Nach einigen hundert Metern auf dem Rad- und Fußweg hinter der Marienkirche ist Schluss. Hier bremst eine Umlaufsperre Radfahrer und Fußgänger an einer nicht einsehbaren Wegekreuzung. Das dient der Sicherheit. Für Lastenradfahrerinnen wie Nicole Peters und Lisa Hauser gibt es hier aber gar kein Weiterkommen mehr.
Lasterfahrräder dürfen bis zu vier Meter lang und 2,5 Meter hoch sein. Ist das Lastenfahrrad einspurig, darf es einen Meter breit sein. Mehrspurige Gefährte dürfen bis zu zwei Meter Breite haben.
Diese Ausmaße erreichen die Räder von Nicole Peters und Lisa Hauser beide nicht. Trotzdem kommen sie hier nicht durch. „Für uns gibt’s hier nur eins: umkehren“, sagt Nicole Peters. Und Lisa Hauser ergänzt: „Aber auch das ist nicht einfach. Da der Weg insgesamt schmal ist, können wir nicht wenden, sondern müssen das Rad rückwärts wieder bis zur Gildenstraße ziehen.“
Alternative zum Auto
Auf Anhieb fallen den Frauen drei Stellen in Haltern ein, an denen sie dieses Problem haben: auf dem Weg hinter St. Marien, am Nesberg und an der Silverbergschule. „Wahrscheinlich gibt es noch mehr“, sagt Nicole Peters.
Lastenradfahren ist für beide eine gute Alternative zum Auto: „Wenn man in der Nähe der Halterner Innenstadt wohnt, braucht man kein Auto mehr“, sagen sie. „Die Kinder können zur Kita transportiert werden, auch der Familienhund fährt mit. Ich erledige auch alle Einkäufe damit, selbst Großeinkäufe“, so Lisa Hauser.

Lastenräder sind zwar noch ein Randprodukt, aber sie sind im Kommen. „Noch verkaufen wir sie selten, aber die Nachfrage steigt ganz langsam“, sagt Claudia Wachowiak von MCW Trend-Bikes in Haltern. Auf der Messe Eurobike in Frankfurt im Juni sei ein deutlicher Trend zu Lastenrädern zu sehen gewesen, ergänzt Niklas Klaus von Zweirad Marwitz.
Nicole Peters und Lisa Hauser möchten auf das Problem der Lastenradfahrer aufmerksam machen. „Es betrifft übrigens auch Kinderanhänger an Fahrrädern“, sagt Nicole Peters. „Auch damit kommt man alleine nicht durch. Es muss jemand den Anhänger in der Sperre umsetzen.“ Auch die Fahrradständer in der Innenstadt seien zu kurz und zum Teil zu schmal, sagt Lisa Hauser. „Wenn ich da reinfahre, gibt es Kratzer am Fahrrad.“

Am Weg hinter der Marienkirche sorgen die Umlaufsperren dafür, dass den Gang keine Motorräder und Mofas (mit zu hoher Geschwindigkeit) passieren können, erläutert Stadtsprecherin Sophie Hoffmeier auf unsere Anfrage. „Des Weiteren bremsen sie Kinder aus, damit diese nicht zu schnell auf die Straße zufahren. Auch andere Umlaufsperren sind aus solchen Gründen angebracht.“
Die Stadt freue sich allerdings, wenn Lastenräder genutzt würden, um Fahrten und Einkäufe zu absolvieren. Sophie Hoffmeier weiter: „Wir sind darum bemüht, für diese Zielgruppe optimale Voraussetzungen zu schaffen. Deshalb ist auch geplant, nach dem Heimatfest einige neue Fahrradbügel aufzustellen, die speziell für Lastenräder sind und auch als solche gekennzeichnet sind.“
Neue Bügel für Lastenräder
Die geplanten Standorte sind: Merschstraße 7, Merschstraße 18, Merschstraße 20/22 und Lippstraße 14. „Wir haben direkt mehrere Lastenrad-Bügel bestellt, sodass wir perspektivisch auch weitere Standorte errichten könnten. Anregungen dazu nehmen wir gerne entgegen,“ so die Stadtsprecherin. Im März 2022 hatte die Stadt eine Förderung für Lastenräder angeboten, die auch vollständig ausgeschöpft wurde.
Es gebe aus Sicht der Radfahrer auch positive Entwicklungen in Haltern, finden Nicole Peters und Lisa Hauser. Sie nennen die Ladestationen für E-Bikes. „Auch ist es gut, dass die Sperren im Tunnel vom Bahnhof zur Innenstadt und an der Hullerner Straße unter der Bahnlinie abgebaut und durch eine neue Regelung ersetzt worden sind“, so Nicole Peters. Grundsätzlich wünschen sie sich, dass die Förderung des Radverkehrs in Haltern eine hohe Priorität erhält.
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