Ladendiebstahl in Haltern „Es hat sich extrem erhöht“

Ladendiebstahl in Haltern: „Es hat sich extrem erhöht“
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Der Handel muss immer mehr Ladendiebstähle beklagen. In Dortmund berichtete eine Inhaberin, dass Diebe die Ware regelrecht vom Ständer reißen und wegrennen. Der Kriminalitätsbericht 2022 hat gezeigt: In Haltern gab es 49 Fälle von Ladendiebstahl. Fast doppelt so viele wie 2021. Wie ist die aktuelle Situation?

„Es hat sich extrem erhöht“, betont Gabi Badde, Leiterin der Pieper-Filiale in Haltern. „Das passiert täglich.“ Nicht jeder Ladendiebstahl wird sofort bemerkt. Doch die Täterinnen und Täter werden zunehmend dreister.

Gabi Badde ist seit 1984 im Dienst. Das Klauverhalten habe sich mit der Zeit verändert. Viele bemühen sich nicht, den Diebstahl zu verstecken. „Sie gehen zum Regal, nehmen das Produkt raus und gehen.“ Die Mitarbeiter hätten Angst, denn die Diebe verhalten sich oft aggressiv, sagt die Verkäuferin.

Mehr Polizeipräsenz

Gabi Badde und ihre Kollegin Saskia Schledz fackeln nicht lange. Wird jemand erwischt, rufen sie die Polizei. Doch das könne dann auch mal etwas länger dauern. „45 Minuten. Wie soll ich den Dieb so lange hier halten?“, fragt sich Gabi Badde.

Sie wünscht sich mehr Polizeipräsenz in der Innenstadt. Darüber hinaus sollten Polizistinnen und Polizisten schneller im Geschäft sein. „Wenn der Täter noch im Laden ist, dann kommen die Beamten sofort“, sagt Polizeisprecherin Annette Achenbach. „Mit Blaulicht und Martinshorn.“

Natürlich werden Einsätze priorisiert. Die Kolleginnen und Kollegen entscheiden, ob Einsatzmittel an anderer Stelle gebraucht werden. Das gilt aber nicht, wenn der Dieb vor Ort ist. „Wenn der Täter bereits flüchtig ist, kann es auch mal länger dauern“, so die Polizeisprecherin.

Häufen sich die gemeldeten Ladendiebstähle, wird die Polizeipräsenz entsprechend hochgefahren, sagt Achenbach.

Diebe und ihre Tricks

Die Diebe wissen, wie sie das Alarmsystem umgehen können, sagt Anna Heckmann. „Sie werden erfinderisch. Das ist ein großes Problem“, ergänzt Simone Butzer, Mitarbeiterin bei „Mode Heckmann“.

Simone Butzer steht hinter der Kasse.
Simone Butzer arbeitet bei Mode Heckmann in der Halterner Innenstadt. Sie kennt die Tricks der Ladendiebe. © Julia Müller

„Sie klauen das, was ihnen gerade ins Auge springt.“ Teilweise greifen die Täter dabei zu gefährlichen Mitteln. „Sie kokeln die Sicherung an“, so die Verkäuferin.

Mit Ladendiebstahl muss das Team eher selten umgehen. Wenn ihnen etwas komisch vorkommt, tauschen sie sich aber mit den Nachbargeschäften aus. Das ist hilfreich, jedoch ist die Situation im „Modewerk“ ein paar Häuser weiter fatal.

Wer sind die Täter?

„Es ist wirklich schlimm“, betont Filialleiterin Petra Buchberger. Die Täter reißen die Kleidung teilweise auseinander, entfernen die Sicherung und verstecken sie in angrenzenden Hosen- oder Jackentaschen.

An der Kasse tauchen sie dann wieder auf: „Manchmal kommen uns fünf oder sechs Sicherungen entgegen“, so die Verkäuferin. Jeder Ladendiebstahl wird zur Anzeige gebracht. Dennoch flacht die Situation nicht ab.

Petra Buchberger steht vor einem Ständer mit Kleidung.
Petra Buchberger schockiert die aktuelle Situation. Im Modewerk reißen Diebe die Kleidung teilweise auseinander, um die Sicherung zu entfernen. © Tabea Artmannselm

Petra Buchberger hat eine Vermutung: „Es ist alles teurer geworden.“ Doch wer sind die Täterinnen und Täter?

„Ich habe schon alles erlebt. Kinder, Jugendliche oder auch Stammkunden“, sagt die Filialleitung. Ob Markenkleidung oder günstige Alternativen - geklaut werde eigentlich alles. „Und das geht total fix.“

Das bestätigt auch Gabi Badde. Die Diebe sind Gruppen, aber auch ältere Personen. Leute, die bereits in anderen Pieper-Filialen Hausverbot haben. Man könne nicht sagen: Die Person klaut ganz bestimmt nicht, sagt die Filialleiterin.

Diebstahl bedroht Arbeitsplätze

Über die Konsequenzen machen sich die Täterinnen und Täter keine Gedanken. „Alles was verkauft wird, sichert unseren Arbeitsplatz“, betont Gabi Badde.

Ist das Produkt nicht mehr da, gehen die Kundinnen und Kunden zur Konkurrenz. „Das ist den Leuten egal.“

Die Folge: „Wenn wir nicht gut wirtschaften, kann das zu Personalabbau führen“, ergänzt Petra Buchberger.

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