäre im Feld gegen feindliche Angriffe schützte.

„Wir haben auch die Befehlsstruktur auf Latein gelernt und zur Ertüchtigung des Schwertarms stundenlang mit dem Stichschwert am Pfahl geübt.“ Das sei schon echt anstrengend gewesen. „Nach fünf Minuten tat einem da schon der Arm weh.“

Nach etwa einem Jahr organisierten die Halterner Legionäre auch eigene Treffen. Die Gruppe gab sich eine feste Struktur, wählte Bühner zum Optio (stellvertretender Centurio) und benannte auch Standartenträger und den Hornbläser.

Die musemseigene Römertruppe des LWL.
Die musemseigene Römertruppe des LWL-Römermuseums. © Peter Jülich

Die Truppe traf sich regelmäßig und eignete sich in Workshops weiteres Wissen unter anderem über Feldzeichen und Werkstoffe an. Im Verpflegungsbereich wurde in gemeinsamen Kochstunden die Herstellung von Moretum geübt - einer Schafskäsepaste, die als Beigabe zum selbstgebackenen Steinofenbrot gegessen wurde. Dann kam Corona und die Treffen fielen erst mal aus.

400 Stunden Arbeit für Kettenhemd

Während des Lockdowns beschäftigte sich Marc Bühner mit einem ganz neuen Projekt. Er fertigte sein eigenes Kettenhemd. Dafür vernietete er in 400 Arbeitsstunden rund 35.000 wenige Millimeter große Metallringe miteinander. „Am Ende war ich schon geschafft“, sagt er. „Meine Familie hat mir geholfen.“

Letztes Jahr war es dann bei den „Römertagen“ endlich wieder Zeit für einen öffentlichen Auftritt. Die Halterner Legionäre präsentierten die „Adlerweihe“, bei der das Wappentier in einer festlichen Zeremonie von einem römischen Priester geweiht wurde, der breiten Öffentlichkeit. Danach zog die Truppe in das neu geschaffene Wachhaus, um dort am Lagerfeuer mit reichlich Musum, dem starken römischen Gewürzwein, das Ereignis zu feiern.

Mittlerweile sind die Halterner Römer bei vielen städtischen Veranstaltungen dabei. Diese Präsenz ist Bühner wichtig: „Wir wollen so das Römertum in Haltern auch weiterhin sicht- und erlebbar machen.“

Dabei hilft ihm seine ungebrochene Faszination für das Legionärswesen. Für ihn ist es eine inspirierende Mischung aus technischer Entwicklung und handwerklichem Können, aber auch gesellschaftlichem Zusammenleben.

Marc Bühner will auch weiterhin sein umfangreiches Wissen weitergeben, ist dafür in Schulen unterwegs und natürlich auch bei den Veranstaltungen im Halterner Römermuseum. Mit dem Aufstieg vom Optio zum Centurio hat sich Bühner auch schon ein weiteres Ziel gesetzt und wäre als solcher dann gerne einmal bei einem öffentlichen Auftritt in Rom dabei. „Das wäre noch ein weiterer ‚römischer Traum‘ für mich“, sagt er.

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