146 Liter Diesel fasst der Tank des Treckers von Landwirt Ludger Winkelkotte.

© Jürgen Wolter

Landwirt, Fahrlehrer: Sprit wird teurer für alle, nur für Busse nicht

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Fahrlehrer und Landwirte aus Haltern müssen die teuren Spritpreise mit Preiserhöhungen auffangen. Das gilt aber zunächst nicht für die Busse der Vestischen.

Haltern

, 14.03.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Schock beim Blick auf die Zapfsäulen der Tankstellen sitzt bei Autofahrern jeden Morgen tief. Die kontinuierlichen Preissteigerungen sind anscheinend nicht zu bremsen. Das trifft nicht nur Privatleute, sondern neben den Taxifahrern auch weitere Branchen, die Fahrzeuge im Einsatz haben.

150 Liter Dieselkraftstoff braucht Landwirt Ludger Winkelkotte aus Holtwick, um einen Hektar Land zu bewirtschaften. In seinem Schweinemastbetrieb baut er Mais und Getreide als Viehfutter an. „Bei Kollegen, die mehr Feldwirtschaft betreiben, ist der Verbrauch teilweise deutlich höher“, sagt Winkelkotte. „Aber ich zahle inzwischen einen Euro mehr für den Liter Diesel. Das macht aufs Jahr hochgerechnet allein für meinen Betrieb Mehrkosten von rund 10.000 Euro aus.“

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Und mit den steigenden Spritkosten sei es ja nicht getan, so der Vorsitzende des Halterner Ortsverbandes im Landwirtschaftlichen Kreisverband Recklinghausen. „Dazu kommen ja noch die steigenden Strom- und Heizkosten für den Betrieb.“ Letztlich, so der Halterner Landwirt, müssten diese Preissteigerungen auf die Verbraucherpreise aufgeschlagen werden, um die landwirtschaftlichen Betriebe weiter wirtschaftlich betreiben zu können.

Bustickets werden nicht teurer

Auch Busunternehmen sind von den ansteigenden Spritpreisen betroffen, aber zunächst nur indirekt. Für die Vestische Straßenbahnen GmbH sind im Kreis Recklinghausen, Gelsenkirchen und Bottrop insgesamt 242 Busse im Einsatz.

„Wir kaufen ganz normal am Markt ein – und zwar alle 14 Tage rund 240.000 Liter. Wir haben drei Tanksilos mit jeweils ausreichend Fassungsvermögen“, informiert Jan Große-Geldermann, Pressesprecher der Vestischen, auf Anfrage. Ein Bus verbraucht normalerweise rund 30 Liter Diesel auf 100 Kilometern je nach Fahrzeug und Strecke, Gelenkarmbusse brauchen mehr.

242 Busse sind für die Vestische im Kreis unterwegs.

242 Busse sind für die Vestische im Kreis unterwegs. © Archiv

Trotzdem wirken sich die aktuellen Preissteigerungen für die Vestische nicht direkt aus. „Unsere Träger, der Kreis Recklinghausen sowie die Städte Bottrop und Gelsenkirchen, kommen für Mehrkosten auf, wenn sich unsere Einnahmen nicht mit den Ausgaben decken“, sagt Große Geldermann.

Um den öffentlichen Trägern Planungssicherheit zu geben, handelt die Vestische mit einer Bank eine Dieselpreisabsicherung für 90 Prozent der Jahresbedarfsmenge aus. „Damit sichert das Unternehmen seine Plankosten im Sinne der Gesellschafter. Ein konkretes Beispiel: Die Vestische sichert sich einen Preis von 51 Cent, der Marktpreis liegt aber bei 60 Cent, so zahlt die Bank die Differenz von 9 Cent zum Marktpreis an die Vestische. Deshalb sind wir von kurzfristigen Schwankungen nicht betroffen“, so der Pressesprecher der Vestischen.

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Langfristig wirkt sich die Preissteigerung allerdings doch aus, immer dann, wenn neue Verhandlungen mit der Bank anstehen. „Zurzeit muss aber niemand mit Preiserhöhungen bei den Bustickets rechnen“, so Jan Große-Geldermann.

In ihren Tanks hält die Vestische übrigens immer eine Notreserve von 100.000 Litern Diesel für Polizei und Feuerwehr im Vorrat. „Bei großflächigem Stromausfall könnten diese Fahrzeuge bei uns betankt werden, weil unser Tanksystem vom öffentlichen Stromnetz unabhängig funktioniert.“

Fahrlehrer denken über Preiserhöhungen nach

Auch Fahrlehrer sind von den Kostensteigerungen betroffen. „Ich habe mal überschlagsmäßig gerechnet“, sagt Fahrlehrer Ralf Köhler von Ralli’s Fahrschule. „Allein beim Sprit habe ich innerhalb eines Monats eine Kostensteigerung von 50 Prozent zu verzeichnen.“ Zu seinem Fuhrpark gehören drei Diesel- und ein Benziner-Pkw, sowie drei Motorräder. Seit Anfang des Jahres sei der Liter Diesel um 80 bis 90 Cent teurer geworden.

Um 50 Prozent sind die Spritkosten für Fahrlehrer Ralf Köhler in den letzten Wochen gestiegen.

Um 50 Prozent sind die Spritkosten für Fahrlehrer Ralf Köhler in den letzten Wochen gestiegen. © Jürgen Wolter (Archiv)

„Das können wir letztlich nur über Preiserhöhungen auffangen, darüber habe ich auch schon mit mehreren Kollegen gesprochen“, so Ralf Köhler. Bestehende Verträge seien davon aber nicht betroffen, versichert der Halterner Fahrlehrer.