In der Produktionshalle der Firma KSK (Kuhlmann System Kühltechnik) wird gerade wieder ein dicker Brocken montiert: „Wir bauen eine Kühlhaube für einen Konverter-Schmelzbetrieb der Salzgitter AG“, sagt Gesellschafter und Geschäftsführer Olaf Huscher. So ein Teil hat einen Durchmesser von gut vier Metern und wiegt locker mal 10 bis 15 Tonnen.
Beim Schmelzvorgang entstehen in der Anlage der Salzgitter AG CO-Gase mit einer Temperatur von 2000 Grad Celsius. Die Anlagen von KSK sorgen mit ihren wassergekühlten Rohrsystemen dafür, dass diese wieder heruntergekühlt werden. „Heute spielt dabei zunehmend der Aspekt eine Rolle, wie man diese Wärme wieder nutzbar machen kann“, sagt Olaf Huscher.
Die neue Anlage trägt dazu bei, dass der Dampf im Kessel in ein Dampfnetz eingespeist wird, das der Betrieb wieder für seinen Produktionsprozess nutzen kann.
Öffentliches Nahwärmenetz
Für ein Elektro-Stahlwerk in Bayern entwickelt KSK gerade eine Anlage, die dazu dient, die Abwärme in ein öffentliches Nahwärmenetz einzuspeisen. „Wir sorgen für die Schnittstelle zwischen der Produktion und der Nutzung“, erläutert Mitgesellschafter und Geschäftsführer Andreas Höwedes.
„Wärme und Energie fällt in industriellen Prozessen in Deutschland überall an“, so Olaf Huscher. „Lange hat man sich wenig Gedanken darüber gemacht, wie man diese nutzen kann, aber da hat inzwischen ein großes Umdenken eingesetzt“.
Die Anlagen von KSK tragen dazu bei, die anfallende Energie zum Heizen von Bürogebäuden, für Nah- und Fernmwärmenetze oder sogar zur Verstromung mittels Turbinen nutzbar zu machen. Fernwärmenetze spielen bei der jetzt gesetzlich geforderten kommunalen Wärmeplanung eine ebenfalls immer größere Rolle.

Diese Nutzungen standen aber nicht ursprünglich im Fokus bei der Gründung des heute in Haltern ansässigen Unternehmens. In den 1970er-Jahren wurden erstmals Rohre für die Kühlung von Schmelzgefäßen in der Stahlindustrie eingesetzt. Firmengründer Herbert Kuhlmann erkannte, welches Potenzial in diesem Rohr stecken könnte und gründete im Jahr 1983 in Bochum-Gerthe die Kuhlmann-System-Kühltechnik GmbH.
Komplexe Baugruppen
Aus dem Handwerksbetrieb entwickelte sich in den Folgejahren durch die inzwischen gesammelten Erfahrungen hochqualifizierter Mitarbeiter in der Fertigung, Entwicklung und Konstruktion ein eigenes Know-How und aus einzelnen Kühlelementen wurden komplexe wassergekühlte Baugruppen und Anlagen.

1994 schied Herbert Kuhlmann aus dem Unternehmen aus Altersgründen aus. An seine Stelle traten Olaf Huscher und Carsten Oberhag als Geschäftsführer und Gesellschafter. Das Fertigungsportfolio erweiterte sich zunehmend. Um dem Rechnung zu tragen, wurde ebenfalls 1994 die heutige KSK Stahl System Technik in Brandenburg zur Erweiterung der Fertigungskapazitäten gegründet.
Die Energieeffizienz und die Auskopplung von Restenergie gewann immer mehr an Bedeutung. Anfang 2002 wurde eine moderne Entwicklungs- und Fertigungsstätte in Haltern gebaut und der Firmensitz in die Seestadt verlegt. „Wir waren damals der erste Betrieb, der sich auf der grünen Wiese hier im Gewerbegebiet Prozessionsweg ansiedelte“, erinnert sich Olaf Huscher.
Anfang 2019 trat Andreas Höwedes in die Geschäftsleitung ein und löste ein Jahr später Carsten Oberhag im Zuge einer langfristigen Nachfolgeregelung ab. Die Firma KSK besteht heute aus vier Unternehmensbereichen und beschäftigt als inhabergeführtes mittelständisches Unternehmen rund 80 Mitarbeiter.

„Die von uns entwickelten Apparate und Anlagen funktionieren technisch wie große Wärmetauscher und kommen zum Beispiel in der Metallindustrie zum Einsatz. Hier entstehen bei energieintensiven Schmelz- und Recyclingprozessen heiße Abgase mit über 1000 Grad Celsius, die dann unsere Apparate durchströmen, die aus tonnenschweren Schweißkonstruktionen aus Rohren bestehen“, erläutert Andreas Höwedes. „Die vom Wasser aufgenommene Wärmeenergie kühlen wir in unseren Systemen zurück oder machen sie anderweitig nutzbar.“
Vier Unternehmenszweige
Zur KSK-Familie gehören heute neben der System-Kühltechnik, die KSK Analyse Planung Design, KSK Elektro Technik Automation und die KSK Stahl System Technik. Die Projektierung und Planung aller Anlagensysteme und Apparate übernimmt die KSK Analyse Planung Design. Sie bewertet Prozesse mithilfe von CFD Strömungstechnik-Simulationen, bevor die Anlagen überhaupt gebaut werden.
Die Fertigung, Montage und Inbetriebnahme der Apparate im Werk übernehmen die KSK System Kühl Technik und die KSK Stahl System Technik aus Brandenburg. Für die Anlagensteuerung sorgt die KSK Elektro Technik Automation, die auch branchenfremd tätig ist.

„Als mittelständisches Unternehmen haben wir den Vorteil, im direkten Kontakt mit unseren Kunden nach Lösungen zu suchen. So ist ein unheimlich flexibles und kreatives Arbeiten möglich“, so Andreas Höwedes. „Wir wollen kein Global Player sein, aber ein ‚Bessermacher‘ für die Anlagen in Deutschland und im europäischen Ausland.“
„Gerade im Bereich der Weiternutzung der anfallenden Prozesswärme haben wir inzwischen ein Know-How entwickelt, das in Zukunft weiter gefragt sein wird“, ist auch Olaf Huscher überzeugt.
Kommunale Wärmeplanung in Haltern: Den Ausstoß von Treibhausgasen auf Null herunterfahren
Wohnen im Minihaus: Stadt Haltern hat noch ein Grundstück frei
Beliebter Burgerladen in Haltern schließt: Betreiberin sucht Nachfolge für Lokal und Konzept