Die klimatischen Bedingungen ändern sich, es kommt immer öfter zu sehr heißen Witterungsphasen im Sommer. Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) hat deshalb vorgeschlagen, die Arbeitszeiten in Deutschland an die der südlichen Länder Europas anzupassen.
„Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten“, schlug der Vorsitzende Johannes Nießen vor.
Bei starker Hitze seien Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst. Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führe zusätzlich zu Konzentrationsproblemen, so der Verbandsvorsitzende. Komplexe Arbeitsanforderungen sollte man daher lieber in die frühen Morgenstunden verschieben.
Flexible Mittagspause
Viele Arbeitnehmerverbände hatten sich positiv zu dem Vorschlag geäußert. Aber was sagen Halterner Arbeitgeber? Halten sie die Idee für sinnvoll und realisierbar?
Einer der großen Arbeitgeber in Haltern ist die Stadtverwaltung. „Bei uns kann sich gewissermaßen jeder Mitarbeiter seine Siesta selbst schaffen“, sagt Stadtsprecherin Sophie Hoffmeier auf Nachfrage. Grund dafür sei die Gleitzeitregelung, die vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den normalen Verwaltungsbereichen gelte.
In der Zeit zwischen 12 und 13.30 Uhr könne jeder Mitarbeiter seine freie Zeit selbst einteilen. „Jeder, der sechs Stunden und mehr arbeitet, muss mindestens eine halbe Stunden Pause machen“, so Hoffmeier. „Die übrige Zeit kann ich mir frei einteilen, einige Kollegen nutzen sie zum Beispiel für sportliche Aktivitäten. Das gilt vorrangig für die Verwaltungsmitarbeiter, natürlich nicht beispielsweise in den Kitas oder bei der Feuerwehr.“

Flexible Lösungen gibt es auch in den Unternehmen der Halterner Borger-Gruppe. Zu den Firmen von Gründer Ludwig Borger gehören unter anderem ein Pflegedienst und eine Tagespflege, EDV- und Buchhaltungsdienstleistungen und ein Sanitätshaus. Insgesamt beschäftigt die Gruppe 350 Mitarbeiter.
„Je nachdem um welche Bereiche es sich handelt, haben die Mitarbeiter bereits heute gewissermaßen ihre Siesta“, sagt Ludwig Borger. „In der ambulanten Pflege liegt das Gros der Termine in den Zeiten bis 12 Uhr und dann wieder nach 15/16 Uhr. Da gibt es meist eine längere Mittagspause.“
Es kommt auf die Branche an
In der Tagespflege hielten die Gäste ebenfalls eine Mittagsruhe ein. „Anders sieht es bei den Bürotätigkeiten aus, da haben wir flexible Arbeitszeitregelungen und viele arbeiten im Homeoffice. Da gehe ich im Vertrauen auf meine Mitarbeiter davon aus, dass sie ihre Arbeitszeiten so gestalten, wie sie es sich am besten einteilen können.“
Ludwig Borger räumt ein, dass vor allem in Berufen, in denen draußen gearbeitet wird, eine Siesta im Hochsommer sinnvoll sein kann. „Für uns ist das aber ansonsten ein Thema, das nicht oben auf der Tagesordnung steht“, sagt er.

„Für uns ist so etwas nicht umsetzbar“, sagt Günter van Buer, Inhaber der Modehäuser „van Buer“ und „Mittendrin“ in Haltern. „Für uns als Einzelhändler gilt: Wenn wir schließen, spielen wir dem Onlinehandel in die Karten.“ Das gelte auch für eine ausgedehnte Mittagspause.
Kundenfrequenz leidet
„Ich bezweifle, dass die Kunden dann am Nachmittag noch ins Geschäft kämen, wenn wird mittags lange zuhaben“, sagt van Buer. „Schon jetzt leidet montags die Kundenfrequenz in Haltern, weil mehrere Geschäfte dann schließen.“
„Unsere Mitarbeiter können ihre Mittagspause flexibel nehmen und es gibt Springer, die diese Zeiten abdecken“, sagt van Buer. „Und wenn es in der Vergangenheit mal so heiß war, dass keine Kunden mehr in Haltern unterwegs waren, dann haben wir wegen ‚Hitzefrei‘ auch früher geschlossen.“
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