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Liste mit 45.250 Namen: Gedenken an ertrunkene Geflüchtete in Haltern
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Mit einer Aktion auf dem Marktplatz machte der Asylkreis Haltern auf das Thema Seenotrettung aufmerksam. Dabei stand eine Liste im Mittelpunkt, die sich durch die ganze Sixtus-Kirche zog.
Unter dem Motto „Immer nur schockiert sein - und nichts tun - ist tödlich“ fand am Samstagvormittag die zweiteilige Veranstaltung des Halterner Asylkreises zum Thema Flüchtlingspolitik und Seenotrettung auf dem Marktplatz statt.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand eine Liste mit Namen von 45.250 Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Elend im Mittelmeer ihr Leben verloren hatten, erklärte David Schütz von der Caritas. Die Liste lag wie ein Mahnmal im Mittelgang der Sixtus Kirche aus und zog sich vom Eingangsportal bis an den Hochaltar.

Halterns Bürgermeister Andreas Stegemann (CDU) betonte das reibungslose Zusammenspiel Halterner Institutionen bei der Flüchtlingsarbeit. © Antje Bücker
Brücken bauen, Flagge zeigen
Bürgermeister Andreas Stegemann begrüßte um 10 Uhr die zahlreich erschienenen Bürgerinnen und Bürger und eröffnete damit den ersten Teil der Veranstaltung. Dabei betonte er das reibungslose Zusammenspiel der Halterner Institutionen bei der Flüchtlingsarbeit und bezeichnete in diesem Zusammenhang die zuvor in die Kritik geratene Veranstaltungseinladung des Asylkreises „(…) Wir setzen uns dafür ein, dass (...) der/die zukünftige Innenminister*in nicht durch die CDU/CSU besetzt wird, (…)“ als eine lediglich etwas unglückliche Formulierung, der angesichts des Ernstes der Angelegenheit keine große Bedeutung zukommen solle: „Die Kooperation mit dem Halterner Asylkreis hat immer gut funktioniert. In der Sache wollen wir zusammen arbeiten. Das eint uns!“
Mitglieder des Asylkreises trugen die Liste vor die Kirche und lasen einige der Namen vor. „Wir müssen uns vor Augen halten, dass hinter jeder dieser Zahlen ein Name steht, ein Mensch und sein Schicksal!“
Im Anschluss informierten Vertreter aus Politik, Kirche und Hilfsorganisationen über den Stand von Frontex, Sea-Eye und Sea-Watch und gaben gleichzeitig Selbstverpflichtungen ab. „Solange Frontex an den Außengrenzen der EU die Flüchtlinge nicht schützen kann, müssen private Initiativen dafür Sorge tragen, dass Menschen nicht im Mittelmeer ertrinken“, sagte Robert Heinze, Bundestagskandidat der FDP.
Plakate mit den formulierten Selbstverpflichtungen
Ihren Einsatz für die Sache erklärten auch die Bundestagskandidaten Robin Conrad (Bündnis 90/Die Grünen) und Brian Nickholz (SPD), Propst Jürgen Quante, Diakoniepfarrer Dietmar Kehlbreier und Pfarrerin Merle Vokkert als Vertreter der Kirchen und Bärbel Bettenworth von der Unesco Recklinghausen. Plakate mit den formulierten Selbstverpflichtungen liegen am Hochaltar der Sixtus-Kirche aus. Für die evangelische Kirche beispielsweise: Jede Pfarrgemeinde soll ein sicherer Hafen werden.
Die Halterner Band Motel spielte in den Redepausen bekannte Stücke der Rock- und Popmusik, die zum Thema passten und das Programm abrundeten. Moderiert wurde die Veranstaltung von Herbert Bludau-Hoffmann.
Rettungswesten als Zeichen der Solidarität
Im Anschluss startete um 12 Uhr die zweitägige Tour der Fahrrad-Demonstration des Seebrückenaktionsbündnisses Münsterland. Neben der Stadt Haltern nahmen Radfahrer aus 18 weiteren Städten an der Aktion teil, um am Sonntag in Münster zu einer gemeinsamen Kundgebung um 14 Uhr zusammenzutreffen.

Die Polizei begleitete die Fahrrad-Demonstration. © Antje Bücker
Den Startschuss für die rund 20 von Polizei eskortierten Fahrer gab Hermann Döbber vom Asylkreis. Um ein weiteres Zeichen zu setzen, trugen die Fahrer Rettungswesten.
Die Veranstalter hatten ein informatives und aufgrund der Fakten bewegendes Programm auf die Beine gestellt. Viele Bürger füllten den Marktplatz und nahmen sich das Motto „Immer nur schockiert sein - und nichts tun - ist tödlich“ sehr zu Herzen. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn auch Geflüchtete an der Kundgebung teilgenommen hätten.
Journalistin und Fotografin wollte ich schon während der Schulzeit werden. Trotzdem bin ich erst nach vielen Umwegen zur Zeitung gekommen. Die Berichterstattung über die Ereignisse in der großen weiten Welt haben meinen Horizont erweitert, der Lokaljournalismus meinen Blick auf die wesentlichen Dinge vor der eigenen Haustür.
