Eine ein Meter lange Eisenbahnschiene liegt seit Kurzem im Vorgarten von Friedhelm Lorenz in Haltern. „Letzte Deutsche Schiene 2013“ ist darauf zu lesen. Der Halterner hat damit ein kleines „Denkmal“ zur Erinnerung an sein Berufsleben aufgestellt.
Friedhelm Lorenz stammt aus Gelsenkirchen, ist in Bochum aufgewachsen und lebt seit 1986 in Haltern. Als Werkstoffprüfer und Ingenieur war er lange in der Forschung der Thyssen Stahl AG tätig. „Seit 1998 war ich im Bereich Qualitätswesen, später Technologie, als Abteilungsleiter des technischen Kundendienstes der TSTG Schienentechnik in Duisburg beschäftigt“, sagt er.
Dieses Werk gehörte zuletzt zum Konzern Voestalpine. „Das ist heute einer der weltweit größten Schienenhersteller mit Hauptsitz in Österreich,“ sagt Friedhelm Lorenz. „Wir haben nicht nur Schienen für Eisenbahnen, sondern auch für Straßenbahnen und andere Profile hergestellt.“
Werk wurde 2013 geschlossen
Im Duisburger Werk, in dem Friedhelm Lorenz tätig war, wurden Schienen-Profile von bis zu 120 Metern Länge hergestellt, die auch für Hochgeschwindigkeitsstrecken geeignet sind. „Ich selbst bin dort 2011 ausgeschieden“, sagt der 76-jährige Halterner „2013 wurde das Werk dann leider geschlossen. 500 Arbeitsplätze gingen verloren.“
Die Angestellten hatten noch versucht, sich mit verschiedenen Aktionen für den Erhalt des Standorts einzusetzen. Aber es half nichts, der Mutterkonzern konzentrierte seine Produktion am Heimatstandort in Donawitz (Österreich). „Bei der Herstellung der letzten Schienen hat es viele Tränen gegeben“, sagt Friedhelm Lorenz.
100 Erinnerungsstücke
An diese Entwicklung möchte er mit dem kleinen Stück der letzten Schiene erinnern. „Es gibt etwa 100 Stück dieser kurzen Schiene,“ sagt er. „Sie erhielten einen Überzug und wurden als Erinnerungsstücke beschriftet.“

Mit der Schließung der TSTG-Schienentechnik in Duisburg verschwand das letzte von ehemals 20 Schienen-Walzwerken in Deutschland. Die Schienenbeschaffung beschränkt sich heute ausschließlich auf Importe aus dem Ausland.
„Das führt dazu, dass Deutschland, das Land mit dem größten Schienennetzwerk in Europa, Schienen für Neubaustrecken und Reparaturen aus dem Ausland importieren muss. Und das, obwohl das Werk in Duisburg schwarze Zahlen geschrieben hat“, sagt Friedhelm Lorenz. „Wir haben nach ganz Europa geliefert.“
Der Vater von sieben Kindern und Opa von sieben Enkelkindern arbeitet bis heute als unabhängiger Sachverständiger. Mit seinem Erinnerungs-Denkmal im Vorgarten möchte er dazu beitragen, dass die Tradition der Schienenherstellung in deutschen Walzwerken nicht in Vergessenheit gerät.
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